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Sankt Martin: Muslime und das Linke Spielchen

Text: Bilgin76

Instrumentalisierung durch die Linkspartei

Das Instrumentalisieren von Muslimen ist nicht nur ein politisch rechtes Phänomen. Das kann man in aller Deutlichkeit in der aktuellen Kontroverse um das Sankt-Martins-Fest endgültig festhalten. Der Landesvorsitzende der NRW-Linken – dessen Parteiideologie ja schon traditionell nicht gerade für Religionsfreundlichkeit bekannt ist – sorgt mit seiner Forderung nach einem Ende für christliche Feste in Kinderbetreuungseinrichtungen aus angeblicher Rücksichtnahme auf Muslime für viel Unmut.



Muslimische Bürger werfen ihm vor, die Interessen der Muslime als eine fadenscheinige Begründung für Linke-Parteipolitik zu instrumentalisieren oder diese gar als Prellbock im Kampf gegen die Religion zu benutzen.



Der Vorsitzende der NRW-Linken, Rüdiger Sagel, forderte mit seiner umstrittenen Aussage, in vielen NRW-Kitas gäbe es einen hohen Anteil von muslimischen Kindern und „ihnen sollte man die christliche Tradition nicht aufdrängen”, auf den christlichen Bezug beim Feiern des Martinsfestes und anderer religiöser Feste zu verzichten.



Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, scheint hierbei das Kalkül der Linkspartei zu sein. Es soll durch das Suggerieren einer besonderen Rücksichtnahme an die Muslime das Ziel einer Verbannung religiöser Symbole aus den Kitas erreicht werden. Dass die Linke in NRW nicht mutig genug ist, um das Kind beim Namen zu nennen, anstatt sich hinter Muslimen zu verstecken, spricht nicht gerade für die sonst so selbstbewusst auftretende Politik der Linkspartei.



Die oft vom islamophoben Lager missbräuchlich gegen die Muslime verwendete Kritik der „falschen Rücksichtnahme” findet erstmals auch in diesem Kontext seine Existenzberechtigung. Muslime wollen diese von den Linken forcierte „falsche Rücksichtnahme” nicht – zumal Sie auch starke Zweifel an der Integrität der Aussagenden haben.



Sankt Martin – vorbildlich auch für Muslime

Muslimische Eltern basteln gerne gemeinsam mit ihren Kindern Laternen. Sie nehmen an dem für ihr Kind so aufregenden Laternenumzug gerne teil. Es gibt nur wenige, die nicht mitsingen können. Weder die Figur Sankt Martins noch die Gesänge empfinden die Muslime als aufdringlich.



So meldete sich auch entsprechend auch der Zentralrat der Muslime zu Wort. Dessen Vorsitzender Aiman A. Mazyek sagte: „Das Leben des heiligen Martin ist doch geradezu vorbildlich, auch für Muslime“. Er betonte, dass der Bezug auf den Heiligen für Muslime kein Problem darstelle.



In diesem Fall liegt die ganze Brisanz in den Anmaßungen, gleichermaßen „für Muslime” und „gegen muslimische Interessen” zu sprechen und dabei auch noch eine Debatte zu eröffnen, die sowieso schon vorhandene Ressentiments gegenüber Muslime verstärken könnte. So kann man auch die lautstarken Reaktionen der Islamischen Verbände zu diesem Thema erklären. Offenbar spricht „Die Linke“ für imaginäre Muslime, wie man sie gerne haben will und nicht für die realen.



Da hilft es auch nur wenig, sich in einerzwischenzeitlich erfolgten, nachträglichen Pressemitteilung über eine Fehlinterpretation zu beklagen. Aber eines haben die Linken in dieser Pressemitteilung diesmal richtig gemacht. Sie haben das Kind beim Namen genannt: „Die Frage, wie eine Trennung von Kirche und Staat, insbesondere auch in Einrichtungen, die aus öffentlichen Geldern finanziert werden, realisiert wird, bleibt für mich auf der Tagesordnung” so Rüdiger Sagel, Landeschef der NRW-Linke.



Der Krieg gegen die Religion geht also weiter. Aber die Muslime haben klar gemacht, dass sie in diesem nicht als Kanonenfutter herhalten werden.




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