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Verkleiden für Münchner

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S-Bahn
So verkleidest du dich: Trage einen roten Anzug und weiße Schuhe und Socken. Auf die Brust kommt das weiße S auf grünem Hintergrund. Und auf die Stirn mit Edding die Nummer und Endstation der Linie, die du darstellen willst. Vorsicht: Wolfratshausen könnte etwas lang für deine Stirn sein.
So verhältst du dich: Sprich in abgehackten Sätzen. Wiederhole alles, was du sagst, auch noch mal auf Englisch. Wenn du dich in Bewegung setzt, versuche, das Geräusch einer anfahrenden S-Bahn nachzuahmen. Bleib in regelmäßigen Abständen grundlos an den unmöglichsten Stellen stehen. Wenn jemand fragt, was das soll, erzähl ihm was von einem Notarzteinsatz an der Hackerbrücke.
Vorteil der Verkleidung: Geringer Aufwand, hoher Wiedererkennungswert. Und die Verkleidung ist ein guter Einstieg in einen Smalltalk. Eine S-Bahn-Geschichte hat jeder zu erzählen.
Nachteil der Verkleidung: Eine S-Bahn ist nicht gerade ein Sympathieträger.
Die passende Bestellung an der Bar: Wasser, Spezi, Saft – in der S-Bahn herrscht Alkoholverbot.
Das sagst du zur Verabschiedung: „This train terminates here.“



Föhn
So verkleidest du dich: In Himmelblau und Wolkenweiß. Und mit einem Fön, natürlich. (Um Verwirrungen bezüglich der Rechtschreibung zu vermeiden, kannst du optional ein H auf das Gerät malen.)
So verhältst du dich: Halte dich in der Nähe von Steckdosen auf, schließe den Fön an und blase jedem, der vorbeikommt, warme Luft ins Gesicht. Falls zur Hand, verteile Ferngläser und weise auf die gute Sicht hin. Bitte Helfer, weiter südlich im Raum Wasser zu verschütten. Frage jeden, wie er sich in deiner Gegenwart fühlt.
Vorteil der Verkleidung: Winde sind die Geheimagenten unter den Wetterphänomenen: Man sieht sie nicht, aber sie sind trotzdem da. Frühes Heimgehen lässt sich also am Folgetag mit einem guten Witz begründen. Der Fön ist zudem ein großartiges Spielzeug, mit dem man bei fortgeschrittener Alkoholisierung eine Menge Spaß haben kann (gut frisierten Prinzessinnen das Haar zersausen, als Revolver verwenden, jemandem Heißluft ins Hemd blasen). Und falls man mit jemandem nach Hause geht, kann man sich morgens nach dem Duschen die Haare trocknen, ohne das fremde Bad durchsuchen zu müssen.
Nachteil der Verkleidung: In einer mit zahlreichen Getränken bewaffneten, stark wogenden Menschenmenge besteht mit dem Fön in der Hand akute Lebensgefahr. Und so richtig viele Freunde macht man sich mit dem ständigen Geblase wahrscheinlich auch nicht.
Die passende Bestellung an der Bar: „Noch eine Runde für alle – wehe einer geht hier ohne Kopfschmerzen raus!“
Das sagst du zur Verabschiedung: Nichts. Aber du lässt die Tür auf, wenn du gehst, damit die scheißkalte Februarluft in den Raum ziehen kann.


Weißwurst

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


So verkleidest du dich: Weiß natürlich. Entweder benutzt du sehr viel Toilettenpapier oder einen weißen Anzug oder Arztkittel. Wichtig: Die grünen Petersilie-Sprenkel nicht vergessen. Entweder aufmalen oder gleich ein paar Bund Petersilie an deinem Kostüm befestigen.
So verhältst du dich: Nimm Brezn und ein Glas Senf mit. Versuche, möglichst wohlschmeckend und wurschtig auszusehen.
Vorteil der Verkleidung: Münchnerischer geht nicht mehr. Außerdem hast du was zu Essen dabei. Und Petersilie hilft angeblich gegen Mundgeruch. Könnte sich am nächsten Morgen als hilfreich erweisen.
Nachteil der Verkleidung: Es könnte sein, dass jemand an dir herumzuzeln will. (Kann natürlich auch von Vorteil sein.)
Passende Bestellung an der Bar: Weißbier.
Das sagst du zur Verabschiedung: „Muss gehen. Ist schon nach 12.“



Pep Guardiola
So verkleidest du dich: Trage einen guten Anzug in dunklem Ton mit einer schmalen Krawatte, einen Dreitagebart und eine Glatze oder eine Zwei-Millimeter-Frisur. Nimm einen Messi-Pappaufsteller mit und behänge dich mit allen Pokalen und Medaillen, die du finden kannst.
So verhältst du dich: Sieh sehr gut aus. Sprich leise und mit spanischem Akzent. Erzähle allen von deinem Sabbatical in New York (Kunstszene loben!) und verkünde, dass du Arjen Robben rausschmeißen wirst.
Vorteil der Verkleidung: Der neue Bayerntrainer sieht gut aus, ist klug und belesen und für Bayern-Fans so etwas wie ein Messias. Alle Mädchen und Bayernfans finden dich also schon mal toll.
Nachteil der Verkleidung: Es ist nicht so leicht, so gut auszusehen wie Pep Guardiola. Du kannst nicht auf Faschingspartys in Giesing gehen. Und wahrscheinlich musst du ziemlich viel über Fußball reden.
Passende Bestellung an der Bar: Spanischer Rotwein.
Das sagst du zur Verabschiedung: A reveure! (Katalanisch für Auf Wiedersehen)



Text: christian-helten - und Nadja Schlüter Illustration: Katharina Bitzl

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