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Jungs, was steht auf eurer Wunschliste?

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Die Mädchenfrage:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Vergangene Woche bin ich auf folgenden Tweet gestoßen: „Alle Mädchen werden zustimmen“. Da mich solche Aussagen immer dazu provozieren, zu beweisen, dass ich natürlich keines von diesen „alle Mädchen“ bin, sah ich mich dazu gezwungen, dem angefügten Link zu folgen. Er führte mich zu einer Liste mit der Überschrift: Was Jungs tun müssen, um ihre Freundin glücklich zu machen. Darunter wurde in ungefähr 30 Punkten ausformuliert, was sich denn nun „alle Mädchen“ von ihren Traumprinzen wünschen würden.

Ich kann nicht mehr alle Punkte rekonstruieren. Ich musste die Liste nach kurzem Überfliegen schnell schließen, bevor mein Selbstbewusstsein mitbekommen konnte, wie ähnlich ich anscheinend diesen „allen Mädchen“ doch bin. Aber es waren 30 völlig irrationale, kitschige und ziemlich zutreffende Punkte wie:

- Sagt uns möglichst oft, dass ihr uns liebt, ohne dass wir es vorher sagen.
- Gebt uns unaufgefordert eure Jacke, wenn uns kalt ist.
- Schreibt uns Gute-Nacht-SMS.
- Legt von hinten eure Arme um uns.
- Küsst uns vor euren Freunden.
- Sagt uns, dass wir wunderschön aussehen, auch wenn wir krank sind und es nicht stimmt.

So ungern ich es auch zugebe, ich bin auf keinen Punkt gestoßen, von dem ich sagen würde: Nein, also das trifft auf mich wirklich nicht zu, ich stelle keine so irrationale Forderungen, die sich schon allein deshalb nicht erfüllen können, weil die Jungs gar nicht von ihnen wissen. Genau das aber ist leider entscheidend: Ihr sollt all diesen Wünsche ohne Aufforderung nachkommen, sonst hat es keinen Wert.

Wir Mädchen sind gut darin, eure Gedanken zu erraten und darüber zu grübeln, was ihr wollen könntet, oder was euch eine Freude bereiten würde. Schade nur, dass eure Liste offenbar so kurz ist. Ihr, Jungs, seid ja schon glücklich, wenn wir euch ab und zu bekochen, euch nicht böse sind, wenn ihr mit euren Freunden mal was trinken geht und wir ausreichend Sex mit euch haben. Oder glauben wir das nur? Vielleicht wartet ihr ja auch auf mehr unaufgeforderte Liebesbeweise und Zärtlichkeiten, oder eure Träume sehen ganz anders aus. Jungs, was steht bei euch auf der Wunschliste an eure Freundinnen?

Auf der nächsten Seite liest du die Jungsantwort.


Die Jungsantwort von eric-mauerle

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Erstmal muss ich sagen: Ich freue mich über diese Frage. Die Existenz solcher Listen war mir nämlich nicht bewusst, ich werde sie demnächst alle suchen und auswendig lernen, denn wenn die dort aufgeführten Punkte sich wirklich einer so allumfassenden weiblichen Zustimmung erfreuen, kann es nur hilfreich sein, sie zu kennen. Wobei die meisten von uns die von dir aufgeführten Beispiele schon im Repertoire haben – das wage ich jetzt einfach mal zu behaupten.  

Bei uns selbst ist es mit solchen Wunschlisten so eine Sache. Ich glaube nicht, dass viele von uns solche Listen führen, sei es im Kopf oder in öffentlich niedergeschriebener Form. Und wenn doch, dann enthalten diese Listen sicherlich keine 30 oder noch mehr Einträge.  

Das liegt glaube ich vor allem darin begründet, dass wir ganz allgemein in unserer Wahrnehmung des anderen Geschlechts ein wenig anders gepolt sind als ihr. Es ist ein bisschen wie mit den Fliegen, die mit ihren aus vielen Einzelaugen bestehenden Facettenaugen in der Lage sind, Bewegungen viel besser wahrzunehmen und darauf zu reagieren als ein Mensch mit seinen kümmerlichen zwei Sehorganen. Während ihr jede Kleinigkeit in unserem Verhalten aufnehmt und interpretiert, geht bei uns ein Großteil solcher Verhaltenssignale einfach verloren. Wir messen Dingen wie dem Erhalt oder dem Ausbleiben einer Gute-Nacht-SMS weniger Bedeutung zu, zum Teil merken wir gar nicht, dass so eine Handlung etwas sein könnte, über das nachzudenken sich lohnen könnte. Dementsprechend fällt uns auch nicht ein, derlei Kleinigkeiten von euch einzufordern.  

Dazu kommt, dass unter uns Jungs das Thema „Traumpartner“ einen eher geringen Stellenwert genießt. Wir schauen keine Serien wie Sex and the City, die ja im Grunde in jeder Folge erneut um das Suchen und Finden des Typen kreist, der alle eure Listenpunkte im Schlaf herunterbeten kann. Und wir unterhalten uns auch nach dem dritten Bier mit unserem Kumpel nicht darüber, welche Zärtlichkeiten die perfekte Superfreundin uns entgegenbringen müsste. Wenn das Thema Traumfrau eine Rolle spielt, läuft das eher in Kategorien ab, die auch in Männermagazinen eine Rolle spielen könnten.  

Insofern kann ich zusammenfassen: Detaillierte Wunschlisten gibt es bei uns keine. Trotzdem sind wir natürlich nicht wunschlos glücklich, und deine „Kochen, Kumpels, Kopulieren“-Rezeptur ist schon ein bisschen arg kurz gegriffen. (Die letzten Punkte würde ich unterschreiben, das Bekochtwerden ist uns allerdings eher egal). Ich versuche mal – denn danach hast du ja schließlich auch gefragt – eine kleine, vollkommen unvollständige Aufzählung von Wünschen hinzubekommen:  

Wir möchten bewundert werden, aber nicht angehimmelt. Wir möchten geküsst werden, auch in der Öffentlichkeit, aber nicht ständig abgeknutscht. Wir möchten nicht, dass ihr unseren Kosenamen in der Öffentlichkeit verwendet. Wir möchten nicht nach zwei Monaten Beziehung über Kindern reden. Wir möchten alleine sein und ein sinnloses Hobby haben dürfen, ohne uns dafür jedes Mal rechtfertigen zu müssen. Wir möchten das Gefühl haben, uns auch von euch trösten lassen zu dürfen. Wir möchten von euch verführt werden. Wir möchten, dass ihr beim Einschlafen eure Kopf auf unsere Schulter legt. Wir wollen, dass ihr diese Wünsche ernst nehmt, aber nicht zu ernst.

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