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Mit sanftem Zwang

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Rund um den Gärtnerplatz öffnen ständig neue Geschäfte. In der Corneliusstraße haben Martin Jonas und Gunnar Brand einen besonderen Laden aufgemacht, den es nur wenige Monate geben wird: den „Greissler“. Im Interview erzählen die beiden Freunde, warum man bei ihnen vorbeischauen sollte - und prophezeien, welches Trendgetränk die Rhabarberschorle ablösen wird.

Jetzt München: Ihr habt eurem Geschäft einen österreischischen Namen gegeben. Was verbirgt sich hinter einem Greissler?
Gunnar: Ein Greissler ist die österreichische Variante des Tante-Emma-Ladens. Wir haben beide lange in Wien gelebt und wollte ein Stück Wien nach München bringen. Das Besondere ist: Man kann in der Greisslerei nebenannicht nur ein paar Produkte kaufen, sondern das Geschäft ist auch ein Treffpunkt für interkulturellen Austausch.

Interkultureller Treffpunkt klingt ganz schön hochtrabend für einen Laden um die Ecke!
Martin: Das ist zumindest unser Ziel, Menschen aus dem Viertel miteinander in Kontakt zu bringen. Historisch ist die Greisslerei der Ort, an dem jeder für den täglichen Bedarf einkauft. Und dabei kommen alle miteinander ins Gespräch. Gunnar: Du, wir, reiche Leute, arme Leute.
Martin: Das wollten wir mit unserem Laden gerne adaptieren. Natürlich ist das ein Stück weit Sozialromantik. Auch in Wien gibt es solche Läden inzwischen nicht mehr an jeder Ecke.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Ihr habt vor ein paar Wochen eröffnet. Klappt das bisher mit dem Austausch beim Einkauf?
Gunnar: Die, die sich reintrauen, ratschen oft miteinander. Wir praktizieren da einen sanften Zwang. Wir haben hier diesen großen Tisch stehen statt mehrerer kleiner Tische. Wie in einem alten Wirtshaus müssen die Leute also alle zusammen sitzen, auch mal neben jemandem, den man nicht kennt. So kommt man bei einem Kaffee in Kontakt.
Martin: Außerdem veranstalten wir jeden Donnerstag einen Diskussionsabend mit je zwei Vortragenden. Da kommen Architekten, aber auch mal ein Musiker, ein Koch oder ein Strömungsmechaniker, und sprechen über ihr Fachgebiet. So entstehen spannende Gespräche.
Gunnar: Es gibt Nachbarn, die kommen wegen dem Austausch schon alle zwei Tage vorbei und nehmen sich einen Wein mit. Nebenan ist ja auch noch einen Weinladen. Aber sie sagen immer, dass es bei uns eben so nett und ungezwungen ist.

Ihr sagt, ihr wollt mit dem Laden ein Stück Wien nach München bringen. Kann man bei euch also nur österreichische Produkte kaufen?
Gunnar: Man bekommt bei uns einige österreichische Produkte, zum Beispiel Weine von österreichischen Winzern oder einen Kaffee aus einer Wiener Rösterei. Unser Konzept ist aber ein anderes. Bei uns gibt es schlicht Produkte, die wir mögen. Einfache, gute Dinge zum Genießen. Schöne Taschen oder Schokoladen. Und natürlich unseren Schilcher Traubensaft. Martin prophezeit immer, die Schilcher Traubensaftschorle wird die Rhabarberschorle als Trendgetränk demnächst ablösen.
Martin: Bei den allermeisten Produkten, die wir verkaufen, kennen wir die Menschen, die sie herstellen, persönlich. Einige sind Freunde von uns, alles sind junge Leute. Das war uns wichtig. Wir wollen jungen Menschen über unseren Laden eine Plattform geben. Die großen Hersteller haben das nicht nötig.

Klingt so, als hätte ihr die Idee schon lange gehabt.
Gunnar: Es gab die Idee tatsächlich schon länger. Dass wir hier am Gärtnerplatz aufmachen konnten, hat sich allerdings extrem kurzfristig Anfang Februar ergeben. Anfang März konnten wir öffnen, Ende Mai müssen wir schließen, weil das Haus generalsaniert wird.
Martin: Vielleicht gibt es noch eine kleine Sommerverlängerung von einem Monat. Aber dann ist definitiv Schluss. Wer vorbeischauen will, sollte also sicherheitshalber bis Ende Mai kommen.
Gunnar: Wir haben allerdings nur von Donnerstag bis Samstag geöffnet.

Weil ihr nebenbei noch in euren eigentlichen Jobs arbeiten müsst?
Martin: Das natürlich auch. Aber die Idee ist auch, dass die guten Dinge eben nicht immer verfügbar sind. Bei Amazon kann man sich zwar rund um die Uhr einen Espresso bestellen. Aber man kann ihn dort nicht trinken und interessante Menschen treffen.

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