Süddeutsche Zeitung

Unsere Kernprodukte

Im Fokus

Partnerangebote

Möchten Sie in unseren Produkten und Services Anzeigen inserieren oder verwalten?

Anzeige inserieren

Möchten Sie unsere Texte nach­drucken, ver­vielfältigen oder öffent­lich zugänglich machen?

Nutzungsrechte erwerben

Mach nicht so einen Buckel!

Teile diesen Beitrag mit Anderen:

"Setz dich gerade hin!" Wenn man nach einem langen Tag in der Uni oder im Büro Rückenschmerzen hat, denkt man schon mal an diesen, manchmal etwas giftigen Befehl zurück, den man oft als Kind oder sogar noch als Erwachsener gehört hat, wahlweise von Mama oder Oma. Die Rückenschmerzen tun allerdings nicht so weh wie die Erkenntnis: Mama und Oma hatten Recht.  

Der Amerikaner Andrew Chang hatte auch Rückenschmerzen. In der Rückenschule wurde ihm schließlich bestätigt, dass die Schmerzen von seiner schlechten Haltung kommen. Das brachte ihn auf eine Idee. Sich etwas abzugewöhnen ist mühsam, warum soll man sich nicht technische Unterstützung holen? Nein, kein fieses orthopädisches Gerät, wie es der Hauptvertreter der "Schwarzen Pädagogik" Moritz Schreber (dem Namensgeber der Schrebergärten) benutzte, um seine Kinder zu erziehen. Sanfter sollte es sein.  

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Vibriert bei schlechter Haltung: der Sensorgürtel "Lumoback".

Zwei Jahre lang haben Andrew und sein Team an einem Gerät gearbeitet, das genau das tut, was unsere Mamas und Omas bisweilen heute immer noch machen: dezent aber bestimmt auf unsere Haltung hinweisen. Ihre Erfindung ist ein Sensorgürtel namens "Lumoback", der aussieht wie ein Brustgurt einer Pulsuhr. Er wird über den Lendenwirbeln getragen, wenn man möchte, direkt auf der Haut. Stören dürfte er im Alltag wenig: An der dicksten Stelle ist der Sensor gerade mal 8,5 mm dick.  

http://vimeo.com/54267210  

Der "Lumoback" erkennt mit seinen Sensoren, ob der Nutzer gerade sitzt, steht oder liegt - und vor allem, wie er das tut. Sobald der Nutzer in sich zusammensackt oder sonst irgendwie krumm sitzt oder steht, beginnt das Gerät zu vibrieren. Das soll den Nutzer stören und ihn dazu bringen, sich aufzurichten.

Gleichzeitig sendet das Gerät über Bluetooth ein Signal an eine App (bisher nur für iPhone, iPad und iPod touch), auf der das Strichmännchen "Lumo" die Sitzhaltung des Nutzers imitiert. In Grün, wenn man schön gerade sitzt, in Rot, wenn es etwas zu meckern gibt. Über den Tag hinweg sammelt die App diese Daten und bereitet sie in bunten Grafiken auf. Man erfährt zum Beispiel, zu welcher Tageszeit die eigene Haltung besonders schlecht ist oder wie sich die Körperhaltung über einen längeren Zeitraum hinweg entwickelt.    

Default Bild

„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wenn das Strichmännchen "Lumo" grün leuchtet, hat der Nutzer gerade eine gute Körperhaltung.

Bisher kommt Andrews Idee gut an: Auf der Crowdfunding-Plattform "Kickstarter" haben er und seine Kollegen mehr als 200.000 US-Dollar eingenommen; ihr Ziel, um in Produktion zu gehen, waren 100.000. Inzwischen kann man den "Lumoback" auch bestellen, wenn man nicht zu den Crowdfunding-Unterstützern zählt. 149 US-Dollar (ohne Versand) kostet der mobile mütterliche Zeigefinger. Die Rückenschule oder den Orthopäden ersetzt das Gadget natürlich nicht, praktisch ist es trotzdem: Eine gute Haltung kann durchaus Haltungsschäden vorbeugen. Und da muss man sagen, ist der "Lumoback" bestimmt achtsamer als Mama und Oma, die zwischendurch auch mal wegsehen. Ob das Vibrieren aber auch so zuverlässig wirkt wie deren Befehlston, muss man noch sehen.


Text: kathrin-hollmer - Fotos: Lumoback.com

  • teilen
  • schließen