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So umworben hat mich noch keiner..

Text: Fruddel
Manchmal ist man selber überrascht, über das was man gerade macht.
Ich erinnere mich noch ziemlich genau an den Abend im Sommer, eigentlich fühlte ich mich ziemlich gut. Dachte gerade alles wäre gut, aber andererseits war ich schon ziemlich nervös, weil ich nichts mehr von dem gehört hatte, bei dem ich Tage zuvor eingekehrt war, nach einer durch zechten Nacht.
Ich hoffte noch auf eine gemeinsame Zukunft und war noch ziemlich geblendet von den Abenden die ich zu vor mit ihm verbracht hatte. Eigentlich war längst klar, dass er sich nie wieder meldet.

Hätte mich dieser Umstand nicht wie besessen auf mein Handy gucken lassen, hätte ich nicht selber fahren müssen und wäre ein bisschen lockerer gewesen, dann hätte ich vielleicht auch gemerkt, wer mit mir in einem Raum sitzt.

Im Nachhinein, weiß ich schon wer im Raum war, aber es hat mich nicht interessiert.
Wer sollte schon mein Interesse wecken, wenn derjenige deprimiert und verkatert am Tisch sitzt und schon wieder weiter seltsam gebrautes in sich hinein kippt.

Das ist jetzt 6 Monate her. Vor 2 Monaten hat jemand zu mir gesagt, erinnerst du dich noch an N.? Öhm... War das nicht der der damals so verkatert war?
Wäre das nicht einer für dich?

Ich habe in dem Augenblick gar nicht darüber nach gedacht. Was 2 Monate später sein könnte. Oder das ich jemals darauf höre was andere mir vorschlagen.

Nun gut, Sonntage waren immer schon deprimierend und einsam. Nun habe ich vor zwei Wochen Initiative gezeigt und ihm einfach mal eine Nachricht geschrieben. Und jetzt fragt nicht wie ich darauf gekommen bin, dass zu tun. Ich hab es ohne nach zu denken gemacht.

Das er sofort antwortet und mir dann auch noch sagt, dass er eigentlich schon fast 6 Monate regelmäßig mal im Internet schaut was ich so mache...und sich aber nie getraut hat mich anzuschreiben... Da war ich schon ziemlich baff.

14.Februar 2012
Geburtstag meiner besten Freundin/Kollegin. Um 11.30Uhr steht ein Bulli von Fleurop vor der Tür meiner Arbeitsstelle und meine Kollegin geht selbst sicher hin, da sie natürlich (wie wir alle) davon ausgegangen ist, dass die für sie sind.
Als der nette Herr dann fragte ob Frau F. auch da ist. Bin ich fast rückwärts von meinem Stuhl gefallen. Mein Gesicht wurde Feuerrot, alles zitterte meine Beine wackelten und überhaupt ich wusste gar nicht mehr wo vorne und hinten ist.
Eine kleine Karte sagte mir: Für die schönste Frau- die noch nie etwas zu Valentinstag bekommen hat.
Ich konnte den ganzen Tag nichts mehr essen und ich war super nervös.

Noch am selben Abend beschlossen wir uns sobald es möglich ist uns zu treffen.
Dieser Abend war Freitag.
Ich sollte um 17.30Uhr zu ihm nachhause kommen. Damit wir gemeinsam mit einem Auto fahren konnten.
Als ich vor seinem Haus anhielt, fuhr er auch gerade auf den Parkplatz und entschuldigte sich 100x dafür, dass er nicht vor mir bei ihm war.
Ich wusste aber ja auch nicht wo er war.
So fuhren wir dann gemeinsam zu einem Restaurant seiner Wahl.
Am Tisch vielen mir nicht direkt auf, dass überall zusätzliche Blumen lagen und kleine Sternchen. Na gut es viel mir schon auf, dass da welche waren, aber ich habe nicht gesehen, dass die auf den anderen Tischen nicht waren. Und das er sie nur für mich dahin gelegt hat.

Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so umsorgt worden. Noch nie hat mir jemand Blumen geschenkt, einen Tisch für mich dekoriert, mir die Jacke abgenommen, die Autotür aufgehalten.

Ich habe mich gefühlt wie eine Prinzessin.

Nach dem Essen sind wir ins Kino gefahren, auf dem Weg vom Auto zum Kino, hat er meine Hand genommen, sie war noch kalt und ich habe den Angst oder Aufregungsschweiß gespürt.

Auch während des Films, hat seine mittlerweile warme Hand die ganze Zeit auf meinem Bein gelegen.
Ich habe mich wundervoll gefühlt.

Der Rückweg war irgendwie angespannt, ich wusste, was uns erwarten würde.
Abschiedskuss ja oder nein.

Ich konnte nicht ohne gehen.
An das Auto gelehnt, hat er mich geküsst. Ganz liebevoll und zärtlich.

Ich habe dann schnell gesagt, dass ich jetzt besser fahre, weil ich sonst vermutlich gar nicht mehr nachhause komme.
Außerdem sollten wir uns ja am nächsten Tag schon wieder sehen.

Voller Glücksgefühle bin ich in mein Bett gekrabbelt.

Am nächsten morgen war ich schon vor meinem Wecker wach. Ich war so aufgeregt und nervös.

Fasching. Es sollte gefeiert werden in unserem gesamten Freundeskreis. Irgendwie hat es mir Bauchweh gemacht, wenn wir an dem Morgen direkt als "Paar" in der Mitte aller stehen.

Ich hab ihn angerufen und ihn gebeten einfach ganz normal zu sein, und mich wie alle anderen zu behandeln. Er war ziemlich traurig, fast schon beleidigt. Aber mir ging das alles zu schnell. Ich kann nicht von einem Abend auf den anderen in große Liebe verfallen. Ich will ihn erst kennen lernen und nicht auf Urteile anderer hören.

Mit Unterstützung bin ich 5 Stunden später als alle anderen zum Fasching zu ihm nach hause gefahren. Ich wollte nicht den ganzen Tag zwischen den ganzen Narren sitzen.

Alle hatten schon ziemlich tief ins Glas geguckt und ich als nüchterne Autofahrerin, die sich ziemlich sicher ist, dass sie heute Nacht nach hause will und nicht beim ihm schlafen will, kam sich schon ziemlich seltsam vor.

Ich saß wie erwartet neben ihm, und ich habe es riskiert ihm einen Begrüßungskuss zu geben. Mit seinem Piratenhut auf dem Kopf und zusammen mit einem anderen, der an dem Abend das Taxi für seine Freundin war, haben wir die Wohnung gerettet, panisch den Herd ausgemacht als jemand meinte auf der Herdplatte Spiegeleier zu machen und andere gruselige Aktionen, zu denen nur betrunkene Menschen in der Lage sind.

Nach 3 Stunden und bestimmt 15 Zigaretten hat mein Kopf das ganze Chaos nicht mehr ertragen. Zusammen mit 3 anderen bin ich nach hause gefahren.

Aber auch den Abschiedskuss habe ich riskiert.

Ich habe mir schon Sorgen gemacht, ob die Wohnung von ihm am nächsten morgen noch steht. Aber als er um 3 Uhr ins Bett gegangen ist kam, noch eine Nachricht, dass er sich sehr gefreut hat, dass ich da war und das er sich schon auf einen Tag zu zweit freut, hatten meine Sorgen ein Ende

Heute habe ich schon viele Nachrichten von ihm bekommen, dass er mich jetzt schon vermisst. Und das er gerne an mich denkt.
Morgen fährt er auf Montage, und ich habe 10 Tage Zeit daran zu denken wie das weiter geht.

Ich freue mich. Aber so viel mühe hat sich noch keiner für mich gegeben. Das macht mir ein bisschen Angst. Aber ich werde es riskieren. Ich mag dich.

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