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Hast du Mitleid mit Tieren?

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Das Internet ist ja bekanntlich sehr gut darin, Gerechtigkeit für jene zu fordern, die schlecht behandelt wurden. Jemand ist der Meinung „Dies und das war falsch“ und startet einen Aufruf, sich zu solidarisieren. Manchmal gibt es dann auf Twitter einen Hashtag dazu. Unter #IamBradleyManning twittern Menschen, die den Whistleblower für einen Helden halten, unter #freeJahar solche, die den Überlebenden der beiden Terroristen des Boston-Marathons für unschuldig halten oder zumindest nicht eingesperrt wissen wollen.  

Seit vergangenem Dienstag gibt es den Hashtag #justiceforMax. Wenn man das liest, stellt man sich als erstes einen jungen Mann vor, der irgendwie in Schwierigkeiten geraten ist. Die Tweets, die diesen Hashtag nutzen, zeigen jedoch nicht das Foto eines Mannes, sondern das eines Hundes. Ein Rottweiler, der treu aus den Augen schaut. Auf einem zweiten  Bild sieht man, wie er von einem Polizisten erschossen wird. Der Hund war aus dem Auto geklettert und auf den Polizisten zugesprungen, als dieser den Besitzer festnehmen wollte, der Officer reagierte panisch und schoss. Es ist fraglich, ob diese Schüsse Notwehr oder eine Überreaktion waren. In jedem Fall aber solidarisieren sich gerade eine Menge Menschen im Netz mit Max, dem Hund. Sie haben Mitleid mit ihm und halten ihn für unschuldig.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Was sagst du, wenn du das hier siehst: "Armer Hund" oder "Total egal"?

Mitleid mit Tieren ist ein Thema, das spaltet. Im Falle von Rottweiler Max geht es wahrscheinlich um mehr als um bloßes Mitleid, immerhin spielt hier auch das generelle Verhalten des Polizisten eine Rolle. Aber dennoch trauert Twitter um ein Tier. Viele, die schon mal um ein Hautier geweint oder es während einer Krankheit gepflegt haben, werden das verstehen können. Ihnen geht sicher auch das Herz auf, wenn eine Ente mit nur einem Fuß eine Prothese aus dem 3D-Drucker bekommt, und beim Tatort am vergangenen Sonntag schrien sie am lautesten, als die kleine Katze getötet wurde. Aber es gibt auch die, die nicht verstehen, wie man mit einem Tier genauso großes Mitleid haben kann wie mit einem Menschen. Sie sind ganz rational und sagen: Da ein Tier doch nun mal kein menschliches Bewusstsein habe und nicht wissen könne, was Leid ist, leide es auch nicht, es wisse nicht mal, dass es lebt. Ergo brauchen Enten keine Prothesen und für einen erschossenen Hund muss keine Gerechtigkeit gefordert werden.  

Zu welcher Gruppe gehörst du: Hast du Mitleid mit Tieren oder lehnst du dieses Gefühl ab? Sollte man um Tiere trauern oder findest du das falsch? Und kann man für ein Tier Gerechtigkeit fordern, obwohl es gar nicht weiß, was Gerechtigkeit ist?

Text: nadja-schlueter - Foto: nora-heinisch / photocase.com

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