Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben
Aus der ehemaligen jetzt-Community: Du liest einen Nutzertext aus unserem Archiv.

Bewusstsein meiner fünf Sinne und ein Gedanke

Text: Crispetti
Ich sehe.
Ich höre.
Ich rieche.
Ich schmecke.
Ich fühle.

Ich sehe.
Ich sehe exotische Länder. Exotische Länder wie Indien, Nepal, Thailand, Guatemala. Ich sehe Inseln mit Palmen und Stränden. Ich begreife, dass sogar das Exotische irgendwann zur Gewohnheit wird. Jeder Insel sieht irgendwann gleich aus, jede Palme, jeder Strand. Irgendwie gleich aber immer wunderschön. Der Horizont sieht überall gleich aus. Leicht gebogen, manchmal grün, meistens blau. Himmelblau oder Wasserblau oder Türkis.Ich sehe die höchsten Berge der Welt. Ich sehe das "Dach der Welt" und frage mich was danach kommt. Ich sehe Wellen. Manchmal ziemlich hoch und erschreckend kraftvoll. Manchmal klein und wogend. Und ich sehe, dass sie nur aus Wasser bestehen und ich bin mal wieder überrascht, wie kraftvoll Wasser sein kann und ich verstehe dass die Rätsel der Welt unendlich sind. Ich sehe das Licht am Ende des Tunnels. Ich laufe geradewegs darauf zu, ohne Angst, einer strahlenden Zukunft entgegen.Ich sehe Menschen. Menschen aller Hautfarben und Kulturen. Große und kleine. Gesunde und kranke. Reiche und Arme. Ich sehe Menschen lachen und weinen, leben und lieben und sterben und ich verstehe, dass sie alle gleich sind. Sie werden geboren, sie leben und sie lieben und sie sterben. Ich sehe alle Farben des Regenbogens. Und ich stehe am anderen Ende des Regenbogens und winke.Ich sehe Wasserfälle und Regenwälder. Ich sehe den Mond und die Sterne. Ich sehe die Sonne und die Wolken. Sie sind zum Greifen nah. Ich sehe mich. Ich sehe dich. Ich sehe die Welt, wie sie sich mir zeigen will. 
Ich sehe und ich bin mir dessen bewusst.

Ich höre.
Ich höre die Welt. Ich höre das Lachen. Das Lachen der Seemöwen. der Affen, der Kinder, meiner Freunde, von Fremden. Jedes Lachen hört sich anders an und hat doch immer die gleiche, bezaubernde Melodie. Ich höre das Lachen und ich möchte am liebsten immer Lachen hören. Ich höre das Weinen. Ich höre das Weinen der Armen und der Reichen. Ich höre mich weinen und ich höre dich weinen und ich wünschte, alle weinten nur vor Freude doch ich verstehe, dass Freude und Leide wie Yin und Yang ohne einander nicht existieren können. Ich höre das Meer. Das Rauchen des Meeres hört sich immer gleich an, wie das Rauschen des eigenen Blutes in den Ohren. Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. Ich höre die Vogel zwitschern und ich höre den Wind in den Bäumen und ich höre manchmal sogar das Gras wachsen. Ich höre Musik. Wunderschöne Musik geschaffen von Menschen und der Natur. Geschaffen von der Welt für die Welt. Ich höre Geräusche. Ich höre die Stille. Ich höre dich und ich höre mich. Ich höre die Welt lachen und weinen.
Ich höre und ich bin mir dessen bewusst. 


Ich rieche.
Ich rieche die Welt. Sie riecht nach Leben. Dem einzigartigen Geruch nach Leben. Sie riecht nach Angst, dem würzigen Geruch nach purer Angst. Sie riecht nach Tod, dem modrigen Geruch  nach Tod. Sie riecht nach Blumen und nach Bäumen und Gras. Sie riecht nach Sonne und Meer. Sie riecht nach Gewürzen und nach Räucherstäbchen. Sie stinkt. Sie riecht gut. Ich rieche mich. Ich rieche dich. Ich rieche all die Düfte der Welt. 
Ich rieche und ich bin mir dessen bewusst. 

Ich schmecke.
Ich schmecke die Welt. Sie schmeckt süß. Sie schmeckt bitter. Sie schmeckt bittersüß. Sie schmeckt intensiv und sie schmeckt nach gar nichts. Sie schmeckt nach Erde. Sie schmeckt salzig. Sie schmeckt fruchtig und frisch. Sie schmeckt verdorben. Sie schmeckt nach Freiheit. Sie schmeckt fantastisch. Sie schmeckt mir gar nicht. Sie schmeckt nach mir. Sie schmeckt nach dir. Sie schmeckt wie die Welt mir schmecken will. 
Ich schmecke und ich bin mir dessen bewusst.

Ich fühle. 
Ich fühle die Welt. Ich fühle mich in ihr geborgen. Ich fühle meinen Herzschlag. Ich fühle, wie das Leben durch meine Adern pulsiert. Ich fühle, dass ich Eins bin mit der Welt und dass ich mich vom Lauf der Welt mitreißen lassen kann, ohne Bedenken. Ich fühle, dass es immer ein Morgen gab und es immer ein Morgen geben wird, mit mir und ohne mich. Ich fühle, dass sich die Welt dreht und dass ich in ihrem Kreislauf für eine Weile gefangen bin, aber ich verstehe, dass ich sie nicht am Laufen halte, dass sie das von ganz alleine macht. Ich fühle, dass es nicht so wichtig ist, alles zu verstehen. Ich fühle, dass gerade die großen und kleinen Geheimnisse der Welt das Leben so interessant machen. Ich fühle wie die Zeit vergeht. Mal langsam, meistens schnell, viel zu schnell. Ich fühle Freude und Leid. Ich fühle Liebe und Schmerz. Ich fühle die Freude und den Schmerz der Welt. Ich fühle meine Präsenz in der Welt. Ich fühle deine Präsenz in der Welt. Ich fühle die Welt. 
Ich fühle und ich bin mir dessen bewusst. 

Ich sehe und ich höre und ich rieche und ich schmecke und ich fühle.
Ich BIN!

Ich denke.
Ich denke an all das, was war, und ich möchte keine Erinnerung missen. Ich denke an all das, was sein wird, und ich will es gar nicht so genau wissen. Leben und leben lassen. Ich denke an alle Menschen, die ich so tief in meinem Herzen immer bei mir trage.Nicht verurteilen. Einfach im Herzen tragen und lieben und vermissen und sich auf ein Wiedersehen freuen. Alles so nehmen wie es kommt. Ich denke, man sollte sich auf sein Schicksal und den Kreislauf der Welt einlassen. Zu seinem Traum werden. Damit klar kommen. Und sich bewusst machen, dass alles gut wird. Alles wird gut. 

Leben und leben lassen.
Nicht verurteilen.
Alles so nehmen, wie es kommt.
Damit klar kommen.
Alles wird gut.

Mehr lesen — Aktuelles aus der jetzt-Redaktion: