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Die Vision: Perfekt auf den Konsumenten abgestimmtes, gesundes Essen -  aus einer Maschine und doch wie von Hand gemacht.
Die Mission: Transparente Entwicklung und Produktion von Hardware und Software, die das möglich macht.

So werben Alexis Wiasmitinow und sein Team von EveryCook für ihr Produkt. Nebenbei wollen sie mit ihrem Projekt Transportwege verkürzen und damit die Umwelt schützen, die Situation der Bauern verbessern, Kreativität fördern, das Leben von Alten, Diabetikern, Allergikern, Sportlern und auch sonst jedem erleichtern und den unfähigen Tiefkühlpizza-Freunden den Eintritt in das Reich der Kulinarik gewähren. Helden im Kampf gegen Fettleibigkeit und Skorbut - wenn man so will.

Die Idee zu dem intelligenten Kochtopf kam dem Schweizer Ingenieur für Energietechnik und Fernwärme als ihm wieder einmal das Essen angebrannt ist. Nur weil er kurz die Küche verlassen hat um seine Mails zu lesen oder ähnliches. Das weckte den Erfinder in ihm.

Sein Projekt besteht aus zwei Komponenten. Zum einen: Der Super-Kochtopf beziehungsweise die Hardware. Der kann selbstständig erhitzen, dabei die Temperatur regulieren, frittieren, schneiden, rühren und wiegen. Bis zu diesem Punkt noch nicht wirklich spektakulär. Da gibt es Küchenmaschinen mit den gleichen Funktionen, die stolze Hausfrauen und Hausmänner schon ihr Eigen nennen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Spannend wird es bei der zweiten Komponente: Die Software des Topfes mit dazugehöriger Website. Der Service beginnt schon vor dem Kochen: Auf dem Heimweg von der Arbeit oder der Uni geht man auf die Seite everycook.org. Dort wird einem ein Rezept vorgeschlagen und eine Einkaufsliste zusammengestellt. Außerdem erfährt man, wo auf dem Weg man die besten Zutaten bekomme. Zuhause sagt einem der Topf dann, wann man welche Zutat hinzuzufügen habe und in welcher Menge. Schneiden, Rühren und Temperaturregulierung übernimmt er automatisch. Damit kann quasi nichts mehr schief gehen und wenn man noch so eine Küchenniete ist.

Doch woher weiß der Topf, was er zu tun hat? Die Technik des intelligenten Topfes basiert auf einem Programm, das auf dem raspbian Betriebssystem läuft. Es erhält Befehle, sehr vereinfacht also die Rezepte, über eine Schnittstelle mit dem Internet. Über Sensoren bekommt das Programm Informationen darüber, was im Topf passiert, wie heiß es ist, oder wie viel Druck entsteht. Über Aktoren kann das Programm den Motor steuern und so zum Beispiel automatisch umrühren. Ein Display gibt dem Koch außerdem Anweisungen und informiert ihn über den aktuellen Status des Gerichts.

Das Produkt soll aber das Kochen nicht nur erleichtern sondern auch verbessern: "Die Idee ist, alle verfügbaren Daten zu verwerten", erklärt Alexis Wiasmitinow. "Von der Herstellung über Nährwerttabellen und Gesundheitsaspekte". Alle Informationen, durch öffentliche Quellen oder User-Beiträge, werden in einer großen Datenbank zusammengeführt. Jeder Landwirt könne so zum Beispiel seine frischen Produkte anbieten.

Die Nutzung des Systems kann außerdem personalisiert werden. Preiskategorien werden berücksichtigt und Vorlieben bei der Rezeptsuche einbezogen. Diese Funktion könne auch Diabetikern oder Allergikern das Leben erleichtern. "Sie können angeben, welche Nahrungsmittel sie meiden müssen und wissen zu jeder Zeit, was und wie viel davon im Topf ist", erklärt der Schweizer Erfinder Alexis Wiasmitinow.

Sein Team besteht aus einem Programmierer, einem Elektrikexperten und einem Koch. Bei ihrer Präsentation auf der Jahrestagung des Chaos Computer Clubs vergangene Woche hätten sie allerdings noch einige Interessenten getroffen, die gerne als App-Entwickler mit einsteigen würden. Auch unter den restlichen Computerfreunden kam das Projekt sehr gut an. Kein Wunder: Ein technisches Spielzeug, ohne Patent und  mit Open Sourse-Software, an der jeder mittüfteln darf und am Ende soll auch noch Nahrung herauskommen.

Doch erst einmal muss der Topf aus der Prototypphase heraus. "Es gibt da noch Interferenzen bei der Waage", gesteht Alexis Wasmitinow. 2014 will er mit seiner Erfindung auf den Markt. Um die 1500 Euro soll der Wundertopf dann kosten. Aber hey - wer rettet die gesunde Ernährung der Weltbevölkerung schon umsonst?

Text: teresa-fries - Cover: mediengestalterei/photocase.com, Foto: privat

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