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die renovierung

Text: rohque
1996.
eine handvoll armer studenten sucht wohnraum und findet diesen. ohne tapeten, dafür aber mit löchern in den fenstern, ohne küche, ohne bad.

also wird mit spärlichen mitteln ein wenig erfurter an die wände gekleistert, eine küche zusammengeklaubt und der vermieter stellt eine camping-duschkabine zur verfügung. mit pumpe und boiler, frei platzierbar. dem zeitgeist entsprechend, aber ohne talent, wird der gesamte flur in periodenroter wischtechnik gestaltet, mangels schwämmen allerdings mit tapezierbürsten gearbeitet. auch die übergänge zwischen wand, türrahmen und decke sind fließend.

jahre vergehen.

der bettfresser zieht ein.

weitere jahre vergehen.

15 jahre sind vergangen.

neue menschen sind eingezogen, der bettfresser ist noch da, meist im bett, bei grill, altem dildo und fernsehen.

es wird renoviert.

"unnötig, da mache ich nicht mit!" ruft es aus dem verschlag. der bettfresser befindet sich also in einer seiner seltenen phasen höchster aufmerksamkeit. meist ist das nach dem großen fressen und vor dem täglichen tv-marathon der fall.

"musste auch nicht, machen wir schon alles."

doch das beruhigt sie nicht. sind doch die gemeinschaftsräume und flure dank der fleißigen drohnen meist in tadellos sauberem zustand. und somit ein ort der ruhe für das gestresste auge des bettfressers, der im eigenen chaos keinen ruhepunkt ausmachen kann.

es wird renoviert. es geht sehr schnell. zwei wochenenden sind eingeplant und mehr zeit wird auch nicht benötigt. und siehe da, selbt dem bettfresser gefällt es. zumindest für den moment.

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