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Kirche und queere Sprache

Text: jazzbertie

Da ich ja immerhin schon seit drei Jahren dabei sind, weiß ich, dass keiner beißt. Angst hatte ich trotzdem. Ich will nicht meine Arbeit verlieren, nicht die Kinder und nicht die Politik. Aber da ich eben weiter Politik machen wollte, blieb mir keine Möglichkeit. Höhere Ebene bedeutet höhere Aufmerksamkeit und höhere Frequenz. Schlecht für die psychische Verfassung eines ungeouteten Transmanns.



Fr. S. sagte, bisher sei Flucht nach vorn ja immer der richtige Weg gewesen.



Ich wusste, dass sie Recht hat, weil bisher hatte sie immer Recht. Aber ich hab die Zeit gebraucht, von Januar bis November. Schule war wie eine Kanonenkugel, ich bin herausgeschossen, blind und euphorisch. Jetzt handelte ich überlegter. Sprach vorher mit den Menschen, deren Unterstützung ich brauchen würde. Ich hatte sie ausnahmslos: „Wer damit ein Problem hat, hat Pech gehabt.“ „Wer damit nicht klar kommt, ist falsch bei der uns.“



Es ist so, dass zuerst die Freude überwiegt, dass kriecht die Angst hervor und übernimmt. Sie gehört dazu. Solange man sich vorher überlegt, welche Formulierung man nachher verwenden wird, und das eine ist, mit der man sich aktuell wohl fühlt, dann geht wenig schief.



Mir bleibt zu sagen, dass ich wirklich überrascht war, es ging wie durch Butter. Ich hab es großtenteils ohne Fachwörter, also ohne „Transidendität“ gemacht, weil das bei meinem Genuschel eh nie jemand versteht und ich mich nicht hinter ein Wort klemmen wollte, oder das Wort vor mich. Ich bin ich und fertig und meine Worte, weil mein Leben.



Ich habe nichts gegen die Begriffe aus der Queer Theory, aber damit bewegt man sich in einem Duktus, dem die meisten nicht folgen können, weil sie eine Vokabelliste bräuchten (So meine Erfahrung). Alle Begriffe stehen außerdem in Diskussion um ihre Definition. Was heißt trans*? Wer gehört dazu? Wer nicht? Worin besteht der Unterschied zwischen Transgender, Transidentität, und Transsexualität? Ganz zu schweigen von genderqueer – agender – polygender – neutrois – bigender. Das braucht keiner zu wissen, bis er*sie ein*n kennelernt, der*die sich enstprechend definiert. Es würde mir reichen, wenn die Menschen wüssten, wer ein Transmensch ist, wenn’s sein muss aus „Was“ ein Transmensch ist.



 



So, das war ein Durcheinandertext von mir.



Es lebe die freie Assoziation!

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