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Beruf: Nachwuchsweltretter

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Gutes tun und damit Geld verdienen – das Prinzip Sozialunternehmer ist eigentlich ganz schnell erklärt. Für viele scheinen Idealismus und Gewinnstreben aber immer noch schwer miteinander vereinbar. Um möglichst hohe Renditen geht es den meisten Sozialunternehmern auch nicht, wobei sie natürlich von ihrer Geschäftsidee gut leben können wollen. Dafür soll die gesellschaftliche Rendite möglichst üppig ausfallen. Noch ist Social Entrepreneurship eher ein Nischenphänomen. Doch der Gedanke, mit unternehmerischen Mitteln die Welt zu verbessern, findet immer mehr, gerade junge Anhänger. Manchmal schmeißen sie für ihre Ideen sogar einen sicheren Job hin. Hier stellen wir vier Projekte von jungen Sozialunternehmern aus München vor.

Polarstern

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Woher kommt der Strom? Aus der Steckdose, würden die meisten wohl antworten. Jakob Assmann, 31, Florian Henle, 32, und Simon Stadler, 33, waren mit dieser Antwort schon lange nicht mehr zufrieden. Deshalb haben die drei Freunde im April 2011 das Energieversorgerunternehmen Polarstern gegründet. Mit ihrer Firma bieten sie Privathaushalten Ökostrom und -gas an und wollen außerdem ein neues Energiebewusstsein in die Gesellschaft bringen. „Die Energiewende ist die größte Herausforderung für unsere Generation“, glaubt Jakob. Mit ihrem Unternehmen sind sie bisher die einzigen, die Haushalte neben hundertprozentigem Ökostrom auch mit hundertprozentigem Biogas aus Reststoffen versorgen. Außerdem bauen sie neue Ökokraftwerke. „Es reicht aber nicht, wenn wir in Deutschland und Europa unabhängig von Kohle- und Atomstrom und fossilem Erdgas sind“, sagt Jakob. Darum unterstützen sie für jeden Kunden, der zu Polarstern wechselt, eine Familie in einem Entwicklungsland dabei, eine Biogasanlage zu bauen, zunächst in Kambodscha. Ihr nächstes Ziel: „Profitabel werden“, sagt Jakob, „und bis nächstes Jahr 10000 Kunden.“



Zukundo

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Während seiner Doktorarbeit über Nachhaltigkeit hatte Christoph Ullmer, 31, mit Kollegen von der Uni München, der Uni Konstanz und aus dem Verein Creating Sustainability e.V. die Idee für ein Schülerangebot zum Thema Nachhaltigkeit. Zusammen mit Stefanie Rall, 28, Silke Bartsch, 34, und Frederick Trettin, 31, hat er deshalb 2010 Zukundo gegründet. Auf der Nachhaltigkeitsplattform entwickeln Schüler aus ganz Deutschland Projekte und Ideen rund um das Thema Nachhaltigkeit. Dazu gehören Chats mit Experten und Prominenten, Foto- und Ideenwettbewerbe und Aktionen an den Schulen. „Wir wollen, dass schon Kinder und Jugendliche ein Verständnis von Nachhaltigkeit entwickeln, bei sich im Alltag entdecken und umsetzen“, erklärt Christoph. Es geht bei Zukundo also um Fragen wie: Wo und was kaufe ich ein? Wie gehen wir mit unseren Mitmenschen um? „Die Antworten liefern nicht wir, sondern die Schüler selbst.“ Bisher sind knapp 10000 Jugendliche auf der Seite registriert.



Sira Munich

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Mehr Betriebskitas – das ist das Ziel von Christina Ramgraber, 31, und David Siekaczek, 29. Seit März 2011 bieten sie kleinen und mittelständischen Firmen ihre Beratung zur betrieblichen Kinderbetreuung an. Christina und David, die sich aus Unzufriedenheit mit ihrem Job sowieso gemeinsam selbstständig machen wollten, hatten nur noch nach einer sinnvollen Geschäftsidee gesucht. Beobachtungen wie etwa, dass in Bewerbungsgesprächen trotz Verbots oft die Familienplanung Thema war, oder das Frauen im Bekanntenkreis, wenn sie Mutter wurden, mehrere Jahre aus dem Beruf ausstiegen, brachten sie auf den Gedanken, dass sie hier etwas bewegen könnten. Die Beratungsprojekte dauern mindestens ein halbes Jahr, gerade steht für Christina und David deshalb auch erst ihre dritte Beratung an. Die Idee kommt gut an – einige Folgeaufträge sind schon in Sicht.



Green Cup Coffee

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert


Der perfekte Kaffee sollte nicht nur richtig gut schmecken und fair gehandelt sein, sondern es sollte auch komplett transparent sein, woher er kommt – bis zur Finca, der kleinen Kaffeefarm, auf der die Bohnen geerntet werden. Das finden jedenfalls Carolin Maras, 33, und Annika Poloczek, 30. Mit ihrem Kaffeehandel Green Cup Coffee wollen die Schwestern das auch alles auf einmal umsetzen. Ihr Ziel: Langfristig ausschließlich direkt gehandelte Kaffees von Fincas anbieten, die sie persönlich kennen. „Die Preise, die wir den Kaffeebauern zahlen, sind immer mindestens doppelt so hoch wie der durchschnittliche Fairtrade-Preis, oft auch noch höher“, sagt Carolin. Bisher kann man ihre Kaffees in ihrem Online-Shop und in manchen Cafés kaufen. In Zukunft wollen sie aber auch eigene Espressobars eröffnen.

Text: juliane-frisse - und Kathrin Hollmer

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