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Her mit dem Funding-Geheimrezept!

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Die Geschichte geht so: Ein Mann ging joggen und wollte während des Laufens seine Mails checken. Dafür hätte er sein Blackberry aus der Tasche ziehen müssen. Das fand der Mann unpraktisch, also setzte er sich in den Kopf, eine Armbanduhr zu erfinden, die wie eine Minifiliale des eigenen Smartphones agiert und alle Handy-Inhalte im Schnellcheckmodus anzeigt. Und wenn sie schon dabei ist, dachte er, könne sie gleichzeitig auch noch als Pulsmesser und Tacho dienen. Der Mann entwickelte einen Prototypen und setzte sich zum Ziel, innerhalb von 38 Tagen auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter 100.000 Dollar einzusammeln um mit diesem Geld die Uhr zu produzieren. Dann geschah etwas, womit niemand gerechnet hatte: Nach bereits drei (!) Tagen hatten Menschen aus aller Welt drei Millionen (!) Dollar gespendet.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Der Mann heißt Eric Migicovsky, die Uhr heißt „Pebble" und die Geschichte ist so wahr wie brandaktuell. Noch nie in der Geschichte des Crowdfundings ist in so kurzer Zeit eine so hohe Summe Geld für eine Idee zusammen gekommen. Die Sahnehaube auf der Torte des „Pebble"-Wahnsinns: Zum jetzigen Zeitpunkt ist sich die Summe schon wieder um etwa drei Millionen Dollar gestiegen - und die angesetzten 38 Tage sind noch längst nicht rum. Was mit dem überschüssigen Geld geschieht, weiß bisher keiner genau. Ein kleiner Teil wird jedenfalls angeblich in die weitere Ausarbeitung der Uhr investiert, die nun auch noch wasserdicht werden soll.

Wenn man solche Geschichten hört, macht einen das zuerst ein bisschen nervös: Man würde nämlich auch gern ganz schnell seinen Hintern hochkriegen und Menschen dazu animieren, einem für eine Idee bereitwillig jede Menge Geld zu überweisen. Andererseits machen solche Geschichten einen auch ein bisschen fassungslos, denn oft sind die Ideen alles andere als weltbewegend und wäre man spitzzüngig, könnte man behaupten, dass Crowdfunding im Grunde nichts anderes als Bettelei ist – und oft eine maßlose Verschwendung von Summen, die in wohltätigen Projekten vielleicht besser angelegt wären.

Verrückt ist im Fall von „Pebble" aber vor allem, dass die Idee einer „Smartwatch" keine neue ist. Große Firmen wie Microsoft, Fossil oder Sony mühten sich bereits damit ab, ähnliche Modelle zu vermarkten – bisher offensichtlich mit wenig Erfolg. Es scheint völlig rätselhaft, wieso nun gerade diese, und nicht eine der vielen weiteren auf Fundingplattformen herumgeisternden Ideen, so phänomenalen Zuspruch erhält.

Ganz egal ob „Pebble" oder irgendwelche x-beliebigen Reiseprojekte von Privatpersonen, die Frage zum Crowdfunding bleibt die gleiche: Wie erklärst du dir, dass einige, teils eher geht-so-interessante Ideen  einen so durchschlagenden Erfolg verzeichnen - während andere Ideen auf der Strecke bleiben? Worin liegt die Geheimzutat, mit einer Idee das große Geld zu machen? Verstehst du das? Bitte erklären!


Text: mercedes-lauenstein - Foto: FrankDietel/photocase.com

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