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Kraftlos

Text: KalSu
Versuchen wir es mal ohne Kauderwelsch. Wie fühlt es sich an Lust zu haben? Spaß zu haben? Oder anders gefragt: Wie hat man Spaß? Woher nimmt man die Kraft sich für etwas zu begeistern?

Ich weiß auf keine dieser Fragen "die" oder auch nur "eine" Antwort. In den letzten  fast  vier Wochen habe ich meine Wohnung nicht öfter als ein dutzend mal verlassen. Selbst ein Häftling würde öfter raus kommen. Andererseits könnte man sagen, dass dieser nicht so sehr "raus kommt", als viel mehr ins freie getrieben wird. Wobei "Frei" wohl auch wieder das falsche Wort ist. Es verpassen also Vergleich und Wortwahl den Anschlusszug zur gewünschten Aussage. Ich komme nicht raus.

Doch das ist ja nur Konsequenz und nicht Ursache. Zumindest sehe ich die Kette in diese Richtung verlaufen. Aber auf dem weg dieser Kette, könnte ich mich ja wirklich verlaufen haben.

-Diese verdammte Sprache mit ihren bedetungslosen Zweideutigkeiten  und bedeutungsschweren Uneindeutigkeiten-.

Nun ja, wie findet man Spaß an etwas, damit man die Kraft hat um die Lust aufzubringen weiß-der-Teufel-was zu machen? Kant hat gesagt: "Ich kann, weil ich will, was ich muss." Ist also der äußere Zwang die Bedingung des Spaßes? Hat damit also der Häftling das goldene Los des Spaßes gezogen? Das wäre doch eine schöne Ironie. 

Soll ich also jetzt losgehen und mal schauen wie schnell ich es schaffe Insasse des Strafvollzuges zu werden? Das wäre doch die Idee für die beste neue Reality-Show. Nicht länger ekel und fremdschämen in den Fernsehern. Sondern eine Sendung mit echter Moral. Die Teilnehmer schauen, wer es am schnellsten hinter Gitter schafft. Man sieht Verbrechen und die schnelle Aufklärung und Ahndung durch den Ordnungsstaat. Eine klare Kausalität, die jeden Kleingeist verschrecken soll, wenn dieser sieht wie seine C-Promi Götzen durch die harte Hand der Justiz gerichtet werden. Wer die höchste Strafe in der kürzesten Zeit mit den geringsten Mitteln bewerkstelligt, bekommt nach der Verbüßung seiner Strafe einen Koffer voller Geld. Die Fernsehanstalten werden sich darum reißen. Denn die nächste Staffel Big Brother ist durch die neuen Insassen auf Jahre hinaus gesichert. Und das Beste daran: Alles finanziert durch den Steuerzahler. Die Selbstbeteiligung des Fernsehens wäre marginal. 

Doch diese Ausschweifungen bringen mich auch nicht weiter. Kraft, Spaß und Lust kommen auch hier wieder zu kurz. Kann man schon mal enttäuscht sein.

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