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Museumsreif

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An diesem Samstag findet im Münchner Stadtmuseum eine ganz besondere Party statt: Bei „Munich Item“ ist jeder Gast eingeladen etwas mitzubringen, das in 30 Jahren für das München von heute im Museum stehen könnte. Museumsmitarbeiter entscheiden dann, welche Stücke in die Sammlung aufgenommen werden. Ausgedacht haben sich das die Blogger und Veranstalter von „Inside the Haze“, den „Hauskonzerten“, dem „Elektrischen Garten“ und „Munich Open Minded“. Hier erzählen vier von ihnen, welchen Gegenstand sie selbst mitbringen werden und warum.

Lili Ruge, 26, Inside the Haze

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Ich habe mich entschieden, eine Platte von dem Londoner ‚Joash‘ mitzubringen, die beim Münchner Label Compost erschienen ist. Compost prägt zusammen mit den beiden anderen Münchner Labels Gomma und Permanent Vacation einen ganz speziellen Münchner Sound. München war ja schon in den Achtziger Jahren berühmt für einen bestimmten Disco-Sound. In den vergangenen Jahren gab es ein richtiges Revival. Ich könnte mir deshalb schon vorstellen, dass man so, wie man heute ehrfürchtig über Giorgio Moroder spricht, in 30 Jahren vielleicht auch über Jonas Imbery von Gomma oder Michael Reinboth von Compost reden wird. Der Künstler Benjamin Röder, der das Plattencover gestaltet hat, kommt auch aus München.
 
Mir bedeutet die Platte außerdem persönlich viel. Ich lege ja selbst auf, wenn auch leider kaum noch mit Vinyl. Die A-Seite der Platte heißt ‚Mission‘, ein Track, mit dem ich immer gerne in Sets eingestiegen bin: Der ist warm und groovig – damit kriegt man die Leute auf den Dancefloor.
 
Wenn man genau hinschaut, sieht man übrigens, dass zwischen der Platte und der Hülle noch exakt drei Konfetti stecken. Die stammen von einer Silvesterparty, als ich mit der Flamingo Gang aufgelegt habe und wir wild mit Konfetti rumgeballert haben.“

August, Alter streng geheim, Elektrischer Garten

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Ich fand es verdammt schwer, einen Gegenstand zu finden, der für unser heutiges Leben in München stehen kann. Wohl auch, weil ich selbst nur noch wenige Dinge besitze, die man tatsächlich anfassen kann, sondern sich fast alles digital abspielt. ‚Krass, krass, Harras‘ war mal das Motto einer unserer Partys. Von dem Jutebeutel haben wir damals 50 Stück drucken lassen. Ich habe ihn ausgewählt, weil wir immer wieder Mails, Tweets und Facebook-Nachrichten von Leuten bekommen, die sagen: ‚Ihr macht mich echt fertig mit dem Spruch. Seitdem ich das gelesen habe, kann ich nicht mehr am Harras vorbei fahren ohne an ‚Krass, krass, Harras‘ zu denken!‘ Wir haben also einen Ort in München neu gedeutet, allein dadurch, dass wir uns einen Spruch ausgedacht und ihn auf einen Beutel gedruckt haben.

Der Jutebeutel an sich ist außerdem etwas, das total zu unserer Zeit gehört. Natürlich ist er modisch schon wieder ein bisschen durch, trotzdem mag ich ihn gern: Er ist praktisch und manchmal entdeckt man immer noch ein Exemplar mit einem lustigen Spruch.
 
Bisher habe ich noch niemanden mit dem Beutel herumlaufen sehen. Wir haben ihn an Münchner Szenegrößen wie Ebow verteilt. Vielleicht kann man also angesichts der Auflage sogar darauf spekulieren, dass er ein Sammlerstück wird.“

Tobias Tzschaschel, 27, und Stefan Zinsbacher, 28, Hauskonzerte.com

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


„Seit zwei Jahren bringen wir vor allem Singer-Songwriter und Folk-Bands für kleine, intime Sessions nach München. Mal finden die Konzerte in Ateliers statt, mal auf einem Dachboden, mal in einer alten Schreinerei. Die einzige Konstante ist diese Stehlampe. Sie ist immer als Bühnenbeleuchtung mit dabei, hat also inzwischen schon viel von der Stadt gesehen. Die Lampe wirft ein angenehm warmes, fast kerzenartiges Licht. Das passt zu der Wohnzimmeratmosphäre, die wir bei den Hauskonzerten schaffen wollen. Wir mögen diesen Style und würden sie uns definitiv auch selbst in die Wohnung stellen.

Stefan hat die Lampe mal auf dem Speicher seiner Oma gefunden. Ansonsten wissen wir nicht viel über sie. Wir stellen uns aber gerne vor, dass sie vorher nicht viel mehr erlebt hat als das häusliche Leben unserer Ahnen am Anfang des Jahrhunderts und dann in Vergessenheit geraten ist.“

Text: juliane-frisse - Fotos: Juri Gottschall

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