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Das Ding der Woche: Die Karl-Marx-Kreditkarte

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Es ist, als wollten sie ein bisschen Kommunismus in die Welt der Banken tragen: Ausgerechnet den ranghöchsten Kapitalismuskritiker Karl Marx wollen die Kunden der Chemnitzer Sparkasse auf ihren Kreditkarten sehen. In einem Internet-Voting haben 35 Prozent für ihn als beliebtestes Motiv gestimmt. Genau genommen handelt es sich um die Abbildung des Karl-Marx-Monuments, eines der Wahrzeichen der sächsischen Stadt Chemnitz (1953-1990: „Karl-Marx-Stadt“). Das macht die Sache aber trotzdem nicht weniger paradox.  

Taz.de witzelt, man könne auf die Frage nach der gewünschten Zahlungsweise ab sofort antworten: „Mit Marx, wie denn sonst“. Bild.de scherzt, die Chemnitzer könnten ab sofort mit dem „Nischel“ bezahlen. So wird das Karl-Marx-Monument nämlich im Volksmund genannt. Sogar auf die Seite des internationalen Wirtschaftsmagazin „Forbes“ hat es die Karl-Marx-Kreditkarte  geschafft.  

Es wäre aber nicht das erste Mal, dass man mit dem 1818 in Trier geborenen Philosophen seine Einkäufe erledigen kann. In der DDR war sein Gesicht auf dem 100 Mark-Schein abgedruckt. So richtig lässt sich das allerdings nicht vergleichen. Kapitalismus und Kommunismus: Zwei sich widersprechende Systeme, zwei Gegensätze, die lange Jahre die Weltpolitik in Atem gehalten haben, zwei Haltungen, die noch immer das Potenzial haben, Partygespräche in hitzige Diskussionen ausarten zu lassen - vereint in einer Plastikkarte der Chemnitzer Stadtsparkasse.  

Was der große Karl Marx wohl selbst dazu gesagt hätte? Höchstwahrscheinlich würde sich der 1883 in London verstorbene Autor sehr wundern, wüsste er von dieser dreisten Fehlplatzierung seines Konterfeis. Oder hätte er sich zu Lebzeiten vielleicht doch selbst gerne eine solche Karte zugelegt? In dem Buch „Warum Marx recht hat“ behauptet sein Biograph Terry Eagleton, dass Marx den Kapitalismus als Möglichkeit für die Menschen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, durchaus geschätzt hat. So soll der  Gesellschaftsökonom einmal über sich selbst angemerkt haben, dass keiner so viel über Geld geschrieben und so wenig davon gehabt habe, wie er.

Regionale Sehenswürdigkeiten sind übrigens laut einer Umfrage des Marktforschungsinstitus Grass Roots die beliebtesten Motive auf Kreditkarten. 30 Prozent haben ein solches Motiv. Das Karl-Marx-Monument konnte sich vor seinen Konkurrenten, dem Alten Rathaus von Chemnitz und der Burg Rabenstein behaupten. Auch beliebt: Tierbilder (zwölf Prozent), Vereinswappen von Sportklubs (neun Prozent) und private Fotos (acht Prozent).   



Text: kristina-machalke - Foto: Sparkasse Chemnitz

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