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Ohne Titel.

Text: thelights

Ich atme langsam ein und aus.  Musste das wirklich passieren? Hast du gelogen oder bin ich zu vorsichtig? Mein T-Shirt ist nass vom Schweiß. Ich habe meine Hose noch an, die Schuhe auf meinem Bett liegen und die Mütze nur leicht raufgeschoben damit mein Kopf gekühlt werden kann. Der Raum ist gefüllt mit kalter Luft die sich über mein Bett gelegt hat. Meine ganze Wut habe ich beim nach Hause weg gelassen. Die Pedale immer fester getreten, bis die Beine weh tuen, bis ich die Zähne fest zusammen beißen muss. Das war schon immer so. Wut hat sich bei mir schnell in Selbsthass übertragen, dann stell ich mir eine Aufgabe, irgendwas um an meine Grenzen zu gehen. Nur um zu sehen ob ich es schaffen kann. Ein bisschen Schmerzen sollten natürlich auch dabei sein. Das klingt natürlich sehr masochistisch, aber es gibt mir das Gefühl etwas erreichen zu können. Den Schmerz zu besiegen, sich vollkommen zu konzentrieren und dann alles zu geben. „Von zehn runterzählen, dann bin ich vor meiner Haustüre.“ Bergauf und immer schneller, und schneller. Ein Tritt nach dem anderen, kürzere Abstände. Ich Schwitze, obwohl es schneit. Die Lichter blenden mich, aber es sind nicht viele. Ein paar Autos, die in der Nacht noch vorbeifahren, einige wenige Laternen die den Weg beleuchten. „0!“. Ich habe es nicht geschafft. Manchmal stelle ich mir die Aufgaben so, dass ich sie nicht schaffen kann. Dass ich Schmerzen habe, alles geben muss und mich am Ende immer noch hassen kann. Ich schleiche mit gesenktem Kopf die Treppe hoch. Mein dunkelblauer Pulli schleift an der weißen Wand entlang, an die ich mich auf dem Weg nach oben anlehne. Ich nehme mit bewusst langsamer Bewegung den Schlüssel aus meiner Hosentasche, schaffe es kaum die Türe zu öffnen. Ich bin kraftlos und desillusioniert und eine tiefe leere breitet sich in meinem Magen aus. Meine Lippen formen ein gezwungenes Lächeln, aber eigentlich muss ich niemand etwas vorspielen, meine Mitbewohner schlafen ohnehin schon. Durch die Küche, den Flur entlang bis ans Ende und dann durch die Tür in mein Zimmer. Das Fenster, das fast die gesamte Wand einnimmt, öffne ich noch. Dann lass ich die Jacke und den Pulli von mir fallen, mit ihnen mein Lächeln. Ich sinke langsam auf mein Bett, schaue zur Decke und lasse alles auf mich zu kommen. 

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