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Ehemalig: Lieblingsmensch.

Text: joliemiller
Verlust, das beschreibt den Anfang ohne Dich. Ich verlor nicht nur Dich. Nein, auch der Schlaf verließ mich. Ich lag nächtelang wach und meine Gedanken bildeten Schleifen über Schleifen, die immer wieder in demselben Knoten endeten. Du warst nicht mehr da, so hieß dieser Knoten. Dann verließ mich die Musik. Jeder Song ließ mir Tränen über das Gesicht laufen. Nicht nur Liebeslieder. Ich probierte Rock, Rap, Punk, Klassik. Es brachte nichts, jeder Ton klang nach Dir, jede Geige spielte auf meinen Nerven, jedes Wort passte auf uns. Dann verließen mich - nicht unbedingt in dieser Reihenfolge - das Lachen, die Wut, die Begeisterung, die Sehnsucht, die Liebe. Bis nicht mehr viel von mir übrig blieb, nur noch ein sehr blasser Schein von der Person, die ich mit Dir war. 

Ich sei Dein Lieblingsmensch, so hast Du es stets formuliert, aber diesen Lieblingsmenschen hast Du zerstört, mit ein paar knappen Sätzen. "Ich muss dir etwas sagen. Ich will dich nicht verletzen. Ich liebe dich nicht mehr." Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte, wie ich plötzlich den Status "Lieblingsmensch" verlor, der ich so viele Monate für Dich gewesen war. Das war mein schwerster Verlust.

Dabei hatte ich mich doch gar nicht geändert! Ich war doch immer noch dieselbe! Ich verliebte mich immer noch in Dein Kleines-Jungen-Lachen; ich bewunderte immer noch Deinen Mut zum Neuanfang; ich unterstützte doch immer noch jede Deiner verrückten Ideen. Meine Eigenschaften waren doch dieselben geblieben, ich war immer noch außergewöhnlich, schräg, merkwürdig, durchgeknallt. Es hatte sich doch nichts geändert.

Aber vielleicht war genau das unser Problem.

Während Du immer neues entdeckt hast, viele Schritte nach vorne gegangen bist, blieb ich am selben Fleck, einfach stehen. Und je weiter Du Dich von mir entferntest, umso kleiner wurde der Mensch in Deiner Erinnerung, der einst Dein Lieblingsmensch gewesen war. 

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