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trans*körperlichkeit

Text: jazzbertie

als mensch hat man ja nu einen körper. die einen mögen ihren, die anderen sind so neutral-desinteressiert, wieder andere meckern über über rettungsringe und hornhaut und manche hassen ihren körper.



zu letzteren zählen klassischerweise die transmenschen, und ich will diesen zustand erklären.



denn erst mal ist es ja mein körper, ob ich ihn mag oder nicht. mein eigenstes eigentum. das ich mir nie nehmen lassen würde und versuche zu beschützen, wie jeder das macht. also nicht die hand auf die heiße herdplatte und den fuß unter den bus. selten ereilen mich selbstverletzlerische tendenzen, aber ich komme soweit klar, sie nicht auszuführen.



wenn ich als transmensch meinen körper betrachte, gibt es vieles, was ich mag: mein muttermal, die härchen um meinen bauchnabel, meine ohrläppchen, gelegentlich mein gesicht. und andere teile, die ich nicht verstehe: warum habe ich brüste? warum eine scheide? warum hab ich keinen bart? wie klingt denn bitteschön meine stimme?



dies zu wahrzunehmen löst ein überwältigendes, paradoxes gefühl von abneigung und zuneigung aus. zuneigung zu meinem körper, abneigung gegen die zeichen von weiblichkeit. es fühlt sich schräg an, als sei ich von mir selbst verraten worden. als hätte die pubertät den kindlichen noah ein unpassendes geburtstagsgeschenk gemacht. aber ich kann nicht höflich „danke, tante margarete“ sagen, es unter meinem bett verschwinden lassen und nie mehr dran denken.



mein körper ist immer da, in seiner fremdheit. das gefühl der abneigung und ablehnung des eigenen körpers nennt man auch dysphorie. kann ein cismensch nachvollziehen, wie es sich anfühlt? (unten ist eine kommmentarfunktion ;-)



trotz aller dysphorie bleibt aber eines wichtig: auch transmensch ist herr_frau über seinen körper. manche streben möglichst vollständige angleichung an, bis zu genitaloperation, viele nur teilschritte, etwa hormonbehandlung, bustenfernung_vergößerung. andere verändern gar nichts, lassen ihren körper, wie er ist. vielleicht aus angst, vielleicht aus unsicherheit, wer weiß das und wer maßt es sich an, darüber zu urteilen?



ich nicht. ich versuche, zu erklären, wie es mir geht. aber anderen geht es anders und ich kann nur für toleranz werben.






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