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Solingen und 20 Jahre danach: Die Schatten der verdrängten Rassismusdebatte

Text: Bilgin76





Heute ist der 20. Jahrestag des Solinger Mordanschlags.

Der Brandanschlag in Solingen bildete damals den Höhepunkt einer schrecklichen Anschlagswelle gegenüber Menschen ausländischer Herkunft in Deutschland.

Hitzigen öffentlichen und medialen Debatten über Ausländer- und Asylpolitik Deutschlands folgten die in Nachkriegsdeutschland nie mehr für möglich gehaltenen Progrome.

Unter applaudierenden Beifall von Tausenden rechtsextremen Anwohnern (allein in Rostock waren 3000 zugegen) wurden 1991/1992 in Hoyerswerda und Rostock Wohn- und Asylantenheime, die überwiegend von vietnamesischen Vertragsarbeitern bewohnt waren, mit Molotowcocktails in Brand gesteckt. Die Bilder die damals aus dem Osten Deutschlands um die Welt gingen waren die Vorboten für die folgenden Mordanschläge im Westen der neu wiedervereinten Republik.

Wollte man zunächst diese Anschläge als Ostdeutsches Problem ansehen schwappten die rechtsextremen Anschlagsserien wenige Monate später in den Westen rüber. Dem Mordanschlag in Mölln (3 Todesopfer) folgte der Solinger Mordanschlag (5 Todesopfer). Insgesamt 8 Menschen türkischer Herkunft kamen in den Flammen ums Leben.

Mit diesen zerstörten Leben wurde auch ein Stück Vertrauen in die Politik und die Gesellschaft zerstört.


Es kamen viele fragen auf:

- Wie konnte es passieren, dass während ein Asylbewerberheim in Flammen steht,       Tausende Menschen den rechtsradikalen zuapplaudierten ?

- Wieso hat die Polizei nicht die Übergriffe (Asylantenheime) verhindern können ?

- Welche Rolle hat die Art und Weise der zuvor geführten Ausländer- und Asyldebatte gespielt ? 

- Sind Bürger ausländischer Herkunft in dieser Gesellschaft noch willkommen ? 

- Wieso wurde die mörderische Gefahr durch den Rechtsradikalismus nicht richtig eingeschätzt ? 

- Welche Gesellschaftspolitische Maßnahmen müssen zukünftig gegen den Rechtsradikalismus erfolgen ?

Heute ist ernüchternd festzustellen, dass während der letzten 20 Jahre, auf keine dieser Fragen eine ausreichende Antwort geliefert worden ist. Die Relativierung und Verharmlosung des Rechten Terrors, vor allem nach 182 Todesopfer rechter Gewalt seit 1990 (Statistik der Amadeu Antonio Stiftung), ist nicht minder gefährlich als ein Molotowcocktail.

Die von der Brutalen Realität des “Nationalsozialistischen Untergrundes (NSU)” eingeholte Verdrängungspolitik ist endgültig gescheitert.

Auch eine Verspätete Einsicht kann noch Vertrauen schaffen:

Wir haben ein RASSISMUSPROBLEM

von Avni Bilgin

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