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Tanz deinen Doktor!

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Eine Frau wird von einer Gruppe halbnackter Männer verfolgt. Sie befindet sich in einer überdimensionalen Plastikkugel und flüchtet über eine Wiese in den See. Sie ist das Ei eines Bankivahuhns und muss sich in den nächsten 60 Sekunden für eines der Spermien entscheiden. Sonst endet das Video ohne Auflösung und ich bleibe dumm.  

http://vimeo.com/77304026

Als sie ihre Wahl trifft, macht es bei mir Klick. Plötzlich verstehe ich etwas, von dem ich bis gerade eben noch gar nicht wusste, dass es existiert: Den Spermien-Wettkampf miteinander verwandter Bankivahähne und die Wahl durch das Bankivahuhn. Bereits zu Beginn des Videos wurde ich in die Situation eingeführt: drei als Hähne verkleidete Männer buhlen um die Gunst eines Huhns. Zwei sind offensichtlich Brüder. Das bedeutet nicht nur für die Geschwisterliebe der beiden eine harte Zerreißprobe, sondern scheint auch für das Huhn recht heikel zu sein. Und weil es nicht weiter weiß, nimmt es einfach alle drei! So einfach kann Biologie sein.  

So einfach kann auch Wissenschaft sein. Genau das war der Plan von John Bohannon, einem Biologen in Harvard. Seit Jahren tritt er selbst bei Fachvorträgen immer wieder mit Tanzgruppen auf, um schwerverständliche Sachverhalte zu erklären. Seit 2008 organisiert er den Wettbewerb „Dance your PhD“. Hier reichen Doktoren und Doktoranden aus der Naturwissenschaft Videos ein, in denen durch Ausdruckstanz begreiflich gemacht werden soll, worum es in ihrer Doktorarbeit eigentlich geht.  

Erlaubt ist, was Spaß macht. Die einzige Voraussetzung ist, dass auch die Doktoren tanzen müssen. Es wird nach drei einfachen Kriterien beurteilt, wer unter die Finalisten kommt: Idee, Erklärungsansatz und Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft. Seit Mai haben sich 31 Wissenschaftler beworben und inzwischen hat eine Jury die 12 Finalisten ausgewählt, für die man noch bis zum 21. November online absimmen kann. Der Sieger bekommt ein kleines Preisgeld, aber vor allen Dingen sind ihm Ruhm und Ehre der anderen Wissenschaftstänzer sicher.  

In vier unterschiedlichen Disziplinen treten die Doktoren gegeneinander an: Physik, Chemie, Biologie und Sozialwissenschaft. So wird nicht nur das eigenartige Paarungsverhalten von Vögeln erklärt, sondern auch Schwarze Löcher, der Einfluss von Gesellschaft auf Bewegung und die Auswirkungen von Schlafentzug.  

Leider versteht man jedoch nicht immer, um was es denn jetzt wirklich geht. Zwar versucht das Team von David Rogawski eindringlich, mir mit einem Rap zu erklären, was "Ash1L Histo Methyltransferase" ist, aber ich befürchte, mein Chemielehrer hat mir dafür einfach nicht die notwendigen Grundlagen vorgetanzt.

http://vimeo.com/76763185

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