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Mädchen, schaut ihr uns in den Schritt?

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Die Jungsfrage:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Diese Woche wurden ein Foto von John Hamm veröffentlicht. Der Don-Draper-Darsteller aus der Serie Mad Men spazierte mit seiner Frau shoppend durch die Straßen von New York. Wer etwas genauer hinschaute, konnte erkennen, das Mr. Hamm unter seiner nicht allzu schlabbrigen Hose offenbar keine Unterwäsche anhatte. Es war somit einigermaßen deutlich zu erkennen, was Mr. Hamm da so mit sich herumträgt. Der Mann scheint eine Vorliebe für unterhosenfreie Ausflüge zu haben, es war nicht das erste Mal, dass sich sein Penis auf einem Foto mehr oder weniger deutlich unter der Hose abzeichnete.

Was dann immer folgte: Große Aufregung in der Mädchenwelt. Interessierte bis begeisterte Kommentare im Netz, große Aufregung auch in Teilen der Redaktion beim Hin- und Herschicken der Links zu Hamms Hammerfotos. Das lässt sich zu einem großen Teil bestimmt damit erklären, das Hamm gut aussieht, berühmt ist und auch noch eine Serien-Figur spielt, die ihr ziemlich vergöttert. Aber euer Verhalten bei diesem Foto wirft bei mir noch eine andere Frage auf: Nämlich die nach eurem generellen Penis-Glotzverhalten.

Wir Jungs schauen ganz gerne auf Hintern und Brüste der Mädchen, die uns beim Stadtbummel entgegenkommen oder im Freibad nebenan auf dem Handtuch liegen. Aber wir haben es auch einfach: Ihr betreibt ja meistens kein sonderliches Versteckspiel mit euren Reizen, und so ein Hintern oder Busen ist nun mal etwas, das sich sehr viel deutlicher abzeichnet als ein Penis. Ihr hingegen müsstet schon sehr genau hinschauen, um unter unseren Hosen irgend etwas Aufschlussreiches zu erkennen. Unsere Hosen sind meistens nicht so eng, und die Hamm-Vorliebe für ein befreites Untenrum ist auch nicht sonderlich weit verbreitet.

Schaut ihr uns trotzdem manchmal heimlich in den Schritt? Oder gerade deswegen? Findet ihr es überhaupt interessant, was wir mit uns herumtragen? Und erfreut euch so ein Hamm-Anblick tatsächlich? Findet ihr das schön – oder gar so richtig scharf? Mädchen, wie sieht’s aus mit eurem Penis-Glotzverhalten?

Auf der nächsten Seite liest du die Mädchenantwort von martina-holzapfl.


Die Mädchenantwort von martina-holzapfl:

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Die Antwort ist einfach: Ja, wir glotzen. Wir finden nämlich, dass sich euer Schritt ziemlich gut zum Hinglotzen eignet. Weil, wenn man nur vom Geschlechtsteil ausgeht, zeichnet sich da ja (interessanterweise ganz entgegen deiner Auffassung) bei euch noch viel mehr ab, als bei uns. Als wir im Teenager-Alter waren, haben wir euch darum manchmal sogar bemitleidet. Wir dachten: Die armen Jungs, bei den hängt da einfach immer so was herum und so richtig gut verstecken können die das ja gar nicht. Beim Fahrradfahren, beim Gehen und beim Sitzen, immer ist das da und hängt da rum. Da haben wir euch nicht drum beneidet, außer vielleicht für die Bequemlichkeit beim Pinkeln. Na gut: Das mit dem „Man sieht es eigentlich immer" gilt natürlich nicht für jene Mega-Skater-Jungs, die Hosen in der Dimension eines Containermüllsacks tragen.

Aber bei den meisten von euch kann man es, auch unter einer Badeshorts, zumindest erahnen. Da ist immer diese diffuse Beule, die bei jedem Jungen ein bisschen anders aussieht. Und diese undefinierte Beule verleitet eigentlich noch doller zum Hingucken, als wenn da alles hauteng vordefiniert wäre. Wir gucken nicht immer und nicht zu jeder Gelegenheit hin, wir stoßen eher so zufällig drauf. Unser Blick wandert so herum, und dann auf einmal müssen wir einfach kurz hingucken, ganz reflexartig. Und dann noch mal. Weil: Man sieht ja immer, immer, immer nur diese Rundungen. Das ist ganz instinktiv: Ich kann es nicht genau erkennen, also muss ich noch mal gucken. Sieht man da etwa etwas? Mehr als sonst? Hat der etwa, ist da links noch etwas, geht das etwa so weit rüber, so groß, woah, kann das echt sein? Urgh! Ach nee, der hat wohl nur was in der Hosentasche. Oder: Da sieht man ja gar nichts! Auch komisch... Vielleicht hat er ein Problem, vielleicht stimmt ja was mit ihm nicht? Oder: Was hat der wohl für Unterhosen an, ist der so der Boxershortstyp oder trägt der enger anliegende Unterhosen?

Wir können nichts für solche Gedanken, die schießen uns innerhalb von Sekunden durch den Kopf wenn wir zufällig da hingucken wo euer Geschlechtsorgan sitzt. Der nächste Gedanke ist dann natürlich: Hilfe! Aufhören, sofort. Der sieht mich ja! Ich kann da doch nicht so hinstarren.

Und dann lassen wir es, und in dem Moment denken wir auch schon an was anderes. So wichtig ist es dann nämlich doch nicht. Selbst bei Bildern, die wir ja länger studieren könnten, tun wir es meist nicht. Denn Fakt ist: Wichtiger ist immer, und das ist kein scheinheiliges Gefasel, die Gesamtbetrachtung. Das Gesicht, die Augen, die allgemeinen Proportionen. Was sich weiter unten unter einer gewissen Stoffbeule verbirgt, naja, wird schon irgendwas sein, wie immer und bei jedem Mann halt. Vielleicht ist das auch der größte Unterschied zwischen eurem und unserem Glotzen: Wir gucken nicht, um uns aufzugeilen. Wir gucken eher aus so einer naiven Neugierde, aus einem Reflex, etwas Konkretes im Unkonkreten zu entdecken.

Und wenn, wie im Fall Hamm, schnell klar wird, dass da doch etwas naja, ungewöhnlich auffällig hervorsticht, dann sind wir übrigens überhaupt nicht plötzlich sekundenscharf. Im Gegenteil: Wir sind vielleicht kicherig und OH-GOTT-mäßig amüsiert und aufgedreht - aber vom Erregungsaspekt her sind wir dann eher befremdet. Selbst dann, wenn die Sensation in der Hose dem schärfstem Typen der Erde gehört. So ein zur Schau gestellter, loser, nackter Riesenschwanz ist nämlich nicht gleich heiß, nur weil man ihn so unverblümt zu sehen bekommt. Er ist eher eklig. Genau so, wie bei einer Frau eine viel zu hoch hochgezogene Leggins irgendwie abtörnend wirkt: Es ist einfach viel zu viel des Guten. Intensiv zur Schau gestellte Geschlechtsorgane bekommen immer so schnell etwas unerträglich Beliebiges. Sie sind zu roh, zu fleischig, wie ein Hühnerschenkel im Neonlicht einer Fleischtheke. 

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