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Starbucks-Mitarbeiter vs. ungewöhnliche Namen

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Die Situation:  

Der Bekannte C., den man, um das Problem zu verdeutlichen, ausnahmsweise bei seinem Klarnamen Cave (gesprochen mit einer äußerst fragilen Kombination aus "Kahwe" und "Kafe") nennen muss, hat es besonders schwer. Er ist latent maulfaul. Und er hat wenig übrig für Mokka-Latte-Chai-Schischi. Er trinkt: "Kaffee, groß, schwarz!" Außerdem antwortet er, fragt man ihn nach seinem Namen, um den zwecks späterer Zusammenführung von Trinker und Getränk auf einen Kaffeebecher zu schreiben, wahrheitsgemäß. Und einsilbig. Immer. Hat für ihn was mit Prinzip zu tun – und Bockigkeit. Und dann wird es ja meist besonders schwierig. Zweimal war also schon zu erleben, wie die Starbucks-Angestellte ihn mit einem Blick bedachte, mit dem man Irre besänftigt, als sie sagte: Ja, das Getränk, das habe sie ja beim ersten Mal schon verstanden. Sie brauche aber seinen NAAA-MEN, weil der müsse auf den BEEE-CHER mit seinem KaffEEEEE! Etwas Spaß macht es dem Bekannten C. wohl auch ...  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Zwei, die nicht miteinander können: Dienstleister und Menschen mit ungewöhnlichen Namen

Dort treffen sie aufeinander:

Eigentlich ja quasi überall, wo Namen aufgenommen werden müssen (selbst am Telefon). Freund Kerem hat Ähnliches beispielsweise vier Runden lang mit einem Hüttenbetreiber gespielt, ehe er zur allgemeinen Erleichterung "Franz" sagte und die Kaiserschmarrnbestellung endlich in die Küche ging. Aber bleiben wir im Kosmos Kaffeebar, weil allgemeines Gedränge, Grundlautstärke und Hirn, Herz und Ohr wattierende Lounge-Musik den Konflikt besonders verstärken.

Darum hassen sie einander:   

Der Frustreihung wegen. Wie jeder Dienstleistungsbereich hat auch das Kaffeegewerbe zusätzlich zu den normalen ein paar höchst individuelle Hassobjekte, deren Auftauchen qua steter Wiederholung besonders quälen. Die "Kawfes" dieser Welt rangieren da eindeutig weit oben. Während jene sich – und ja auch nicht ganz zu Unrecht – von der bekloppten Namensnennerei diskriminiert fühlen.  


Das ist die besondere Schönheit dieses Konflikts: 

Entgegen dem ersten Impuls handelt es sich keineswegs um ein rein deutsches Problem (obwohl wir laut Max Goldt das einzige Volk sind, das sich am Telefon unaufgefordert mit Namen meldet), sondern um ein ubiquitäres, internationales. Svati Kirsten Narula etwa, Redakteurin bei The Atlantic, benutzt nach eigenem Bekunden nicht nur ihren zweiten Namen für Bestellungen, selbst das für amerikanische Ohren sperrige Kirsten wandelt sie noch in Kristen um. Was wiederum zeigt, wie weit etwas Empathie einen hier brächte ...      

Das können wir von ihnen lernen:  
Uschi zum Beispiel: Nicht sehr populär als Kindername gerade, aber bei Bestellungen - ein Segen. Rüdiger auch.

Text: jakob-biazza - Cover: dpa; Bilder Collage: Reuters

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