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Im Mauerpark

Text: Sabotudo
Es war vielleicht nicht schön, nachts allein im Park herumzulaufen. Aber die besten Gedanken kamen mir immer, wenn ich litt.


Ich wollte den Kopf in den Händen vergraben, nichts mehr sehen noch hören, und ich schrie einen verzweifelten Krampf an meine weißen vier Zimmerwände. Dann verließ ich meine Wohnung, verriegelte die Tür von außen und trat hinaus in die Nacht, die jene mosig-feuchte Kühle trug, wie sie die Menschen heutzutage in Vampirromanen suchen.



Der Falkplatz schien verlassen und der Platz vor der Max-Schmeling-Halle war hell erleuchtet. Ich betrachtete den Himmel, der zu dieser Jahreszeit und bei annähernd Vollmond eher von einem matten Blau war. Die Schwärze wollte die nächtliche Welt verschlucken, doch sie war gar nicht da.



Der Mauerpark aber trug den Gedanken der Unordnung noch mit sich, und die Kinder hatten sich nicht schlafen gelegt. Ungelenk scharten sie sich um die Feuerstellen und ließen leere Bierflaschen am ewigen Kopfsteinpflaster zerbersten. Und übermütig waren sie, aber nicht übermütig genug.



Es lag das Feuer in der Luft, der Geruch der Schwärze, den der Himmel neidisch vermisste. Der Mauerpark nämlich trug die Unordnung umher. Aber er war auch langsam und träge, und ich hatte ihn schnell durchschritten. Ich wollte nicht gehen, aber gehen wollte ich doch, und so drehte ich mich auf dem Absatz um und ging auf dem ewigen Kopfsteinpflaster entlang, das die Bierflaschen zerbersten ließ.



Der Mauerpark aber ging nicht mit mir. Faul und träge lag er da und wollte dreckig werden.



Übermütig wollte ich sein und aufgekratzt, und ich legte die leere Bierflasche auf den trockenen Rasen, dem ewigen Kopfsteinplaster zur Rechten.



Und der Mauerpark wollte die Unordnung auf dem ewigen Kopfsteinpflaster zerbersten lassen, so aufgekratzt wurde er.



“Deine Gedanken sind kitschig!”, rief er mir hinterher.



“Deine auch.”, dachte ich.






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