Ich kann nicht nicht schreiben. Ich schreibe schon mein ganzes Leben lang. Über Schule, als ich klein war, über Freunde, als ich größer wurde, über Liebe, als ich erwachsen wurde. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals nicht geschrieben zu haben, seit ich schreiben kann. Ich verpacke meine Gedanken in Worte, seit ich sprechen kann, aber das Schreiben gibt mir noch eine andere Ausdrucksweise. Eine elegante, klare Sprache.

Wenn ich rede, kommen mir manchmal so viele Gedanken in den Sinn, dass sich meine Worte überschlagen, dass ich meine Sätze falsch konstruiere und das, was ich sagen will, einfach verworren klingt. Mit einem Text passiert mir das nicht. Einen Text kann ich klar strukturieren, ich weiß meistens vorher schon genau, wie er aussehen soll, was er aussagen soll. Selbst, wenn ich nicht genau weiß, wie die Sätze klingen werden, sie kommen ganz von selbst und sie ergeben einen Sinn.

Und wenn ich schreibe, kann ich so viel besser ausdrücken, was ich eigentlich sagen will. Wenn ich schreibe, kann ich meinen Gedanken eine Struktur geben, die mir im Leben fehlt. Wenn ich schreibe, kann ich einen Sinn ausmachen aus den vielen Meinungen in meinem Gehirn. Wenn ich schreibe, kann ich Gefühle ausdrücken, die kitschig klingen, wenn ich sie laut ausspreche. Wenn ich schreibe, brauche ich nicht direkt sein. Ich kann meinen Gedanken Zeit lassen, kann sie sortieren und ordnen, bevor ich sie von mir gebe. 

Das ist einer der Gründe, warum ich das Internet liebe. Ich kann Dir sagen, was ich nicht zu sagen vermag, ohne ein Wort aussprechen zu müssen. Auch, wenn ich verstumme, wenn Du vor mir stehst: Du weißt trotzdem alles, was du wissen musst. Denn ich kann Dir (und über Dich) nicht nicht schreiben.