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Das Herbstmixtape von anou (leider ohne Fotodokumentation)

Text: josiflosi

Mit diesem Tape bekam ich zum ersten Mal Post aus Israel (und das ausgerechnet in diesen Tagen). Früher, als ich noch Brieffreundschaften pflegte, die man sich vermitteln lassen konnte – ich bin mir nicht mehr ganz sicher, wie das funktionierte, irgendwie so, dass man sich ein ‚Land wünschte’ und dann eine Adresse bekam, aber das ist nun wirklich schon lange her – jedenfalls damals schrieb ‚man’ noch auf Luftpostpapier und wenn dieser grüne Aufkleber für den Zoll drauf war, war es immer besonders spannend.
Und so war es auch, als das Tape kam.
Den Umschlag in der Hand.
Vorsichtig nach oben getragen. Angeschaut. Draufgeschaut. Aufgemacht. Eingelegt. Angehört.
Zwischenzeitlich schon ziemlich oft. Und so hört es sich an:



Das erste Stück habe ich erst nicht verstanden. Aber dann haben Recherchen ergeben, dass hier Charles Darwins Evolutionstheorie vertont wurde. Das hat mir imponiert. Hier und da klingt es, als wären die Lebewesen aus einer Plastiktüte geschlüpft. An der Ostsee vielleicht.
Nummer zwei bestreitet Ólafur Arnalds (der sich auch auf anderen Herbsttapes hier ganz wohl fühlt). Dieses Stück fand ich besonders toll. Wegen der Geigen, die alles an sich reißen. Und weil der Ólafur angeblich Schlagzeug in einer Band namens Fighting Shit gespielt hat. Nein, eigentlich wegen Island. Egal, ein tolles Stück jedenfalls!
Explosions In The Sky. Meine Musiksoftware sagt mir, das sei Rock. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Es werden einige Gitarren gespielt, und wenn ich das Schlagzeug bedienen müsste, wäre ich komplett nass geschwitzt. Ob ich das wollen würde, weiß ich nicht so genau.
Menomena sind dann die ersten, die singen dürfen. Mich erinnern sie sofort an die Flaming Lips, von denen ich irgendwo noch eine CD rumfahren habe – und eigentlich mal wieder danach suchen könnte.
Dann kommt The Tallest Man On Earth. Den kenne ich noch gar nicht so lang, und schon begegnet er mir wieder. Ein Pferd würde passen. Ich mag den kleinen Mann.
Woodkid ganz anders. Pompös, ausladend. Fängt das Stück einfach so mit Bläsern an. Dass man das für eine Modenschau benutzen will, glaube ich sofort.
Könnte ich Gitarre spielen, würde ich es wahrscheinlich so ähnlich wie The Lumineers machen. Ja, ich mag Folkartiges (zum Glück!). Einen Hut würde ich auch aufziehen, obwohl mir Hüte nicht stehen (aber ich mag Folkartiges).
Danger Mouse and Daniele Luppi ist wahrscheinlich das coooolste Stück auf dem Tape. Ich jedenfalls finde es ziemlich cool.
Danach, da kann Fink nichts dafür, aber den habe ich vor Jahren einfach zu oft gehört und jetzt mag ich ihn nicht mehr so gern. Trotzdem darf er natürlich auf dem Tape sein.
Bei Tame Impala musste ich grinsen. Irgendwie assoziierte ich sofort spezielle Kekse mit der Musik. Vielleicht aber auch einfach deshalb, weil ich diese Art von Musik schon lange nicht mehr gehört (und eher Schokolade gegessen) habe.
Was den nächsten Track betrifft: Ja, mich stößt der sog. ‚Frauengesang’ noch nicht (oder nicht mehr?) ab. Und deshalb mag ich auch das Stück von Wye Oak. Laut und generös fällt mir dazu ein. Das Pferd hinkt (aber das sieht gut aus).
Cat Power. Sowieso total toll! Schon lang gemocht. Noch immer. Und immer wieder.
Und auch Emily Jane White darf von mir aus so viel singen wie sie mag. Und Gitarre spielen darf sie auch weiterhin.
Kitty, Daisy & Lewis wären es wahrscheinlich egal, ob man sie hierher eingeladen hätte. Wer so die Mundharmonika und die Ukulele spielt, muss es einfach tun. Nur zu (das sagte man auch mir einst).
Bei Junip denke ich, die kenne ich. Aber ich kenne sie nicht. Und dann fällt mir ein, dass mich die Musik an einen Film mit Bill Murray erinnert, und zwar an Rushmore, in dem Bill Murray nie seinen Anzug wechselt.
Bei M83 kann ich mich nicht entschließen, ob mich das zu sehr an die 80er erinnert. Und ich habe eine kleine, diskrete Allergie gegen dieses Jahrzehnt (wahrscheinlich weil ich damals pubertierte).
Sidsel Endresen & B Wesseltoft ist ein toller Abschluss, finde ich. Auch sie, also Sidsel kannte ich noch nicht. Man muss ihr zuhören, das ist klar. Beobachten werde ich sie auch.



Also, liebe anou. Wie Du siehst, hast Du mir eine Riesenfreude gemacht. Ich bin nicht gut im Beschreiben von konkreten Dingen (wie Musik). Aber keinesfalls sollte Dein tolles Tape unkommentiert bleiben! Und vielleicht entdeckt ja auch der eine oder die andere hier noch etwas für sich.
Dankedanke!



 



Die Playliste
01 The Knife: Intro
02 Ólafur Arnalds: Brotsjor
03 Explosions In The Sky: Catastrophe And The Cure
04 Menomena: The Pelican
05 The Tallest Man On Earth: Revelation Blues
06 Woodkid: Iron
07 The Lumineers: Ho Hey
08 Danger Mouse and Daniele Luppi: Two Against One (Ft. Jack White)
09 Fink: Yesterday Was Hard On All Of Us
10 Tame Impala: Elephant
11 Wye Oak: Civilian
12 Cat Power: Naked If I Want To
13 Emily Jane White: Hole in the Middle
14 Kitty, Daisy & Lewis: Mean Son of a Gun
15 Junip: Howl
16 M83: Couleurs
17 Sidsel Endresen & B Wesseltoft: Out Here, In There

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