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"München ist nicht der Vorreiter"

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Francesca Pick, 24, arbeitet für OuiShare, eine Community für Collaborative Economy, und lebt in München und Paris. Ab Dienstag tourt sie mit ihrer Sharing-Eventreihe durch Deutschland. Startpunkt ist die Sharing-Economy-Messe und Panel-Diskussion "München teilt" im HUB (Gotzinger Straße 8). Der Eintritt ist frei.

jetzt.de: Am nächsten Dienstag beginnt die OuiShare-Deutschland-Tour in München. Warum genau hier?
Francesca Pick: München ist nicht der Vorreiter, klar. Im Moment sind hier vor allem die Tausch-Projekte präsent, die profitabel sind. Verrückte Ideen werden eher nicht ausprobiert. Aber es tut sich etwas.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Francesca Pick

Was wird in München alles geteilt?
Geteilt werden vor allem Autos, es gibt viel kommerzielles Car-Sharing und Parkplatz-Sharing mit Unserparkplatz.de. Auch Foodsharing.de wird gut genutzt, da verschenken Privatpersonen oder auch Restaurants und Supermärkte übrig gebliebenes Essen. Stadtführungen oder Yoga-Kurse werden zum Beispiel über LocalGuiding angeboten. Private Wohnungsvermietung wie mit Airbnb oder Wimdu ist der Sharing-Teilbereich, der zur Zeit am meisten wächst. Das spürt man auch hier.
 
Trotzdem läuft das mit dem Teilen in München nicht so richtig an – oder täuscht der Eindruck?
Es geht den Leuten hier recht gut. Es gibt nicht so viele verschiedene Initiativen wie anderswo in Deutschland und auf der Welt, aber wir sind immer etwas hinten dran. Es kann sein, dass es hier in sechs Monaten genauso aussieht wie in Hamburg und in Berlin.
 
Was ist dort anders?
In Hamburg und Berlin sind viele Apps zum Teilen von Dingen entstanden, Co-Working und Task-Sharing – ich bügle für dich, dafür mähst du meinen Rasen – sind ganz normal. In Hamburg gibt es die "Kleider-Bibliothek" Kleiderei. Auch in Spanien ist Teilen sehr beliebt, in Frankreich ist es fast Mainstream, dort ist man sozialistischer eingestellt, die Leute finden es normal, Dinge als Gemeingut anzusehen. In Paris fahren alle mit geliehenen Rädern von Vélib, nur wenige haben ihr eigenes Fahrrad. In München gibt es Call a Bike von der Bahn, aber das ist nicht so groß.   

Was muss passieren, damit in München mehr geteilt wird?
Wir müssen mehr Aufmerksamkeit schaffen und es fördern, dass sich Menschen mit Ideen und Initiativen zusammentun. Das versuchen wir mit unserer Eventreihe. In München haben wir eine Messe organisiert, auf der wir lokale Projekte vorstellen. Danach geht es weiter in Karlsruhe, Köln, Wuppertal, Hamburg und Berlin. Es sind verschiedene Events, mal eine Diskussion über kollaboratives und kreatives Arbeiten, mal ein Workshop über Teilen innerhalb von Unternehmen. Ganz wichtig ist uns, lokalen Initiativen und Impulse vorzustellen – viele Ideen funktionieren nur, wenn man eine kritische Masse an Nutzern vor Ort hat.
 
Sonst muss man für die Bohrmaschine, die man sich leihen will, ans andere Ende der Stadt fahren...
Die Nachbarschaft ist das perfekte Ökosystem fürs Teilen. Erfolgreiche Plattformen wie Neighbourgoods aus den USA haben oft mit einer kleinen Region angefangen. Nur: In der Stadt kennt man oft seine Nachbarn gar nicht.


Text: kathrin-hollmer - Foto: privat

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