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Kolumne (1): Über Fahrradfanatiker, iWatch, Google Glasses

Text: TilTheMan







Jeder hat sie schon mal gesehen. Unsere charakteristisch sicherheitsfanatischen, fundamentalistisch-überzeugten, aber immer mit der Zeit gehenden Fahrradfahrer. Wir erkennen sie an neongrünen Schutzhelm, leuchtend roter Fahrradtasche und einer Warnweste im flippigen neon-gelb, die farblich auf die 16 Katzenaugen am Rad abgestimmt sind. Was nicht fehlen darf, sind die aus den 90igern bekannten Slap bracelets (frei übersetzbar mit „Backpfeifen-Armbänder“), vorzufinden an allen Gliedmaßen. So ähnlich wie das Prinzip eines Slap bracelets muss man sich auch die geplante iWatch eines aufstrebenden, kalifornischen Elektronikunternehmens vorstellen. Die Smartwatch bringt nämlich ein biegsames, aufgerollt und flach benutzbares Display mit und soll als Fernbedienung für iPod, iPad und iPhone funktionieren. Wow.. An dieser Stelle würde sich der sympathische Feuilletonist aus der morgendlichen Lokalzeitung die Frage nach dem ‚Warum? ‘ stellen, zwei Zeilen später das Unternehmen hinterfragen und ein paar Absätze darauf dann die Gesellschaft und das Leben an sich. Die iWatch ist tatsächlich bloß ein weiteres unnötiges Accessoire unseres sowieso schon hochtechnisierten Lebens. Wenn man Anrufe entgegen nehmen bzw. ablehnen will oder Musik hören bzw. stoppen möchte, dann sollte ein weitaus billigerer Remote-Kopfhörer das problemlos erledigen können. Zugegeben, ein Kopfhörer hat natürlich weniger visuelle Funktionen und kann daher nicht so was wie Uhrzeit/ Datum anzeigen. So gesehen, ein Glück gibt es dieses trendige Hightech-Unternehmen mit ihren frischen Ideen. Ein Gerät, das von dem Handgelenk aus die Zeit anzeigen kann – genial. Da kann man ja gleich einen beliebigen Kleidungsgegenstand nehmen und ihn als revolutionär verkaufen z.B. Brillen. Die technisch-versierten unter euch wissen, worauf ich anspiele: Google glasses. Doch die hat echt was auf dem Kasten! Pressesprecher von Google benutzen „Google glasses“ längst als eine Art Kampfbegriff, prophezeien den nächsten großen Coup unserer Lieblings-Suchmaschine und machen mit angeblich baldiger Veröffentlichung die ganze Technikwelt ganz wuschig. Während dieses fruchtig klingende Unternehmen aus Kalifornien noch an einer biegsamer Armbanduhr/ Fernbedienung schraubt, glänzt Google bald mit einer Brille, die außer Rührei und Abwasch praktisch alles kann: Fotos, Videos, Videokonferenzen, Übersetzen, Begriffe nachschlagen, Termine, Börse, Standort, Wetter, Navigation, Musik, Anrufe… Alles was unser iPhone auch kann, wird das Konkurrenzunternehmen mit den spritzigen Produktideen erwidern. Der Unterschied ist: Alles funktioniert mithilfe unserer Augen und kurzen sprachlichen Befehlen. Die Kehrseite der Medaille: der Datenschutz und der ganze Mumpitz. Natürlich, mit einer Kamera auf der Nase werden häufiger Fotos geschossen, ins Internet gestellt und per Ortungsfunktion weiß der Server in Timbuktu auch noch wo. Das ist ja echt… Mein lieber… Also wirklich… Ne das ist ja echt… Oh mein… Ne, so wirklich kann ich Google nicht böse sein. Ich mein, was würde wir Freigeister des 21. Jahrhundert ohne seine Dienste machen? Da gebe ich ihnen meine anonymen Daten doch mit Kusshand - solange man keine Akte mit kompletten Datensatz über mich anfertigt... Feststeht, wenn man alles lassen würde, was eine geringe Gefahr mit sich bringt, doch hauptsächlich Spaß macht, kann man sich auch gleich mit grellen Accessoires tapezieren, ein gebrauchtes Rennrad zulegen und bei einer Rhabarberschorle über die Vorzüge von wasserfesten Velohandschuhe schwärmen. (Tjoa, da hab ich ja grad noch mal Ordnung in diesem wild gemischte Themen-Gulasch gekriegt.)



PS. Der Text beinhaltet kein ‚Product Placement‘ und den 100er Schein, den ich von Google erhalten habe, ist nur ein persönliches Präsent unter Freunden. Grüße an dieser Stelle.

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