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Mädchen, Thema Performance-Rückmeldung?

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Im Rückblick durchaus verwunderlich: Auf diesen ersten Sex folgte eine jahrelange Beziehung mit viel weiterem Sex. Wenigstens für den Moment war die Situation nämlich schon saublöd: Ein Typischer Post-Fünf-Whisky-Cola-Beischlaf, viel Rums und viel Bums und viel Herumgewälze – alles nicht außerordentlich koordiniert. Ganz schön lang ist es mir auch vorgekommen und gekannt hat man sich ja quasi noch gar nicht. Plötzlich dann jedenfalls so ein langgezogenes "Aaahhh!" aus einem irgendwie schon ekstatischen Gesicht, mit Luft durch die Schneidezähne ziehen und aufbäumen und ins Laken krallen und so. Und deshalb eben die Frage: "Bist du gekommen?"  

Gemeint war das eigentlich sehr rücksichtsvoll – für den Fall der Bejahung wäre da unter Umständen schließlich etliches empfindlich gewesen und eine Pause vielleicht angebracht. Rüber kam’s aber freilich premium-tumb: Tatsächlich handelte es sich nämlich um einen Wadenkrampf. Und das nachgeschobene "Frag mich das nie wieder!" hatte die Wucht einer Nackenschelle mit Anlauf. Und seither habe ich eine gewisse Scheu vor jeder Frage, die in eine auch nur ansatzweise ähnliche Richtung zielt.  

Und diese Fragen sind ja auch sackschwierig zu stellen. Weil sie sich so unmöglich von der Motivation dahinter trennen lassen. Und weil die unklar ist. Mir jedenfalls. Wenigstens manchmal. So eine Frage kann ja sehr altruistisch gemeint sein: Findet ihr schön, was wir mit euch und wir alle miteinander machen? En gros? Und en detail? Wollt ihr hiervon also vielleicht mehr oder davon weniger? Sie kann aber auch in ihr gruseliges Gegenteil abgleiten: Sind wir eigentlich gut? Gut im Sinne von Premiumstecher, der’s allem besorgt, was bei drei noch immer vor seiner Flinte herumläuft. Und eine Grauzone dazwischen, die gibt es auch. In der bewegen wir uns jetzt mal:  

Wir wissen grundsätzlich natürlich auch, dass gut im Bett sein nicht ist wie schnell Kopfrechnen oder weit werfen können. Eher wie Synchronschwimmen (womit wir dann auch im Souterrain der Bildhaftigkeit angekommen wären), oder irgendwas anderes, zu dem eben zwei (oder mehr) Menschen gehören. Harmonieren und im Einklang sein. Chemie bestimmt auch. Und Schwingungen! Aber Himmel, mit einem lahmenden Gaul gewinnst du halt selbst ein Trabrennen nicht – egal, wie gut sich Jockey und Tier verstehen. Will sagen: Man kann beim Sex ja schon auch einiges falsch/schlecht/unbeholfen/zu grob/zu sanft/zu weit links/zu weit rechts machen. Und: Ich glaube auch, dass bei euch das ganze Erregungssystem noch etwas fragiler und komplexer ist als bei uns.  

Und deshalb wollen wir eben manchmal ein Feedback über – na ja – unsere Performance eben, auch wenn das schon ein etwas blöder Begriff ist. Ob’s schön ist, was wir mit euch tun, und ob wir uns dabei nicht allzu blöd anstellen oder vielleicht sogar sehr gut. Die besseren unter uns meinen das grundsätzlich ehrlich uneigennützig. Wahrscheinlich können aber auch die's nicht immer trennscharf von diesem letzten Tick Selbstbestätigung unterscheiden. Und genau für diesen (hell)grauen Bereich würde ich jetzt gerne wissen, ob es eigentlich einen eleganten Weg gibt, sophisticated am Ende gar, auf dem wir euch fragen können, wie’s denn war? Gar nicht so sehr als Grundsatzurteil. Nicht: "Hat die allgemeine Hochschulreife erworben." Vielleicht eher wie ein Zwischenzeugnis, an dem wir uns für die restliche Zeit orientieren können: "Der aufmerksame Liebhaber ...", " ... fiel beim GV durch rege Mitarbeit positiv auf ...", "... Stärken im Mündlichen ...",  "... ansonsten stets bemüht, ließ es aber deutlich an ... mangeln."  

Geht das? Und wenn ja: Wie? Und wann? Gibt es Situationen, die besonders geeignet sind? Und solche, in denen wir in Gottes Namen die Schnauze halten sollten, um nicht alles noch schlimmer zu machen? Und welche Rolle spielt, wie gut wir einander schon kennen?    

Auf der nächsten Seite liest du die Mädchenantwort von valerie-dewitt.



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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Die schlimmste Situation, die wir uns diesbezüglich vorstellen können, sieht ungefähr so aus: Ein Mann und eine Frau, die sich erst ganz (ganz, ganz) kurz kennen, haben Sex. Danach rollt der Mann sich schnaufend auf den Rücken und fragt: "Wie war’s?" Oder, noch schlimmer: "Wie war ich?" Das, da sind wir uns wohl einig, ist die uneleganteste Art, nach der Performance zu fragen, und in Wirklichkeit kommt sie bestimmt sowieso nur in sehr (sehr, sehr) schlechten Filmen vor. Zumindest wünschen wir uns das.  

In der beschriebenen Situation steckt aber ein Detail, das für die Beantwortung der Frage wichtig ist. Nämlich die Tatsache, dass sich die beiden erst ganz (ganz, ganz) kurz kennen. Wie ihr nach eurer Performance fragen könnt/dürft/sollt, hat sehr viel damit zu tun, welches Verhältnis man zueinander hat. Ich möchte das gerne an drei Beispiel-Verhältnissen erklären:  

Verhältnis 1: Der One-Night-Stand
Man hat sich einmalig zusammengetan, um Sex zu haben. Man hat das vor allem getan, weil man selbst Lust drauf hatte und eher nicht, um dem anderen einen Gefallen zu tun. In diesem Fall gibt es überhaupt keine elegante Möglichkeit für euch, eine Bewertung einzufordern. Wenn’s gut gelaufen ist, wirkt das nämlich so, als würdet ihr euch eine Trophäe abholen wollen. Wenn’s schlecht gelaufen ist, wollen wir sowieso lieber unsere Ruhe und finden jede Frage nach dem, was grade war, ziemlich unpassend. Was soll man auch sagen? War halt blöd, machen wir nicht wieder, tschö.  

Verhältnis 2: Die Affäre
Auch hier hat man sich ja vor allem für Sex zusammengetan und wenn jemand sich mit jemand anderem für regelmäßigen Sex zusammentut, kann man davon ausgehen, dass ihm der auch gefällt. Es besteht also eigentlich gar kein richtiger Grund, nachzufragen. Andererseits ist es in diesem Verhältnis schon viel okayer als beim One-Night-Stand, über den Sex zu reden, immerhin hat man ja die Gelegenheit, sich noch zu verbessern und vielleicht das Maximum an Vergnügen für beide rauszuholen. Ich würde also raten: Erstmal eine Zeit abwarten und rumprobieren, was währenddessen am besten zu funktionieren scheint, und dann vielleicht hinterher mal so was sagen wie "Das war schön." Damit ist dann ein Gesprächsstein ins Rollen gebracht, der am Ende vielleicht irgendwo landet, wo ihr ein "Ich fand’s super" oder ein "Ich fand’s nicht so" erahnen könnt.  

Verhältnis 3: Die Beziehung
Hier ist der endlich, der Freifahrtschein! Naja, fast. Aber wenn man sich länger kennt und sehr vertraut ist, ist die Analyse nach dem Sex tausend Mal einfacher als unter Nicht- und Halbbekanntem und meistens total in Ordnung. Trotzdem ist es auch dann nicht gerade die feine Art, uns mit den Worten "War’s gut?" eine generelle Bewertung abzuverlangen. Besser ist es, nach Details zu fragen, ob man dies oder das mochte. Eigentlich könnt ihr aber sowieso davon ausgehen, dass wir zufrieden brummen und uns ankuscheln oder eher ein bisschen enttäuscht aussehen (was dann oft auch bedeutet: bitte nachlegen!), und ihr eure Bewertung daran sehr eindeutig ablesen könnt, man kennt sich ja, so unter Partnern. Und genauso könnt ihr davon ausgehen, dass wir sogar ganz von selbst mit euch drüber reden, ob wir’s mochten oder nicht, was schön ist und was wir nicht so sehr mögen.  

Und jetzt noch Folgendes: Am allerschönsten wäre es, wenn ihr euch noch ein bisschen weniger Gedanken über eure Performance machen würdet. Es hat ja auch immer mit unserer eigenen Performance zu tun, ob es gut läuft oder nicht. Und auch mit unserer Tagesform, dem entsprechenden Zyklusabschnitt und unserem Kopf. Immerhin sind wir beim Sex doch zu zweit und es ist ja nicht so, als wärt ihr die reinen Geber und wir die reinen Nehmer.  

Und überhaupt, wieso reden wir hier eigentlich die ganze Zeit von "Performance"? Ein Bett ist doch keine Castingshow und Noten sind was für Eislaufkünstler! Darum lautet die Antwort am Ende vielleicht doch: Nein, so einen richtig eleganten Weg gibt es eigentlich nicht, um nach dem Sex eine Bewertung einzufordern. Tschuldigung.

Text: elias-steffensen - Illustration: katharina-bitzl

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