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DJs - Die Rockstars unserer Zeit?!

Text: LalX

Die 60er Jahre begründeten das Zeitalter des Rock ,n‘ Roll und damit einer komplett neuen Jugend. Man konnte entweder ein Beatles oder Stones Anhänger sein - beides zusammen? Eher schwer, fast zu unterschiedlich um auf einer gemeinsamen Playlist aufzutauchen, aber die sind ja auch erst ein Problem des 21. Jahrhunderts. Im Laufe der Jahre sollten noch viele junge Männer, ja später sogar Frauen auf den Zug des Rockband Daseins aufspringen - Sex, Drugs and Rock and Roll! Das Konzept ging auf, bis es in den 90er Jahren an den Weichspüler namens „Boyband“ geriet, und damit sein Abstieg begründet wurde.



Ein Millenium und ein paar Jahre später sollte dann endlich ein neues Phänomen seinen Siegeszug durch die Welt antreten: Der DJ. Bis dato zwar kein Unbekannter Job, aber nicht in dem Ausmaß, welches uns heute erreicht hat: Der DJ als neuer Rockstar, hallenfüllender Held und Vorbild tausender Jugendlicher und solcher die es sein wollen. Die Parallelen zwischen DJ und Rockstar sind zunächst relativ simpel. Ein Leben auf der Überholspur, nächtelange Auftritte, gefüllte Stadien, Medienhype, Eskapaden und ja, auch einmal die ein oder andere illegale Substanz (auch nach 60 Jahren gibt es noch keinen natürlichen Muntermacher der einen mehrere Wochen am Stück wach bleiben lässt). Tiesto, DJ Antoin und David Guetta, das sind die neuen Versionen eines Keith Richards oder Axel Rose, um nur wenige zu nennen. Doch es gibt Unterschiede. Musste man in Zeiten der Rockbands noch ein Instrument beherrschen, oder zumindest mit dem Hauch einer Singstimme gesegnet sein um bekannt zu werden, reicht heute ein handelsüblicher Computer mit entsprechendem Mix-Programm als Grundstein der Karriere aus. Kein Problem für den, mit Computern statt Gitarre groß gewordenen Jung-DJ. Wer mit dem Programm vertraut ist kann damit eigentlich schon in die Spuren von David Guettas wing sneakers stapfen. Denn es gehört im Zeitalter sozialer Netzwerke schon fast zum guten Ton DJ zu sein. Das ist auch der Grund warum plötzlich Alle das selbe hören. Die Entscheidung Beatles oder Stones ist uns durch die zahlreichen, mit Beat unterlegten 80er/90er Jahre Hits einfach abgenommen worden. Genauso wie erkennbare Unterschiede in den Clubcharts. 



Auch die Verbreitung der eigenen „Kunst“ ist nun kein Problem mehr, Dank youtube und facebook kann man seine individuellen Musikstücke innerhalb weniger Sekunden in die Welt hinaus schleudern, und diesen Vorgang für ein paar Euro sogar beschleunigen. 
Aber was ist mit dem guten alten Konzertbesuch, dem Inbegriff eines unvergesslichen Erlebnisses? Wer denkt das Drehen und Schieben einiger Regler könnte unspektakulär sein, hat wahrscheinlich seit der letzten Tour von Queen kein Konzert mehr besucht. In puncto Pyrotechnik, Sound and Light kann ein erfolgreicher DJ mittlerweile sogar Rammstein in den Schatten stellen (die ja bekanntlich auch noch auf Gitarren spielen). Die Stadien mutieren damit zu gigantischen Freiluft-Clubs, aber mit einem Nachtclub in der Nähe braucht man sich nicht einmal mehr den Weg dorthin machen. Unterschiede beim Feeling? - Im Rausch von Alkohol etc. sowieso egal.



Bitte versteht mich nicht falsch, es gibt durchaus DJs die sich ihr Ansehen unbedingt verdient haben, und die Live-Musik ein Stück weit revolutioniert haben. Doch in die Uniform des Mainstream-Remix‘ gezwängt bleibt die Individualität nun mal zwangsläufig auf der Strecke. Und Musikmachen als sog. „Must Have“ war auch noch nie eine gute Idee. Ich für meinen Teil werde nun laut zu „Beast of Burden“ mitsingen, ich scheue mich nämlich auch heute nicht vor Entscheidungen.

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