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"Glück ist ein flüchtiger Moment"

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jetzt.de: Du bist gerade neben Rachel McAdams in "Passion" zu sehen, dem neuen Film von Brian de Palma. Empfindest du da noch so etwas wie Ehrfurcht?
Karoline Herfurth: Halleluja – natürlich! Brian de Palma ist schließlich eine Legende. Und als die Zusage kam, blieb mir tatsächlich kurz die Luft weg.  

Gedreht wurde in Englisch. Hast du noch mal Unterricht genommen?
Ja. Und ich hatte eine ganz tolle Lehrerin, die mir ein besseres Gefühl für die Sprache gegeben und meinen deutschen Akzent etwas weggeschliffen hat. Ich bewege mich jetzt sicherer im Englischen, und das ist für mögliche zukünftige Projekte Gold wert.  

Arbeitest du darauf hin?
Nicht auf Zwang. Über spannende neue Aufgaben in Übersee würde ich mich durchaus freuen, aber ich würde mein Leben nicht danach ausrichten. Ich bin in Deutschland total ausgelastet und zufrieden. Das würde ich niemals aufgeben wollen. Und ganz ehrlich: In Hollywood wartet niemand auf mich.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Karoline Herfurth

Was hast du aus den Dreharbeiten von "Passion" konkret mitgenommen?
Die verbindliche Professionalität von Rachel McAdams fand ich toll. Auf der einen Seite wahrt sie stets eine gewisse Distanz, die man als Schauspieler einfach braucht; auf der anderen Seite war sie immer ein totaler Sonnenschein und hat jedem das Gefühl gegeben, ein wichtiger Teil des Teams zu sein. Sie bringt eine Unmenge an Energie für ihre Mitmenschen auf, ohne dass ihr diese Energie später beim Spielen fehlt. Das hat mich beeindruckt.
  
Viele Menschen schätzen dich als bodenständig ein. Als du Werbung für einen Kosmetik-Konzern gemacht hast, wurdest du als "elegant" und "rein" bezeichnet. Welcher Einschätzung fühlst du dich näher?
Eleganz und Reinheit werden eher von den Figuren verkörpert, die ich spiele. Sicherlich haben diese Figuren auch etwas mit mir zu tun, aber privat empfinde ich mich eher als bodenständiges Berliner Mädchen. Spannend wird es aber vor allem dann, wenn beide Seiten zusammenkommen. Vielleicht ist es genau das, was mich ausmacht.  

Man liest häufig, du seist "zerbrechlich" oder würdest zumindest so wirken. Nerven dich solche Zuschreibungen, die vermutlich weniger mit dir selbst zu tun haben als mit der Wahrnehmung von außen?
Bisher war ich noch nie genervt davon, was über mich geschrieben wurde – es sei denn, es war eine Lüge. Bis jetzt waren immer alle sehr nett, sodass ich manchmal schon fast peinlich berührt bin, wenn ich wieder etwas Schönes über mich lese. 

 http://www.youtube.com/watch?v=_6gw125aNm0  

Kommt es vor, dass du über die Fremdwahrnehmung anderer Leute neue Dinge an dir entdeckst?
Nein. Aber ich erwarte auch nicht, dass ich die Zeitung aufschlage und darin lese, wie ich bin. Es kommt aber manchmal vor, dass ich denke, dass der Journalist ein Interview mit mir geführt hat, bei dem ich gar nicht dabei war (lacht).

Findest du es spannend zu lesen, wie du von anderen gesehen wirst?
Schon, aber bisher war ich noch nie wahnsinnig überrascht. Ich freue mich eher darüber, wenn jemand mich so wahrgenommen hat, wie ich es mir erhofft habe. Aber ich weiß natürlich auch, dass ich nur zu einem Bruchteil diejenige bin, über die in einem Artikel geschrieben wird.

Wie sehr schauspielerst du, wenn du abseits von Filmdrehs in der Öffentlichkeit stehst – bei Galas, Auszeichnungen, auf dem roten Teppich?
Sobald ich in die Öffentlichkeit gehe, bin ich eine öffentliche Person. Ich versuche aber, mit dieser öffentlichen Person sehr nah an mir dran zu sein. Alles andere wäre mir auf Dauer auch zu anstrengend. Dennoch ist das manchmal ein Balanceakt.

Du hast mal gesagt, was du am wenigsten anstreben würdest, wäre Selbstdarstellung und Selbstinszenierung. Aber gehört das nicht zum Job dazu?
Das gehört zum Menschsein dazu. Das tun wir alle. Ständig. Aber ich versuche es im Rahmen zu halten. 

Du stehst seit deinem 15. Lebensjahr vor der Kamera, man konnte dir quasi beim Erwachsenwerden zusehen. Erinnerst du dich an bestimmte Lebensphasen zurück, wenn du dir alte Filme oder Fotos ansiehst?
Ja, total. Hinzu kommt, dass ich dann nicht nur an die jeweilige Zeit in meinem Leben denke, sondern auch noch mal den emotionalen Prozess der Figur durchmache. Das ist furchtbar. Deshalb kann ich mir viele Filme gar nicht mehr anschauen.  

Wärst du manchmal gerne wieder 15?
Nein. Ich bin total froh, 29 Jahre alt zu sein und finde alle Attribute, die das Älterwerden bisher mit sich gebracht hat, total großartig. Aber frag mich nächstes Jahr noch mal, wenn ich 30 werde.  

Du meintest mal, dass du innere Ruhe und Zufriedenheit anstrebst. Das lässt darauf rückschließen, dass es mal Zeiten gab, in denen dir diese Ruhe gefehlt hat. Wann war das?
Dazu gibt es keine spezielle Situation. Zufriedenheit ist ein Zustand, auf den ich jeden Tag hinarbeite – obwohl ich weiß, ihn nie vollständig und dauerhaft erreichen zu können. Auch wenn man in einigen Lebenslagen vielleicht näher dran ist als in anderen.  

Ist Zufriedenheit für dich gleichbedeutend mit Glück?
Glück ist für mich eher ein flüchtiger Moment. Zufriedenheit kommt mir irgendwie anhaltender und damit erstrebenswerter vor. Und ich kann definitiv von mir behaupten, zufrieden zu sein.  

Der Film "Passion" mit Karoline Herfurth läuft seit dem 2. Mai im Kino.

Text: daniel-schieferdecker - Foto: o.H.

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