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Sometimes I feel like throwing my hands up in the air

Text: Rueschenkleid

Es gibt solche Stepptanztage. Ich kann keinen echten Stepptanz. Könnte ich jedoch so richtig steppen, ich würde es gerade ununterbrochen tun.
Wir schreiben andauernd über gebrochene Herzen, über den Schmerz, das Elend, ja genau, es ist furchtbar und grauenhaft, wenn das Herz bricht und Enttäuschungen, also davon fange ich gar nicht erst an. Puh.



Aber drehen wir das ganze doch mal zurück zum Anfang. Wenn ich morgens gefragt werde, wie es mir geht, und ich zugeben muss „Nicht gut. Ich bin krank.“ und ehrlich, ich bin selten krank, jedenfalls so krank, dass ich wirklich im Bett bleibe, also wenn ich das zugebe und als Antwort das Angebot kommt, er würde für mich kochen, da geht mein Herz auf. Denn ich weiß, dass heute ungefähr der wichtigste Tag für ihn ist, mit Präsentationen und einem großen Abendessen mit irgendwelchen Russen, die Ahnung von Architektur haben. Ich sage „Du hast ein Abendessen und das ist wichtig. Ich habe eine Erkältung, ich trinke Tee.“ und später sagt er „Aber nach dem Essen dann. Dann kümmere ich mich.“ Er wäre hergeeilt, wenn ich darum gebeten hätte. Mein Herz, es platzt.
Und es war so ein Zufall, eine Party, zu der wir nur gingen, weil Freunde von Freundinnen von Freunden, ach ihr kennt das ja, dieses Gehampel, also jedenfalls waren nur Menschen da, die viel älter waren als wir. Das ist nicht so schlimm, aber es gehört zur Geschichte. Und die Musik war schlecht. Es war wirklich keine gute Party. Bis auf diese Küche, da war alles gut, da saßen sie, die Herren, mit denen ich den ganzen Abend über Star Wars und Tarantino sprechen sollte und, ja im Ernst, über Feminismus. Die Sexismusdebatte war gerade ziemlich groß und tobte und ich erzählte von diesem Symposium, zu dem ich ging an diesem Wochenende und am nächsten Tag, bei diesem Symposium, da war er dann auch.
Weil wir keine Nummern getauscht hatten. 
Feminismus.
Und danach vietnamesisches Essen, eine griechische Band in einer Bar, eine gemalte Blume, Reden über den Vortrag, über das Leben und die Zombieinvasion. Und ich glaubte es nicht. Ich glaube es jetzt noch nicht.
Und seitdem. Nachrichten. Vorsichtige Fragen nach dem „und was machst du, wenn du hier fertig bist?“ und „Viel Erfolg“- Anrufe vor wichtigen Entscheidungen und diese albernen Herzchen bei Facebook und diese andauernden Erwähnungen „Eigentlich wollte ich ja gar nicht mehr raus gehen an dem Abend und bin ich froh, dass ich doch mitgegangen bin“ und „Ich muss noch zu Ikea?“ „Wieso?“ „Du brauchst doch ein Kissen, wenn du mal bei mir schläfst“.
Ja ja, ich weiß ja, es tropft vor Honig und Karamell, das ist zu süß, ach lasst mich doch in Ruhe, verflixt, ich bin verliebt. Jawohl!



Ich schrieb Listen zum Abschied, über Smarties und Freiheit und ich habe daraus gelernt. Ich stelle meinen Ernährungsplan nicht um, ich schlafe allein, wenn ich es brauche und ich  fragte bereits, ob es Erwartungen gäbe in Bezug auf ein Gattinnendasein mit Perlenkette. Natürlich wird das irgendwann öde und stressig und vielleicht finden wir uns bald auch gar nicht mehr so toll, irgendwann setze ich diese rosa Brille ab und so weiter. Ich weiß, ich weiß.  
Aber das ist mir gerade so was von furchtbar, furchtbar egal. Ich tanze. 






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