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Das Experiment # Leben ohne Internet

Text: Hilde_Kisten

Starte ab heute ein Experiment: Leben ohne Internet.



Bin schon ganz zittrig beim Gedanken daran, meine Hände kleben schwitzig an der Tastatur. Gehe besser mal duschen um mich abzulenken..

Tag 2 ohne Internet.



Habe heute meine Wohnung geputzt - Staub gewischt, gesaugt, tote Mäuse und alles was sonst so liegengeblieben ist entsorgt.
Fühlt sich erstaunlich gut an, ohne Kontakt zur Außenwelt zu leben: Habe endlich mal wieder Zeit für mich.



Tag 3 ohne Internet.



Habe heute in der U Bahn versucht Leuten direkt in die Augen zu schauen, bin aber an diversen Brüsten hängengeblieben. Wusste nicht, wo ich sonst hinschauen sollte, wenn ich nicht mehr surfen kann..



Tag 4 ohne Internet.



Habe ein bisschen Angst den Anschluss zu verpassen.
Ich weiß überhaupt nicht was da draußen gerade vor sich geht und vergesse langsam wie meine Freunde aussehen. Fühle mich ausgeschlossen und einsam. Will auch nicht mehr rausgehen.



Tag 5 ohne Internet.

Ich höre draußen Dinge. Da bewegt sich was.
Mein Muffensausen wird größer, verkrieche mich jetzt unter der Bettdecke.

Tag 6 ohne Internet.

Essen wird knapp.
Bin auf Blumenerde umgestiegen. Soll ja reich an Nährstoffen sein.

Tag 7 ohne Internet.

Habe versucht ein Fenster zu öffnen, aber hatte Angst mich durch die Spinnenweben vorzukämpfen.
Es ist ganz schön hell da draußen.. glaube, ich bin eingeschneit..

Tag 8 ohne Internet.

Hier haben sich eine Menge Fliegen eingenistet, die ich mir gleich zum Abendbrot fangen werde.
Muss mich beeilen – bevor die Spinnen sie ergattern!



Tag 9 ohne Internet.

Ich halte es nicht mehr aus. Ich bin am Tiefpunkt meines Lebens angelangt.
Ich brauche dringend Hilfe. Hört mich wer da draußen? ZU HÜLF!!!
Gebt mir mein Leben zurück!

Tag 10 ohne Internet.

Heute stand auf einmal eine Frau in meiner Bude.
Sie sagte, sie sei meine Mutter und hier, um mich zu retten.
Habe ihr erstmal mit der gusseisernen Bratpfanne eins übergehauen. Kann ja jeder behaupten!



Tag 11 ohne Internet.

Endlich wieder Essen!
Die Fliegen und Maden auf der Leiche der Frau in meinem Flur kommen mir gerade recht.



Tag 12 ohne Internet.

Dammit: sie fängt an zu stinken!
Sollte mich ans Zerteilen und Einfrieren machen – damit ich was für harte Zeiten habe.



Tag 13 ohne Internet.

War gar nicht so einfach mit dem stumpfen Brotmesser, aber jetzt bin ich für laaange Zeit versorgt.

Tag 14 ohne Internet.

Ich höre wieder Stimmen! Es bummert wie wild gegen meine Wohnungstür.. ich kann nicht mehr schreiben.. da stehen Männer in Uniform in meinem Wohnzimmer.. Halloo schöner Mann... das lässt vergessene Gefühle in meinen Lenden aufblühen...



Tag 15 ohne Internet.

Sie haben mich mitgenommen und in einem ziemlich puristischen Etablissement untergebracht.
Schön hier. Hätte ja gedacht, dass mir mein Krempel fehlen würde, aber eigentlich lässt es sich so leben. Wenn ich wieder draußen bin, werde ich mal meine Bude entrümpeln.



 



http://imbildemithilde.wordpress.com/




 



 

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