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Sofortbild, später

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Zwei Dinge haben "Instagram" und "Hipstamatic" durch ihre Retro-Filter sichtbar gemacht. Erstens: Auch das schlechteste Handy-Foto kann mit den zusätzlichen kleinen Farb- und Schärfemängeln des Vintage-Looks  hübsch charmant aussehen. Zweitens: Womöglich auch ein wenig deshalb gibt es gerade unter Digital Natives sehr viele, die finden, dass Digital in Analog einfach besser ausschaut.  

Bisher hatten die digitalen Bilder dank der Foto-Apps allerdings nur eine analoge Optik. Sie bestanden jedoch immer noch aus Pixeln und hatten nicht in Entwicklerflüssigkeit gebadet. Die Filter sahen deshalb auch immer gleich aus, auf die chemischen Überraschungseffekte müssen Instagram- und Hipstamatic-Nutzer verzichten. Vor allem aber kann man die pseudo-analogen Fotos auch nicht anfassen, an die Wand übers Bett pinnen oder ihren Rand mit einer Telefonnummer beschriften. Die Sehnsucht nach dem echt Analogen wurde mit den Vintage-Filtern bisher also nur teilweise befriedigt.

Das „Impossible Instant Lab“, ein Fotografie-Gadget fürs iPhone, soll das nun ändern: Das Team vom „Impossible Project“, das mit der Neuentwicklung von Polaroid-Filmen schon einmal Sofortbild-Fans glücklich gemacht hat, hat eine Art Instant-Kamera für Handy-Fotos entwickelt. Die Idee hinter dem "Instant Lab" ist relativ simpel: Im Prinzip fotografiert es einfach bloß ein ausgewähltes Bild vom Smartphone noch einmal ab - und danach hält der Fotograf ein Polaroid-Foto in den Händen. Wie das genau funktioniert, erklärt Florian Kaps von "Impossible" sehr anschaulich in einem Video auf der Kickstarter-Projektseite. Bisher gibt es nur ein paar Prototypen von der Kamera. In Zukunft soll das "Instant Lab" aber auch mit Android-Smartphones funktionieren.

Offensichtlich hat die Welt der Analog-Fans bereits nach dieser Idee gelechzt, auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter ist das "Impossible Instant Lab" nämlich ein Riesenerfolg: Schon nach 30 Stunden statt der anvisierten 30 Tage war das Ziel, per Crowdfundfunding 250.000 Dollar für die Produktion der Kamera einzusammeln, erreicht. Inzwischen sind schon fast 350.000 Dollar von gut 1.700 Unterstützern zusammengekommen - und die Finanzierung läuft immerhin noch 25 Tage. Ab Mitte Februar nächsten Jahres soll das "Instant Lab" dann erst an die Unterstützer ausgeliefert werden und anschließend in den Verkauf gehen.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Die Vorteile des "Instant Labs" gegenüber einer klassischen Sofortbildkamera sind offensichtlich: Für Fotos in der unverwechselbaren Polaroid-Optik muss man nicht immer den analogen Kameraklotz auf Verdacht mitschleppen, sondern es genügt, das Smartphone dabeizuhaben. Außerdem kann man wie sonst auch mit dem Handy erstmal unzählige digitale Schnappschüsse machen und dann später ein besonders gelungenes Bild auswählen, das man anschließend mit dem "Instant Lab" analog abfotografiert. So muss niemand fürchten, die sehr teuren Sofortbild-Filme für misslungene Fotos zu verschwenden. Schließlich werden beispielsweise die "Impossible"-Filme für Polaroid-Kameras zum Preis von 20 Euro für 8 Sofortbilder verkauft.

Dem klassischen Sofortbild bleibt daher wohl nur noch eine allerletzte Existenzberechtigung in der Nische: Als wahrhaftiges Instant-Foto ist es authentisch. Das dürfte wahrscheinlich für seinen Fortbestand genügen, sogar wenn niemand mehr die echten Polaroids von analogisierten Handyabzügen unterscheiden können wird. Denn der Hype um die Retro-Filter hat auch noch etwas Drittes gezeigt: Authentizität, da stehen wir doch drauf.   


Text: juliane-frisse - Screenshot: kickstarter.com

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