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von Wänden und Hunden

Text: FlohKopf
Vor vielen, vielen Jahren, in einem ganz anderen Leben, bemerkte ich in einer Nacht voller Alkohol und wahrscheinlich auch voller anderer Dinge, dass ein junger Mann aus Australien in meiner Wand lebte. Die Wand ist schon lange nicht mehr meine Wand und ich weiß auch nicht, ob er immer noch dort drin lebt. Aber manchmal ist Erwachsenwerden scheiße und man möchte die imaginären Freunde aus der Kindheit zurück. Ich hatte immer viele imaginäre Hunde. Kleine Mädchen haben ja oft imaginäre Pferde, ich hatte Hunde, weil ich unsere doofe Katze nicht mochte. Und jetzt habe ich ja einen echten Hund, meinen zweiten schon. Hunde werden leider nicht so alt wie Schildkröten. Mein erster Hund kannte mich sehr gute und redete immer mit mir, wenn das echte Leben blöd war und dann fühlte ich mich besser. Mein neuer Hund ist gar nicht mehr so neu und er ist auch voll knorke und macht sich ganz klasse als Kopfkissen und Wärmeflasche, aber er gibt nicht so tolle Lebensweisheiten von sich, wie der alte das immer getan hat. Ich denke, weil der neue Hund eine etwas schwierige Jugend hatte. Darum verstehen wir uns aber auch so gut, wir kaputten Geister. Das Leben war heute nicht nett zu uns, so sehr wir uns auch noch über Maggies Ableben freuen durften (habt ihr gehört, dass es hashtag-Verwirrungen gab und Cher betrauert wurde?). Ich kam nach Hause, den Independent unterm Arm und sagte zum Hund, lass uns ins Bett gehen, das Laben ist scheiße. Und als wir im Bett lagen, uns selbt leid taten und Musik hörten, da dachte ich mir, vielleicht will der junge Mann aus Australien ja jetzt in dieser meiner Wand leben und mir und dem Hund Gesellschaft leisten. Dann müssen wir alle gar nicht mehr alleine hassen, dann machen wir das als Club.

That's the start, the middle, and the end
Aren't you glad the universe pretends
If I don't get this message home
Once again I'm gonna hate alone


The Vines - Ride

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