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Sternenhimmel

Text: bernweich

Als vor wenigen Wochen meine Oma starb hatte ich einige seltsame Erlebnisse. Am Tag ihres Todes hatte ich ein wichtiges Vorstellungsgespräch. Als es statt fand, war sie bereits gestorben, ich wusste es nicht, spürte es aber. Wir hatten eine sehr enge Bindung und sie half mir, den Job zu bekommen.

Freudig berichtete ich meiner Familie davon, wie sehr ich sie spüre, dass sie überall und um mich rum ist und auf einmal alles klappt, was vorher nicht ging. Und wie sie mich ärgert, mich schimpft, weil meine Wohnung nicht aufgeräumt sei und so Sachen..

Schade war nur immer dabei, dass meine Mama, ihre Tochter, immer nach einem Zeichen suchte von ihr, aber keines fand.

Immer wieder sagte sie zur Oma im Geiste, dass es jetzt mal Zeit würde, schließlich haben die anderen ja auch schon was bekommen.

Gestern gab es ein großes Gewitter (Typisch Oma, sie hatte es schon immer mit den Naturgewalten). Das Küchenfenster war geöffnet, damit die fetten Katzen rein können, das Wohnzimmer ist direkt ohne Tür mit der Küche verbunden, nur  getrennt durch einen Torbogen mit dem getöpferten Spruch „Unser täglich Brot gib uns Heute“.

Im Wohnzimmer hängt seit Ostern ein „Sternenhimmel“, sprich Mobile aus Glasgefertigten, wunderschönen Sternen. Eigentlich sollte es abgehängt werden nach Ostern und jedes Familienmitglied eines bekommen. Aber die kleinen Neffen von mir weigerten sich, also blieb es bestehen. Eine Idee meiner Oma.

Die bunten Glassterne hängen seither im Wohnzimmer, Omas Augen strahlten immer wenn sie sie ansah.

Das Gewitter gestern war so schlimm, dass meine Mama ein Stockwerk drüber ein knallen hörte (und sie ist Schwerhörig). Sie ging besorgt hinunter um nachzusehen, das Fenster in der Küche war durch den Sturm geschlossen.

Einzig und alleine drehte sich das Mobile wild im Kreis herum, einige Minuten, mehr als es ein Sturm eigentlich machen könnte.

Omas letzte Worte an meine Mama waren: “der schöne Sternenhimmel...“.

Mamas Worte an mich heute waren: „Wurd auch Zeit!“.

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