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Elternbeirat

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Marie, 18, geht aufs Gymnasium und macht nächstes Jahr Abitur.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kannst du besonders gut? Mit Menschen umgehen und Theater spielen. Ich spiele dreimal die Woche im Nachwuchs der Münchner Kammerspiele.
Was willst du nach der Schule machen? Ich möchte gern etwas mit Theater machen, am liebsten Theaterschauspiel, ich liebe die Bühne. Leider ist dieser Lebensplan so unsicher, und bei der Schauspielschule genommen zu werden ist nicht einfach. Und was ist danach mit Geldverdienen?
Vielleicht wäre Regieassistenz eine Alternative? Oder Theater in Verbindung mit Sozialpädagogik? Psychologie?
Ich bin noch nicht sicher.  

Heidi, 58, Heilpraktikerin

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kann Marie besonders gut? Mit Menschen umgehen. Sie ist ein Magnet für Menschen, die Sorgen haben. Es ist verrückt: Selbst in der U-Bahn kommen manchmal wildfremde Menschen zu ihr und vertrauen ihr an, was sie belastet. Ich glaube deshalb, sie könnte ein Talent für Heilberufe oder Pädagogisches haben. Und dann hat sie natürlich große Ambitionen für das Theater. Sie geht dreimal die Woche zur Probe in die Kammerspiele und steckt dafür vieles zurück.
Wie finden Sie ihre Zukunftspläne? Ich finde sie okay. Sie soll machen, was sie möchte. Mir ist nur wichtig, dass sie eines Tages selbst für sich sorgen kann. Finanziell unabhängig zu sein hat viel mit dem eigenen Selbstwertgefühl zu tun: Wenn du weißt, du kriegst dein Leben allein auf die Reihe, gehts dir besser. Wenn man jung ist, denkt man nicht so viel über so etwas nach. Dann springt man ins kalte Wasser und denkt: Das wird schon alles. Aber die Arbeit im Theater ist schon extrem. Die leben dafür. Und haben eigentlich kein Privatleben mehr. Ich weiß aber auch nicht, was Marie stattdessen machen sollte. Ich will ihr nichts vorschreiben. Sicherlich, Medizin, Menschen heilen, so etwas könnte sie gut. Aber sie hat schon einmal ein Praktikum in die Richtung gemacht, und das war nichts für sie.


Johannes, 15, geht auf die Hauptschule und macht im nächsten Jahr seinen Quali.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kannst du besonders gut? Ich kann gut reden, und ich kann gut reparieren. Wenn irgendwo etwas kaputt ist, suche ich so lange nach einer Lösung, bis es wieder funktioniert. Ich kann auch sehr gut mit Leuten zusammenarbeiten.
Was willst du nach der Schule machen? Eine Schreinerlehre. Ich arbeite gern mit Holz. Als ich im letzten Jahr ein Praktikum in dem Bereich gemacht habe, dachte ich erst, da macht man ja immer das Gleiche, immer nur zuschneiden und rumstehen. Aber dann durfte ich immer mehr machen und wusste: Das ist es. Das passt für mich. 

Beate, 48, kaufmännische Angestellte

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kann Johannes besonders gut? Auf andere aufpassen, kleine Kinder zum Beispiel, das hat er schon immer gern gemacht. Ansonsten kann er gut radeln und gut mit Holz und Werkzeug arbeiten. Schon als kleines Kind hat er überall Nägel reingehauen, alles angesägt und irgendwo Schrauben hineingedreht. Davon habe ich heute noch Löcher im Parkettfußboden.
Wie finden Sie seine Zukunftspläne? Hervorragend. Grundsätzlich ist die Schreinerei doch ein toller Beruf. Ich wollte das auch mal machen. Ich habe es geliebt, mit Holz zu arbeiten, schon in der Schule. Er soll es ruhig erst mal lernen, wer weiß, er kann dann ja immer noch etwas ganz anderes machen. Allerdings finde ich, dass er an seinen Abschluss noch die mittlere Reife dranhängen sollte. Da geht es mir gar nicht um Prestige oder den Abschluss an sich. Ich denke nur, dass es nicht schaden kann, noch ein wenig Bildung mitzunehmen. Ich kenne mein Kind und weiß, dass er ein wenig faul ist und sich von selbst dann doch nichts mehr an Allgemeinbildung draufschafft.



Patrizia, 17, geht aufs Gymnasium und macht im nächsten Jahr Abitur.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kannst du besonders gut?
Mit anderen umgehen. Und mit Sprache.
Was willst du nach der Schule machen? Eigentlich wollte ich immer Ärztin werden. Aber der NC für Medizin ist so hoch, ich weiß noch nicht, ob das klappt. Ich würde halt gerne etwas Sinnvolles machen. Jeden Tag in ein Büro zu gehen und Akten oder Geld hin- und herzuschieben, das kann ich mir nicht vorstellen. Trotzdem sind mir Geldverdienen und eine gewisse Sicherheit im Leben sehr wichtig. Ich habe auch schon überlegt, ob ich Logopädin werden sollte. Aber vielleicht reise ich auch erst einmal und schaue mir die Welt an. Als ich in der elften Klasse ein Jahr in Kanada war, habe ich gemerkt, wie cool das ist.  

Manfred, 47, Banker

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kann Patrizia besonders gut? Sie ist sehr genau, sehr gewissenhaft und sehr ausdauernd.
Wie finden Sie ihre Zukunftspläne? Wenn sie das machen will, soll sie es machen. Ich glaube nur, dass es ein sehr langwieriger, aufwendiger und schwerer Weg ist, bis man richtig selbstständig arbeiten darf. Ein Bekannter von mir hat, als er endlich Arzt war, alles umgeschmissen und gesagt: Mir reichts, ich mache jetzt was anderes. Ich glaube, dass Patrizia gut mit Kindern umgehen kann. Und sie ist sehr sprachbegabt. Meine Frau sagt immer, Patrizia würde sicherlich eine gute Logopädin werden. Meinetwegen soll sie nach der Schule ein Jahr Auszeit nehmen und sich einfach mal in Ruhe umsehen. Woher soll sie auch jetzt schon hundertprozentig wissen, was sie machen will? Mir ist nur wichtig, dass sie, wenn sie sich für etwas entscheidet, dann auch richtig überzeugt davon ist. Sie soll bitte nicht einfach irgendwas studieren, BWL oder VWL, nur weil das alle machen und ihr nichts Besseres eingefallen ist.


Eva, 18, geht auf die Waldorfschule und macht im nächsten Jahr Abitur.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kannst du besonders gut? Ich bin musikalisch. Und ich gestalte gern Dinge, das habe ich von meinem Vater geerbt, der baut sich immer irgendwelche Dinge -Möbel, Lampen und so.
Was willst du nach der Schule machen? Ein Jahr Pause, jobben und sparen. Danach möchte ich das YIP-Jahr machen, ein anthroposophisches Projekt in Schweden, bei dem Jugendliche aus aller Welt zu-
sammenleben und sich in verschiedenen Social-Entrepreneurship-Workshops mit Zukunfts- und Nachhaltigkeitsfragen beschäftigen. Das mit der Musik soll ein Hobby bleiben, glaube ich. Ziemlich sicher möchte ich mal eine Tischlerausbildung machen. Ich war aber auch immer sehr gut in Physik und im Gartenbauunterricht. Vielleicht will ich eines Tages auch meinen eigenen Biobauernhof haben, eventuell in einem Entwicklungsland oder in Zusammenarbeit mit Behinderten. Mein Freund und ich haben gerade einen Schrebergarten gepachtet, den wir nun selbst bewirtschaften.  

Helmut, 57, Heilpraktiker

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kann Eva besonders gut? Sie hat viele Talente. Sie ist musikalisch, hat ein sehr gutes Farbempfinden und ein Gespür für Einrichtung. Sie kann gut mit Materialien umgehen und hat bildhauerische Talente. Außerdem hat sie ein gutes Sprachgefühl und mag Poetry-Slams. Sie kann gut Konflikte lösen und für andere da sein. Außerdem hat sie ein großes Interesse an der Welt und an zukunftsweisenden Technologien.
Wie finden Sie ihre Zukunftspläne? Ich habe all meinen drei Töchtern immer gesagt, dass ich es gut fände, wenn sie irgendetwas studieren oder lernen, womit sie mal zu den Vereinten Nationen gehen und die Zukunft mitgestalten können. Aber ich lasse Eva machen, was sie möchte. Mein oberstes Gebot ist: Bloß niemanden einzwängen. Sie könnte sicherlich eine gute Lehrerin werden, aber ich schätze, das wird sie nicht machen, denn sie braucht viel Freiraum. Sie ist so vielseitig interessiert und so selbstständig, dass ich mir sicher bin, dass etwas aus ihr wird. Und je mehr sie macht, desto besser finde ich das. Denn erstens weiß ich, dass man viel ausprobieren muss, um den richtigen Weg zu finden, und zweitens finde ich es gut, multifunktional ausgebildet zu sein und sich viele Möglichkeiten offen zu halten.



Simon, 16, hat in diesem Jahr seine mittlere Reife gemacht.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kannst du besonders gut? Mit Kindern umgehen. Ich mache außerdem viel Sport, und in der Schule waren meine Lieblings-fächer Geschichte, Sport und Englisch.
Was wirst du nach deinem Abschluss machen? Eine Erzieherausbildung. Als wir Ende der achten Klasse auf Klassenfahrt waren, da hatte meine Klassenlehrerin ihr dreijähriges Kind dabei, auf das ich dann
die ganze Zeit aufgepasst habe. Mir hat das total viel Spaß gemacht, und ich habe gemerkt, dass ich das echt gut kann. Gleich anschließend habe ich ein Praktikum im Kindergarten gemacht, und seither steht für mich fest, dass das absolut mein Ding ist.  

Susanne, 47, Stadtführerin

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Was kann Simon besonders gut? Er besitzt eine unglaublich große Sozialkompetenz, kann super Streit schlichten. Außerdem ist er sehr zuverlässig und für sein Alter ziemlich vernünftig.
Wie finden Sie seine Zukunftspläne? Super! Ich bin davon total begeistert. Erstens bin ich sehr davon beeindruckt, dass das für ihn vollkommen feststeht und es für ihn keine Alternativen gibt. Zweitens finde ich, dass es sowieso wesentlich mehr männliche Erzieher braucht. Ich glaube, dass er das sehr gut machen wird. Finanziell ist diese Entscheidung sicherlich nicht die lukrativste. Aber erstens finde ich, er sollte das machen, was ihm Spaß macht, zweitens weiß man nie, was in fünf Jahren ist - vielleicht verdienen Erzieher dann ja auch schon viel mehr Geld. Und vielleicht macht er ja doch eines Tages noch mal etwas ganz anderes, Abi, studieren, wer weiß. Das Potenzial hat er, bisher ist er halt immer den Weg des geringsten Widerstands gegangen. Selbst wenn nicht: Mit diesem Beruf wird er bestimmt nie arbeitslos. Dann lieber weniger verdienen, aber einen sicheren Job, als einen Job in der IT-Branche, von dem man nicht weiß, ob er in fünf Jahren überhaupt noch gefragt ist.



Text: mercedes-lauenstein - Fotos: juri-gottschall

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