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Ein Monat

Text: thelights

„An was denkst du?“ Ich versuche es in Worte zu fassen, das Chaos in meinem Kopf, aber es gelingt mir nicht. „Weiß nicht“, antworte ich. Sie glaubt mir nicht, und es stimmt auch wenn sie sagt „Ich sehe doch, dass du gerade an etwas gedacht hast. Dein Blick war so abwesend, und du hast mir nicht zu gehört“. Natürlich hat sie recht, aber wie soll ich ihr das erklären? Wie soll ich ihr sagen dass ich gerade unser gesamtes gemeinsames Leben durchgegangen bin. So etwas hatte ich noch, und eigentlich wollte ich es auch nicht. Um genau zu sein, habe ich mich immer dagegen gewährt einmal in diese Abhängigkeit zu kommen, einmal nicht mehr in einer Position totaler Kontrolle zu sein.



Ich küsse ihr sanft auf die Stirn, fahre ihr langsam über die Hüfte, ganz vorsichtig, bis ich ihren Busen mit meinen Fingern berühre. Ich greife zu, ziehe sie zu mir rüber, presse meine Lippen fest gegen die ihren. „Sei einfach still und frag nicht mehr“, denke ich, drehe sie über mich und lasse sie auf mir sitzen. „Sie ist perfekt“, geht es mir durch den Kopf. Die langen, braunen Haare fangen an ihre Nippel zu bedecken, als sie ihren Kopf zu mir neigt. „Ich liebe dich“, sagt sie mit leiser Stimme. Sie verschluckt fast die letzten Buchstaben und ich sehe ihre Unsicherheit, sehe wie sie es zu bereuen beginnt, wie ihre dunkelbraunen Augen mich fragend anschauen. Ich habe nie etwas schöneres gehört, auch wenn ich es kaum verstehen konnte. Sie ist immer noch auf mir und ich dringe langsam in sie ein.



„Ich muss mich echt beeilen, aber wir sehen uns morgen, ok?“. Ich nehme meine Hose vom Boden, hol mir ein frisches T-Shirt aus dem Schrank, greif mir den Pulli vom Kleiderbügel, ziehe ihn mir über. Ich küsse sie noch kurz, dann gehe ich aus der Haustür. Noch schnell die Schuhe angezogen – „und jetzt auf keinen Fall nachdenken“, schießt es mir durch den Kopf.



Es sind mittlerweile fünf Tage vergangen. Sie hält meine Hand, drückt mit dem Fuß ihre am Boden liegende Zigarette aus und bläst den Rauch zur Seite weg. „Warum bist du so abweisend, stimmt etwas nicht?“, frage ich sie. Die Nächte sind schnell kälter geworden, in den letzten Tagen, und so stehen wir beide zitternd vor dem Eingang des Clubs, in dem sie gerade genervt -ich gelangweilt - getanzt hatte. Wenn ich sie berühren wollte, ist sie zu einem Freund, wollte ich ihr etwas sagen hat sie einfach weitergetanzt, oder schlimmer, mit anderen getanzt. „Was wir haben ist gar nichts“, fährt es aus ihr raus. „Dir ist alles scheiß egal, ich bin die egal. Ich weiß nichts über dich und du weichst immer aus, wenn ich versuche dir näher zu kommen.“



Ich liege auf der Coach, schaue - am Fernseher vorbei – den Schneeflocken durch das Fenster beim fallen und kreisen zu. Es ist jetzt wirklich kalt und ich muss noch einkaufen. „Jacke anziehen, Handschuhe nicht vergessen, Mütze, dicke Schuhe“. Ich gehe alles zum zwanzigsten Mal im Kopf durch. Mach den Ton des Fernsehers aus und Musik an. Ganz leise, so das sie dem Schneetreiben am Fenster nicht die Magie nehmen kann. „Es war ihre Schuld“, denke ich mir, „sie hat mein Vertrauen ausgenutzt, sie hätte nur mit mir reden müssen.“



 

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