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Geschichten aus Magdalenas Kopf #1

Text: FlohKopf
Meine allerliebste Magdalena der Magdalenen will bald heiraten, sich fortpflanzen und sich absetzen von dem, was sie ewige Demonstranten nennt und was sie früher cool fand, auch mal werden wollte, mit 70 noch kiffen und den Enkeln erzählen, dass an Nacktheit ja nix schlimmes ist, lasst mal alle auf'n Darß fahren in Rainbow Camp und nack sein und kiffen!

Magdalena fand mich ja sicherlich zu Hälfte nur toll, weil meine Eltern ewige Demonstranten sind. Trotz festen Jobs und schönem Haus, haben sie sich das Hippieleben bewahrt, am Wochenende werden nur Schuhe getragen, wenn es das Wetter unbedingt erforderlich macht und nach dem Grillen wird an Sommerabenden auf der Terasse gekifft (das wurde uns als Kinder natürlich aus rechtlichen Gründen nicht auf die Nase gebunden, aber mit 16 und unseren legalen Zigaretten, wurden wir eingweiht und durften mitquarzen). Ich war 17, als ich Magdalena kennlernte und weil meine Eltern es veräumten, sie nach ihrem Altern zu fragen (damals 15), war sie im Garten meiner Eltern das erste Mal bekifft bis zur Fressattacke. Es gab gegrillte Landjäger.

Die Freunde, die Magdalena und ich in der Schule teilten, waren alle Teil der coolen Kinder, die sich weigerten Popstars zu gucken und lieber The Doors hörtfen und Aldous Huxley lasen. "In star-search-Zeiten ist es ausnahmsweise legitim, die Musik der Eltern zu mögen" etc. Daran schließen sich Dinge, wie Che Guevara Flaggen, Rudi Dutschke Liebe und Demonstrationen an. Wir waren gegen so einiges auf den Straßen. Irakkrieg, Atommüll, G8 Gipfel, Studiengebühren, Räumung besetzter Häuser, Tierversuche, Abschiebung und Neonazis.

Gegen jede Ideal der Jugend, ist Magdalena jetzt fertig mit Karrierefrau sein und will lieber Mann und Kind. Ich reagiere mit Unverständnis, wie kann man mur, dafür hat Alice Schwarzer sich nicht mit der ganzen Welt angelegt. Magdalena sagt, sie hat ein gebärfreudiges Becken und nicht die schlanke Taille, die man als Karrierebraut braucht, um sich mit Feistigkeit und schicken Blazern nach oben zu schwatzen und zu intrigieren. Bevor ich wieder mit Alice Schwarzer anfangen kann, sagte sie, dass die Natur offenbar will, dass sie sich fortpflanzt und dass Karrierefrauen ohne den Beistand westlicher Medizin bei der Geburt umkommen würden, man kann doch nicht die Natur außer Acht lassen. Mary Wollenstonecraft würde ihr was erzählen!

"Es ist gut, dass du in einer langjährigen homosexuellen Beziehung bist, Spatzl", sagt sie. "Dein äußeres Erscheinbungsbild lässt auf unzureichende Erbanlagen schließen."
"Ich bin ein Dandy, kein Fop!"

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