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Ein Lied

Text: Zwischenruf
Ich habe ein Lied auf den Lippen, es ist immer direkt auf der Zungenspitze und wenn ich spreche, muss ich aufpassen, dass es sich nicht bemerkbar macht. Es will immer hinaus in die weite Welt, es will gesungen werden und es will gehoert werden. Dabei ist dieses Lied nicht einmal laut. Man koennte es gut ganz leise vor sich hinsummen, bescheiden und unhoerbar in dem Stimmengemurmel. Es ist ein Lied, das sich nicht einsperren laesst in Konzertsaele und Opernhaeuser, es ist ein Lied, das den Wind als Begleitung braucht. Es ist nicht kompliziert, aber es ist schoen und melodisch, eine endlose, warme Folge von Toenen immer auf meinen Lippen.
Ich gehe durch die Menge und es summt in meinem Kopf, vibriert in meinem Herzen und will unbedingt dort draussen in die Welt, aber ich presse die Lippen aufeinander, ich huete es, denn die Welt ist nicht nur gross, sondern kann auch gemein sein und dieses Lied, dem soll nichts passieren. Es soll kein Kritiker sagen, dass es zu simpel ist, es soll kein Komponist daran herumbessern, es soll so bleiben wie es ist, schoen und warm und melodisch.
Vielleicht, irgendwann einmal, in einigen Jahren singe ich es. Laut und vielleicht auch ein bisschen falsch, mit dem Wind in den Ohren und dem Takt im Herzen, vielleicht singe ich es den Wellen vor in einer stuermischen Mondnacht. Das wuerde passen, das ist das richtige Orchester fuer dieses Lied. Denn es ist Dein Lied.

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