Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

(4) Lila hört

Text: filifjonka

Der Wind treibt mir die Nässe in die Augen und sie werden trüb. Ich sehe den Wind nicht, aber ich erkenne das Geräusch, wenn er durch die Bäume fährt und lose Blätter über die Straße weht. Und dann höre ich, wie er gegen Mauern prallt und zu mir zurückkehrt, unruhig, gehetzt. Ich fühle, wie er an meiner Jacke zerrt und meine Haut mit seiner Kälte überzieht.



Ich höre auch meine Schritte auf dem trockenen Laub, und die Schritte der Anderen, Fremden, die vorüber drängen. Ich greife nach Gesprächsfetzen, begierig auf Worte, die so leicht sind, so unbeschwert, wenngleich mir ihr blanker Hohn ins Gesicht schlägt. Ich setze sie neu zusammen, bis ich im Kopf wieder die vertraute Stimme höre, die mir sagt, dass ich gehen soll. Ich höre den Straßenlärm in der Ferne, doch er ist nicht wirklich, denn wirklich ist nur jene Stimme, die alles andere übertönt.



Ich höre das Hupen und abrupte Quietschen von Reifen, ja sogar den brutalen Tritt des Fahrers auf das Bremspedal einen winzigen Moment zuvor. Doch es ist nicht wirklich, ebenso wenig wie das Zischen neben meinem Ohr, das zu der Hand gehört, die mich nach hinten reißt. Ich weiß, dass ich lebe, denn ich höre das alles. Und ich bin froh.

Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: