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„Wir folgen gerade nicht Zalando“

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Die beiden Münchner Markus Haggenmiller, 28 und Andreas Muscheid, 29, haben die Online-Plattform fashion-locals.com gegründet. An diesem Freitag, den 8. März, geht sie offiziell online. Das Besondere an dem Shop: Man kauft nicht per Filter bei bestimmtem Labels oder nur in gewissen Preisklassen ein, sondern unternimmt virtuelle Einkaufsbummel durch kleine Boutiquen und Designerläden europäischer Metropolen, die keine eigene Onlinepräsenz haben.

jetzt.de München: Ihr habt beide BWL studiert. Wie kamt ihr zur Mode?
Markus Haggenmiller: Wir hatten gerade unser Studium abgeschlossen und beide in klassischen BWLer-Berufen angefangen zu arbeiten. Andreas in der Beratung, ich bei einem großen Autounternehmen. Insgeheim dachten wir: Das kann es noch nicht gewesen sein. In meiner Diplomarbeit hatte ich mich bereits mit einem Algorithmus für Onlineshops befasst und im Hinterkopf behalten, dass Mode ein spannendes Umfeld ist. Andreas, der gerade von einem Londontrip mit seiner Freundin kam, wo die beiden von einem Freund durch all die tollen, kleinen Gassen voll angesagter Boutiquen geführt wurden, die aber alle keine Onlinepräsenz hatten, sagte dann: Da müsste man mal was machen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Markus (rechts) und Andreas sorgen dafür, dass wir von München aus in Boutiquen in London oder Stockholm einkaufen können.

In welchen Städten kann man schon auf Fashion-Locals einkaufen?
Bis jetzt sind wir mit London, Paris, Mailand, Wien, Hamburg, Frankfurt, Berlin und München vertreten. Aktuell sind wir an Kopenhagen und Stockholm dran, wenn die beiden Städte dabei sind, machen wir weiter mit Barcelona und Madrid. Aktuell sind wir bei 30 Stores, bis zum Sommer kommen noch etwa 15 bis 20 dazu. Und wir wollen natürlich konstant weiter wachsen.

Welche Münchner Geschäfte habt ihr in den Shop aufgenommen?
Simón Ese, Hannibal, Rocket, UGLY, Hörensagen, Parke6, Noh Nee und derzeit sind wir an einem Schmucklabel und einem jungen Männerlabel dran.

In München kennt ihr euch als Münchner ja gut aus. Aber wie habt ihr die vielen Boutiquen in den anderen Städten gefunden?
Die Mädels aus unserem Team, die sich mit Mode sowieso schon perfekt auskennen, sind nach erster Recherche über Blogger, Reiseplattformen, Tipps von Freunden und Reiseportalen in die einzelnen Städte gereist, haben Kontakte hergestellt und das Konzept vorgestellt. Auf diesen Akquisetouren haben wir natürlich erst die richtig guten Tipps bekommen, ganz nach dem Prinzip, das wir ja auch abbilden wollen: Du bist irgendwo, findest per Zufall einen tollen Store, von dem du ohne deine Reise niemals erfahren hättest, und willst ihn am liebsten mit nach Hause nehmen.

Verschwindet denn mit eurer Geschäftsidee nicht auch noch der letzte Reiz des Offlinebummels endgültig – dass es eben doch noch einige Läden gibt, für die man wirklich vor die Tür muss?
Nein. Natürlich hat der Onlineboom viele Schattenseiten, aber unser Konzept wirkt dem aktuellen Negativtrend direkt entgegen: Wir folgen gerade nicht Zalando, Amazon und den anderen Big Playern darin, so günstig und so schnell und so viel wie möglich zu verkaufen. Es geht uns ganz im Gegenteil darum, den stationären Handel wieder in den Vordergrund zu rücken. Wir bewerben den Charakter eines Ladens und erzählen seine individuelle Geschichte, die immer auch die einer Stadt und die eines greifbaren Ortes ist. Im besten Fall ist unsere Plattform Werbung dafür, den Laden auch mal in echt zu besuchen. Und durch das begrenzte Angebot der selektierten Stores ist es auch nicht gewünscht, ein Teil in zehn verschiedenen Farben, Größen und Stoffen zu bestellen, nur um danach neun von zehn Teilen wieder zurückzuschicken. Die Läden sind keine Lagerhallen und ihr Angebot ist begrenzt, gerade was Maßgeschneidertes angeht.

Und wenn man etwas kauft, wie funktioniert das dann?
Wir übernehmen die Zahlungsabwicklung und die Rahmenverträge mit dem Versanddienstleister und verdienen bei einem erfolgreichen Verkauf. Die Ware schicken die Läden dann selbst an den Kunden.

Wie reagieren die Ladenbesitzer auf euer Konzept?
Die sind absolut aufgeschlossen. Stores, für die es wegen des ja schon angesprochenen Trends zum Onlinehandel zunehmend schwieriger wird, fühlen sich mit einem Konzept wie dem unseren sehr wohl, weil wir ihnen eine individuelle Onlinepräsenz bieten und ihnen gleichzeitig ein größeres Publikum für ihren Laden verschaffen.

Kann man euch jetzt auch immer Mails schreiben, wenn man auf einer Reise mal wieder einen guten Laden entdeckt hat?
Wir bitten sogar darum. Auf unserer Startseite gibt es eine eigene Rubrik für Ladenempfehlungen. Natürlich prüfen wir die Vorschläge und schauen, ob die wirklich zu Fashion-Locals passen und Lust haben, dabei zu sein. Aber dann stehen die Chancen gut, dass wir die auch aufnehmen.

Text: mercedes-lauenstein - Foto: Juri Gottschall

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