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Die Zombies kommen!

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Apokalypse  

Um den Weltuntergang und nichts weniger geht es in den meisten Zombie-Filmen. Katastrophen, an denen die gute alte Menschheit zugrunde geht, gibt es in der Popkultur einige (Asteroid, Nuklearkrieg, Alien-Invasion). Aber die Königsdisziplin bleibt die Zombie-Apokalypse: Die Toten kommen zurück als halbverweste Bestien ohne Verstand, die aus Hunger Jagd auf die Lebenden machen. Gleich mehrere unserer Ängste gibt’s hier in einem Paket zusammengeschnürt: die Angst vor Infektionen, vor den Toten, und davor, aufgegessen zu werden.      

Biss  

Horrorfilm-Grundlagen, Teil 1: Wen ein Zombie gebissen, gekratzt oder wer Körperflüssigkeiten mit ihm ausgetauscht hat, wird meistens auch zum Zombie. So breitet sich die ganze Sache aus.      

Centers for Disease Control  

Im Sommer vergangenen Jahres kam es in den USA und in Kanada zu mehreren verstörenden Kannibalismus-Vorfällen. Ein Sprecher der Centers for Disease Control and Prevention, einer amerikanische Gesundheitsbehörde, dementierte daraufhin ganz offiziell, dass es sich um eine Zombie-Apokalypse handeln könnte: „Die CDC haben keine Informationen bezüglich eines Virus’ oder anderer Umstände, welche eine Wiederbelebung von Toten oder andere Zombie-ähnlichen Symptome verursachen würden.“ Puh. Das war übrigens nicht das erste Mal, dass sich die CDC zu Zombies geäußert haben: Auf der Website der Behörde beschäftigt sich ein ganzes Blog mit der Zombie-Apokalypse – eine gewiefte PR-Idee, um Leuten die richtige Vorbereitung auf echte Katastrophen zu vermitteln, etwa einen Hurrikan.      

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Daryl Dixon  

Die interessanteste Figur der zeitgenössischen Zombie-Interpretationen: In der TV-Serie „The Walking Dead“ ist Daryl der stereotype libertär-republikanische Redneck. Er misstraut dem Staat, würde das Recht auf Waffenbesitz mit einer Shotgun verteidigen und fühlt sich im Wald eher zu Hause als im Büro. Einer wie er hat bei einer Zombie-Apokalypse natürlich einen Vorteil. So analysiert auch die Filmwissenschaftlerin Sarah Juliet Lauro den aktuellen Zombie-Trend: „Die Leute scheinen momentan eine Katharsis in dem Survival-Narrativ zu finden: Würde ich eine Katastrophe überleben, die die Zivilisation beendet?“      

Einkaufszentrum  

Schauplatz des ->Romero-Filmklassikers „Dawn of the Dead“. Ein paar Überlebende verstecken sich in der Mall, die von Zombiemassen umlagert ist. Das Setting lieferte die Grundlage für eine der großen Zombie-Interpretationen: die Untoten als Allegorie auf Konsumgesellschaft und Kapitalismus. Gleichzeitig Ursprung eines der albernsten deutschen Verleihtitel der Filmgeschichte: „Zombies im Kaufhaus“.      

Fortbewegung  

Erfolgt grundsätzlich zu Fuß. Dass Zombies nur hinken, nicht rennen, galt lange als sakrosankt – bis neuere Filme wie „28 Days later“ oder das Remake von „Dawn of the Dead“ mit dieser Regel brachen. 

Auf der nächsten Seite: G wie Gehirn bis M wie Michael Jackson.  


  

Gehirn  

Horrorfilm-Grundlagen, Teil 2: Dorthin (und nirgendwohin sonst) muss man einen Zombie treffen, damit er wirklich tot ist. Enthauptung führt in der Regel nur zu Handlungsunfähigkeit, nicht zum Tod.  

Hunger  

Ein weitverbreiteter Irrglaube besagt, Zombies hätten ausschließlich Hunger auf die Gehirne der Lebenden. Dabei wurde diese Idee erst spät, nämlich 1985 im eher albernen „The Return of the Living Dead“, eingeführt. Seither hält sich das Hirnfressen hartnäckig.      

Interpretation  

Der hungrige, in Scharen auftretende Untote gilt abwechselnd als Metapher für: Kommunismus. Nationalsozialismus. Kapitalismus. Terrorismus. Oder AIDS. Im Grunde gibt es kaum ein Themenfeld, aus dem man sich noch keine Interpretation für das Phänomen Zombie gebastelt hätte. Ein Autor des US-Magazin Esquire nannte kürzlich seinen persönlichen Favoriten unter allen absurden Theorien: Zombies repräsentierten die Sexualität von männlichen Teenagern, Vampire hingegen die von weiblichen.      

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Jahrmarkt  

Geisteswissenschaftler verorten den Anfang der filmischen Zombie-Darstellungen gerne im deutschen Expressionismus: Im Stummfilm-Klassiker „Das Cabinet des Dr. Caligari“ von 1920 taucht als mordende Jahrmarktattraktion das erste zombie-artige Wesen auf – es heißt da aber noch Somnambule, ist nicht ansteckend und kein Kannibale. Das hat später alles -> George A. Romero erfunden.      

Kirkman, Robert  

Hat zusammen mit dem Zeichner Tony Moore die Comicreihe „The Walking Dead“ erschaffen – die Zombies heißen dort Walker, und eine Gruppe Überlebender (unter ihnen ->Daryl Dixon) muss sich in den postapokalyptischen US-Südstaaten mit ihnen herumschlagen. Die TV-Adaption beschert dem amerikanischen Sender AMC momentan exorbitante Zuschauerzahlen und ist zu großen Teilen für das derzeit weltweit grassierende Zombie-Fieber verantwortlich.      

Lustig  

Der Untote hat sich auch als gutes Material für Horror-Comedy erwiesen, siehe Filme wie „Braindead“, „Shawn of the Dead“ usw. Sein humoristisches Potential liegt auf der Hand, man kann sich schließlich besonders gut über ihn lustig machen, dumm wie er ist: Läuft immer wieder gegen die Glasscheibe, der Idiot!  

Michael Jackson  

Gilt als der erste Popstar, der Zombies in einem Videoclip tanzen ließ. Welches Wagnis das zu Zeiten von „Thriller“ ( 1982) offenbar noch war, deutet der anfangs eingeblendete Text an: Der Clip wolle in keinster Weise Okkultismus verherrlichen.      

Auf der nächsten Seite: N wie Nahe Verwandte bis Z wie World War Z.




Nahe Verwandte  

Auch die werden in der typischen Zombie-Geschichte irgendwann infiziert und gehen auf die eigenen Kinder, Eltern oder Erbtanten los. Wer also nicht selbst gebissen werden will, muss auf die eigene Familie schießen, woran viele der Protagonisten emotional zerbrechen.      

Ophiocordyceps unilateralis  

In den Tropen beheimateter Pilz, der Ameisen befällt. Der Pilz kann die willenlose Ameise an einen ihm angenehmen Platz steuern, wo er sie sterben lässt. Deswegen auch Zombiepilz genannt. Wobei, Logikfehler: Genau genommen ist ja die Ameise der Zombie.      

Philosophie  

Auch hier spielen Untote eine Rolle: Im Zombie-Gedankenexperiment geht es um die uralte Frage, ob wir als Menschen mehr sind als nur unser Körper und unsere Neuronen. Könnten wir uns vorstellen, dass es ein Duplikat unseres Körpers gibt – mit den gleichen Hirnstrukturen und Neuronen – und dieses Duplikat trotzdem kein Bewusstsein hätte? Soll noch einer sagen, Zombiefilme hätten keinen Tiefgang.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Quantität  

Zombies sind ein paradigmatischer Fall einer Bedrohung, die auf Quantität statt Qualität setzt. Ein Zombie alleine mag langsam, dämlich und leicht auszuschalten sein. In großen Gruppen hingegen wird er zum echten Problem. In -> „World War Z“ rollen die Zombiemassen sogar wie Flutwellen heran.      

Romero, George A.  

Wohl wichtigste Person des Zombie-Genres. Er drehte 1968 „Night of the Living Dead“, in dem zum ersten Mal Zombies auftauchen, wie wir sie heute kennen: auferstandene Tote ohne höhere kognitive Funktionen, die nur daran interessiert sind, die Lebenden aufzufressen.      

„She’s Not There“  

Hit der britischen 60er-Jahre-Rockband The Zombies.      

Tot  

Häufigste Fehldiagnose, meist mit fatalen Folgen. Merke: Die Dinger sind gar nicht tot, sondern, na klar,...

...untot.        

Voodoo  

Das Wort Zombie stammt ursprünglich aus Haitis Voodoo-Religion: Es beschreibt einen willenlosen Scheintoten, der mit Hilfe eines Fluchs von einer anderen Person gesteuert werden kann. Diese Art von Zombie ist es, die man in Filmen wie „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (->Jahrmarkt) vorfindet. Mit den ->Romero-Zombies haben sie nicht viel zu tun.        

Wissenschaft  

2009 veröffentlichten kanadische Mathematiker den Aufsatz „When zombies attack! Mathematical modelling of an outbreak of zombie infection“. Ihr Rat: Den Untoten müsste möglichst schnell und aggressiv Einhalt geboten werden, sonst sähe es schlecht aus für uns.        

Xylophon  

Einer der wenigen Gegenstände, mit denen in der Serie „The Walking Dead“ bisher keiner der insgesamt 472 Zombies getötet wurde. Die beste grafische Übersicht diesbezüglich gibt es hier.

Yelps, Ghoulia  

Zombie-Teenagerin aus der Mattel-Spielzeugreihe „Monster High“, die sich um eine High School voller Horrormonster-Teenagerinnen dreht, Zombie-Barbie sozusagen.        

Z, World War  

Film mit Brad Pitt in der Hauptrolle, der diese Woche in die deutschen Kinos kommt. „World War Z“ markiert den vorläufigen Zenith des Genres: die globale Zombiekatastrophe als Megablockbuster.

Text: lars-weisbrod - Illustration: katharina-bitzl

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