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Mit Opa durchs Internet

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Charlotte: Opa, was hast du im letzten Monat vom Netz gelernt?
Opa Gottfried: An Diskussionen teilzunehmen. Insbesondere bei Facebook werden die Leute ja immer wieder gefragt, wie sie etwas finden. Wobei man das ja mit „Gefällt mir“ nur positiv beantworten kann. Ich bin erst seit vergangenem Monat in sozialen Netzwerken. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass bei Facebook und Twitter die Leute dazu verführt werden, sich ständig zu positionieren. In der Hoffnung, dass es dann irgendeine Resonanz gibt. Ich bin mir noch nicht sicher, inwiefern das echte Diskussionen sind. Bisher wirkt es auf mich eher wie ein Aufblinken von Meinungen.  

Worüber würdest Du denn gerne im Netz diskutieren?
Das mit Christian Wulff hat mich beispielsweise ziemlich beschäftigt. Dass der jetzt 10.000 Euro zahlen und seine Schuld eingestehen soll, obwohl die Anklage doch nur noch um ein paar Hundert Euro geht. Oder über Griechenland und Zypern. Wie die Leute das finden, dass wir dafür jetzt Geld zahlen. Sowas würde mich interessieren.  

Du hast Dich diesen Monat auch auf Twitter angemeldet, Dein Pseudonym da ist @AHaunhorst. Wofür steht das A?
Für Alexander. Das war im Dritten Reich mein Spitzname. Man war ja damals sehr kirchenfeindlich und mein Lehrer sagte deshalb: „Gottfried? Wie kann man so heißen?“ Er hat mir einfach den Namen meines Vaters ins Klassenbuch geschrieben. Bis zum Kriegsende wussten viele gar nicht, dass ich überhaupt nicht Alex heiße. Gleichzeitig heißt Deine Oma ja Annemarie und das fand ich dann lustig, dass das Psyeudonym für beides stehen kann. Prinzipiell musst Du mir das aber noch mal erklären, was man im Internet am besten für Namen nimmt. Da habe ich immer keine guten Ideen oder komme durcheinander, wo man jetzt seinen echten und wo man einen erfundenen Namen angeben sollte.  

Und welches Thema war im März abseits des Netzes besonders wichtig für Dich?
Natürlich die Papstwahl. Ich bin katholisch, habe jahrelang als Kirchenmusiker gearbeitet. Jetzt, wo Benedikt mit der Tradition gebrochen hat, dass der Papst erst mit dem Tod vom Amt befreit wird, hoffe ich, dass sich zukünftig in der Kirche etwas ändert. Das Argument, dass Frauen aus Tradition von Kirchenämtern zurückgehalten werden, sollte dann auch nicht mehr zählen.  

Kirche war für Dich ja immer sehr wichtig – glaubst Du, das Netz kann helfen, sie wieder für mehr Leute interessant zu machen? 
Ich hoffe doch! Die Kirche muss alle Wege nutzen, um mit den Leuten wieder ins Gespräch zu kommen. Aber es muss ein echter Dialog sein.  

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Seit Benedikt XVI. hat der Papst einen eigenen Twitteraccount. Was hältst Du davon?
Hui, das finde ich spannend. Sehr spannend, das musst Du mir unbedingt schicken. Was schreibt der Papst denn da?

Ähm... ich weiß gar nicht so genau. Vermutlich Urbi et Orbi?
Haha, das würde mir gefallen.  

Ich habe noch eine Frage an Dich, die via Twitter ankam: Nicolas fragt, ob Du Dir auch bald ein Smartphone anschaffen willst?
Da habe ich tatsächlich schon drüber nachgedacht. Ich befürchte allerdings, dass die Entwicklung da zu schnell geht. Momentan wischen die jungen Leute ja alle über Ihre Handys. Und dann kaufe ich mir eines zum Wischen und dann macht ihr das bestimmt schon alles per Sprachsteuerung und ich hänge immer hinterher. So stelle ich mir das zumindest vor. Bei meinem Bruder war das ähnlich: Der hatte einen Computer und war sehr zufrieden. Hat darauf immer Aufsätze geschrieben, einfach für sich selbst. Dann meinten seine Kinder, er bräuchte einen moderneren Computer und haben ihm einen geschenkt. Den hat er nicht mehr durchschaut und hat deshalb einfach aufgehört mit dem Schreiben. Das will ich für mich nicht.

Ich dachte immer, Du magst besonders die Herausforderung an Technik?
Genau, aber ich will die Technik ja auch verstehen. Das ist bei mir einfach anders, als bei der jungen Generation: Ich habe an meinem ersten Auto noch immer selber die Zündkerzen geputzt und ausgetauscht. Ich wusste sehr genau, wie mein Auto funktioniert. Bei der neuen Technik ist das aber oft nicht mehr möglich und ich habe das Gefühl, das finden die jungen Leute auch gar nicht so schlimm. Ich will es aber genauer wissen. Andererseits – früher hat man auch immer gesagt, Frauen dürften kein Auto fahren, weil die ja nicht mal wissen, wo der Motor ist.  

Na hör mal, ich weiß aus der Fahrschule sehr wohl, wo der Motor ist.
Selbst wenn Du es nicht wüsstest – viele Frauen fahren ja trotzdem sehr viel besser Auto als die Männer. Da hat sich meine Generation vielleicht einfach geirrt, als sie dachte, man müsste Technik immer haargenau verstehen.    

Du hast auch eine Frage an Opa? Stelle sie in den Kommentaren, per Mail mit dem Betreff "Frag Opa" an info@jetzt.de oder auf twitter unter dem Hashtag #fragopa. Mehr Gespräche zwischen Charlotte und ihrem Opa kannst du auf dem Blog „Opa Gottfried ist online“ lesen.



Text: charlotte-haunhorst - Illustration: katharina-bitzl

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