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Voll psycho? Der Macken-Ticker

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„Fimmel“, das ist ein besonders zärtliches Wort für eine Angewohnheit, die ziemlich nerven kann. Möglichst niedlich muss es klingen, möglichst liebenswert, wenn wir von unseren Macken sprechen. Wir wollen ja niemanden verschrecken. „Ich hab da so 'nen kleinen Ordnungsfimmel“ klingt doch viel besser als die Bekenntnis: „Wenn meine Suppenteller nicht sauber mit den Müslischüsseln abschließen, habe ich keine Tiefschlafphase mehr.“

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Putzfimmel?

Niemand gibt gern zu, dass er in manchen Dingen schräg ist. Trotzdem sind wir es alle, irgendwie. Der eine kann das Haus nicht verlassen, ohne mindestens zwei Mal die Herdplatte zu kontrollieren. Ist das Auto wirklich zu? Lieber noch mal nachschauen, zur Sicherheit. Der andere fürchtet die feindliche Übernahme durch Fremdbakterien und zückt unterwegs sofort sein Desinfektionsmittel. Eine Türklinke? Tödliches Keimroulette! Manch einer verfällt vielleicht besonders gern in Konversationen mit sich selbst oder zieht nach dem Duschen – ganz wichtig – immer zuerst die Socken an. Ich greife beim Einkaufen lieber nach den Produkten hinten im Regal. Warum? Fühlt sich irgendwie besser an. Was es auch ist, das Modell Mensch wird einfach nicht in mackenfreier Standardausführung geliefert. 

Dabei ist die Kenntnis von Ticks ein Zeichen großer Exklusivität. Sein wahres Ich offenbart man schließlich nur, wenn man darauf vertraut, trotzdem gemocht zu werden. Deshalb kann es ein sehr schöner Moment sein, wenn man in die individuellen Spleens einer Person eingeweiht wird. Und realisiert: Auch dieser Mensch ist nicht perfekt. Trotzdem habe ich ihn gerne in meiner Nähe. Wem man also nach einer ausgeprägten nächtlichen Putzaktion noch einen liebevollen Blick entlocken kann, den sollte man behalten, ob als guten Freund oder als Partner. Dafür lächelt man dann auch gerne das nächste Mal versöhnlich, wenn der andere vorm Weggehen mal wieder durch die Wohnung streunt, um alle Mehrfachstecker auszustöpseln. 

Was sind deine kleinen Ticks? Wie gehst du mit deinen Besonderheiten um – versteckst du sie oder zeigst du sie ganz offen? Oder hast du vielleicht schon mal erlebt, dass jemand mit deinen Macken gar nicht zurecht kam?

Text: sina-pousset - Foto: Dot.ti /photocase.com

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