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Of all the good and wondrous things we could do together

Text: FlohKopf
Im Winter ist mir immerzu kalt. Jacob hat festgestellt, dass mein alter Peacoat nichts mehr für einen fertig-Studierten (er lässt immer netterweise weg, dass ich ja bereits zum zweiten Mal ein solcher bin) ist. Ich habe jetzt einen tollen, neuen, weinroten Anorak und glaube nicht, dass das wirklich so viel besser und erwachsener ist. Aber im Norden regnet es mehr und Kapuzen sind nützlich. Aber eigentlich ist mir nur immer kalt, weil wir neue Fenster kriegen und ich schwöre, die blöden neuen Fenster sind ganz und gar nicht dämmfähig. Ich habe auch unlängst gemerkt, ch finde Hauskauf ganz doof und will zurück in eine Mietwohnung mit nützlichem Vermieter, der für laufendes Wasser und funktionierende Heizungen sorgen muss - nicht, dass das in der Vergangenheit immer so geklappt hat, da waren diese sehr interessanten Wochen in The Gorbals, wo Elektrizität rar war und im schönen Reading wollte die Heizung die erste Hälfte des Winters entweder gar nicht oder nur unter lautem Protest aka Bollern.

Nein, ich lüge. Ich liebe das Haus und das Malern und wir haben jetzt ein brandneues Sofa und ich bin ja auch ein sehr großer Fan von Sofasex (jetzt immer ganz brav mit Handtuch unter dem Po, damit keine Flecken aufs brandneue Sofa kommen - schönes Wohnen und Romantik schließen sich leider aus). Wir können keine schönen Küchenstühle finden und sind deswegen jedes Wochenende in Charityshops und auf Carbootsales unterwegs, um olle Stühle zu ergattern, die mit Einsatz von Schleifpapier, Schweiß und dem Verlust von Epidermis der alten Farbe entledigt und liebevoll von Jacob weiß lackiert werden. Also, bis jetzt war das bei einem so, aber der sieht schnieke aus.

Tatsächlich befinde ich mich auch gerade in geregelten, beruflichen Verhältnissen. Die Bezahlung ist sogar okay und die Arbeitszeiten sind nicht nachts, sodass ich tatsächlich meinen Lehrerfreund beim Abendbrot und Früstück sehe. Ich bespaße, unqualifizierterweise, kleine Assokinder während Lunchbreak und Nachmittagsunterricht. Quasi bin ich mal wieder Klassenrauminventar, habe jetzt aber den netteren Titel teaching support staff. Während Jacob mit der jungen Elite Pläuschchen über die Relevanz der strukurellen Umbrüche, dargestellt in Lady Chatterley's Lover, für das heutige England hält, scheie ich das working class Equivalent an, nicht mit Kartoffelbrei zu werfen. Anbei meine Petition zur Wiedereinführung der Prügelstrafe an öffentlichen Schulen.

Wenn wir jemals Kinder haben sollten, kommen die spätestens mit sieben Jahren auf ein Internat, ganz weit weg, wo Urgesteine der Didaktikzunft ohne Zuckerbrot, aber mit Peitsche, der aufmüpfigen Bagasche Ordnung einimpfen. Meine Hippie-Mama hat mir schon neulich gesagt, dass sie mich nicht so erzogen hat und meine Intoleranz der natürlichen Rebellion in Kinder eine Tracht Prügel wert wäre - es lebe die Ironie!

Jacob sagt, es ist Zeit, in den Pub zu gehen. Wir haben immer noch keinen funktionierenden Herd und so nett Pot Noodles nach einem langen Arbeitstag auch sind, am Wochenende gönnen wir uns echtes Essen.

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