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Jungs, warum benutzt ihr unseren Beauty-Kram?

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Vor ein paar Tagen machte ein Shampoo-Werbespot in der Redaktion die Runde: Darin geht es um einen der Euren, der sich gleich mit zwei Problemen plagt. Diego muss nicht nur in einem gruselgrauen Großraumbüro arbeiten, sondern er steckt auch in einem kleinen Beauty-Dilemma. Weil er morgens Damen-Shampoo benutzt, verhält sich Diegos Haar genau so, wie es die Werbung verspricht: Eine glänzende, ultravoluminöse Mähne umschwingt sein Haupt. Wenn er seinen Kopf bewegt, umwirbelt ihn die Haarpracht in Zeitlupe.

Wir Mädchen würden uns über dieses Wundermittelchen durchaus freuen, aber Diego beschließt, ab sofort doch lieber wieder zur männlich-grauen statten der quietschbunten Shampooflasche zu greifen. Und siehe da, nach Anwendung des "For Men"-Produkts ist Diegos Haar wieder so kurz und männlich und stark, wie es für euch offenbar sein soll.
 
Jungs, Finger weg von den Mädchen-Produkten, sagt der Werbefilm, sonst passieren schlimme Dinge, und zumindest einen wahren Kern hat der Clip: Nicht alle, aber einige von euch fallen regelmäßig über unser Badezimmerschränkchen her. Wir wissen, ab und zu müsst ihr notgedrungen zu unseren Cremetöpfen, Shampoos und Duschgels greifen, weil nichts anderes zur Hand ist. Manchmal haben wir allerdings auch das Gefühl, dass euch die – meist ja deutlich umfangreichere – Kollektion an Töpfchen und Tiegelchen in unserem Bad nicht nur als Notbehelf dient, sondern auch ein bisschen fasziniert. Schließlich leeren sich die Pötte ab und zu wirklich auffällig schnell.
 
Wir sind gar nicht unbedingt genervt, wenn ihr euch was stibitzt, es ist eher so, dass wir uns fragen, wie es dazu kommt: Seid ihr neugierig auf die Effekte unserer Vitamin-E-Augencreme, des Haarspitzen-Fluids und vom Duschgel mit den extrasanften Peeling-Körnchen? Mögt ihr am Ende unsere Kosmetika sogar eigentlich ganz gern und seid daher insgeheim froh, dass ihr bei uns ab und zu Beauty-Spa spielen dürft? Oder gefällt euch an den Jungs-Produkten was nicht?

Auf der nächsten Seite: Die Jungsantwort von jan-stremmel    



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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Na sauber, Männer und Beauty, ein größeres Tabu-Thema habt ihr nicht gefunden, was? Wir sprechen darüber tatsächlich extrem ungern – warum, dazu später – aber ich geb’s zu, folgende Mädchenprodukte benutze ich heimlich und regelmäßig:  

Die sauteure Gesichtscreme meiner Freundin im weißen Dior-Döschen Die rosa Bebe-Feuchtigkeitscreme meiner Schwester Das bunte Shampoo meiner Mutter mit dem Kräuter-Duft Da habt ihr's, ich bin einer der Gründe, weshalb sich eure Pötte manchmal so wundersam leeren. Die spannende Frage ist natürlich wirklich: Warum tu ich's?  

Einmal hat das, glaube ich, mit unserem ureigenen Erkundungstrieb in Sachen Mädchen zu tun. Der juckt uns ja immer dann besonders stark, wenn es um Dinge geht, die uns vermeintliche Einblicke in das große Mysterium geben könnten, das euer feines und hübsches Geschlecht nun mal seit jeher ist. Wenn ich hinter gut verriegelter Badezimmertür eins eurer Cremedöschen aufschraube, fühlt sich das immer ein bisschen so an, wie wenn ich mich bei H&M versehentlich ins Untergeschoss verirrt habe und plötzlich in der Abteilung für Mädchenunterwäsche stehe: Ich gehöre da irgendwie nicht hin, aber andererseits, wo ich schonmal da bin, kann ich mich ja auch mal kurz umgucken.

Der andere Grund, der mich seit Jahren zum Cremedieb macht: Eure Cremes fühlen sich wesentlich sympathischer an als die Pasten in den ultramännlichen grau-blauen Dosen, für die Jogi Löw wirbt. Die erwähnte Gesichtscreme im weißen Dior-Döschen zum Beispiel zieht völlig geräuschlos in meine Männerporen und hinterlässt nichts als einen zart-frühlingshaften Frischeduft. Schmiere ich mir hingegen morgens das Äquivalent für Männer an die Wange, rieche ich bis zum Mittagessen wie ein frisch geduschtes Handballteam. Möglicherweise bin ich in dieser Hinsicht ein extremer Sonderling, aber ich möchte grundsätzlich nicht so riechen wie Mario Gomez aussieht.  

Der womöglich auch bessere Pflegefaktor von Frauenprodukten ist mir dabei erstmal wurscht, mich treibt beim Eincremen oder Duschen sowieso nur der schlichte Wunsch, dass meine Haut nicht spannen und mein Haar nicht fettig glänzen soll. Nein, meine Abneigung gegen Axe und Co. entspringt tatsächlich vor allem dem immer viel zu sportlich-herben Duft. Ich vermute, die Hersteller jagen den Moschusgehalt ihrer Männerprodukte nur deshalb so rabiat in die Höhe, um jegliche Assoziation mit einer irgendwie weibischen Eitelkeit im Keim zu ersticken. Denn der Verdacht des übertriebenen Narzissmus liegt ja beim Thema "Beauty für Männer" immer gefährlich nahe.

Aus diesem Grund übrigens werde ich auch weiterhin Cremes und Shampoo stehlen, statt mir endlich mal ein eigenes Mädchenprodukt zu kaufen. Lieber drei Tage trockene Löschpapier-Haut, als in der Herren-Umkleide mit einem eigenen Bebe-Döschen erwischt zu werden.

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