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Wie kann ich mich gegen Stalking wehren?

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Nächtlicher Telefonterror, zerstochene Autoreifen, Drohbriefe und Verfolgung auf der Straße. Stalking kann viele Gesichter haben. Dass die Täter mitunter auch nicht vor schweren kriminellen Handlungen zurückschrecken, hat ein Vorfall in Ingolstadt gezeigt. Ein psychisch kranker 24-Jähriger hatte dort im Rathaus über mehrere Stunden drei Geiseln genommen. Unter ihnen eine Mitarbeiterin der Stadt, der er bereits seit über einem Jahr massiv nachstellte. Das erteilte Hausverbot hatte den verurteilten Stalker wohl auch in der Vergangenheit nicht daran gehindert, sein Opfer im Rathaus zu belästigen.

Auch wenn solche Extremfälle eine Ausnahme bilden, Stalking ist auch in "harmloseren" Formen eine immense Belastung für die Opfer. „Wo Stalking genau beginnt, lässt sich dabei nicht so leicht definieren“, so Karl-Günther Theobald von der Opferschutzorganisation "Weißer Ring". "Wenn mein Expartner mich in den ersten Wochen nach einer Trennung aufsucht und anruft, dann ist das nicht unbedingt gleich als Stalking einzustufen." Fühle man sich allerdings über einen längeren Zeitraum belästigt – sei es durch ständige Anrufe, E-Mails oder Besuche – sollte dem Gegenüber erst einmal klar und deutlich vermittelt werden, dass keinerlei Form von Kontakt erwünscht sei, rät der Psychologe. Von da an gilt es, den Täter strikt zu ignorieren, auch wenn es schwerfällt. "Sobald ich mich dem Stalker erneut zuwende, indem ich ihn beispielsweise am Telefon zurechtweise, lasse ich mich wieder auf den Kontakt mit ihm ein und gebe so in gewisser Weise klein bei."

Da beim Stalking die Beweislast beim Opfer liegt, sollte man zudem das Verhalten des Täters so genau wie möglich dokumentieren, empfiehlt Theobald weiter. Denn jede archivierte SMS oder E-Mail, jeder aufgezeichnete Anruf verbessert die Beweislage für ein Strafverfahren und hilft zudem, die eigene Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Da die Stalker in 90 Prozent der Fälle aus dem erweiterten Bekanntenkreis stammen – Rund die Hälfte der Täter sind ehemalige Partner – sollte man sich zudem möglichst schnell Vertraute suchen. "Die Täter versuchen häufig das Umfeld des Opfers zu beeinflussen, indem sie Gerüchte verbreiten oder sich selbst als Opfer inszenieren", erklärt Theobald. "Der Stalker will Macht über sein Opfer ausüben und ihm das Gefühl vermitteln, dass es außer ihm niemanden gibt." Wer Arbeitskollegen und Bekannte frühzeitig über die Situation aufklärt, schützt sich nicht nur vor Verleumdung, sondern macht dem Stalker auch deutlich klar, dass man keineswegs alleine ist.

Lässt sich der Stalker davon nicht beeindrucken, sollte man sich auf jeden Fall professionellen Beistand suchen. Opferschutzorganisationen wie der Weiße Ring bieten dabei nicht nur eine Beratung an, sondern helfen auch konkret bei der Einleitung rechtlicher Schritte. Seit 2007 gilt Stalking in Deutschland als Straftat. Davor reagierte die Justiz meist erst, wenn der Täter die Grenze des Psychoterrors überschritt und das Opfer verletzte. "Seit dem neuen Gesetz hat sich zwar einiges gebessert, aber dennoch ist es nach wie vor nicht leicht, eine Anzeige bei der Polizei durchzukriegen", sagt Theobold. Deshalb rät er Betroffenen auch, sich an das zuständige Amtsgericht zu wenden, um dort eine einstweilige Verfügung zu beantragen. Dem Stalker werden dann weiter Belästigungen untersagt und er darf sich dem Opfer nicht mehr nähern. Hält er sich nicht an die Auflagen, muss er mit Ordnungsgeld oder –haft rechnen. Hilfe bei juristischen Fragen findet man zudem bei einem auf Stalking spezialisierten Anwalt.

Leider sind solche Maßnahmen nicht immer ausreichend, wie der Fall in Ingolstadt gezeigt hat. Eine weitere Möglichkeit den Stalker einzuschüchtern, sieht Theobold in der sogenannten Gefährderansprache. Die Polizei sucht den Täter hierfür auf und macht ihm die strafrechtlichen Konsequenzen, die ihm drohen, wenn er das Opfer weiter belästigt, deutlich. Allgemein gilt: Je früher man interveniert und etwas gegen das Stalking unternimmt, desto besser sind die Chancen, dass sich die Situation beruhigt – auch wenn das starke Nerven und viel Durchhaltemögen verlangt.     5 Tipps wie du dich gegen Stalking wehren kannst:

1. Mach dem Täter unmissverständlich klar – am besten schriftlich oder unter Zeugen – dass du keinen Kontakt willst. Gehe auf keinen Fall auf weitere Anährungsversuche ein.

2. Dokumentiere jeden Vorfall genau um Beweise für das Stalking zu haben. Notiere die Uhrzeit, wann der Täter bei dir unter dem Fenster steht, speichere E-Mails und SMS und zeichne Anrufe auf. Bei Telefonterror kann eine beantragte Fangschaltung zudem dabei helfen, die Identität des Anrufers zu klären beziehungsweise zu beweisen.

3. Suche dir so früh wie möglich Vertraute in deinem Familien- und Freundeskreis. So kann dich der Täter nicht isolieren und du machst ihm deutlich, dass du nicht alleine bist.

4. Suche dir professionelle Hilfe bei Organisationen wie dem "Weißen Ring" oder dem Verein "Deutsche Stalking-Opferhilfe e.V." Hier bekommst du auch Hilfe wenn du gegen den Stalker rechtliche Schritte einleiten willst.

5. Gehe sorgsam mit deinen persönlichen Daten um. Wechsele deine Telefonnummer und verrate sie nur engen Bekannten. Gib in sozialen Netzwerken wie Facebook keine Details wie "Lieblingslokal" oder "aktueller Standort" an. 

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