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Mama in deinem Ohr

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Egal was man tut, man bleibt immer das Kind seiner Eltern. Manchmal ist das gut so, weil sie einem etwas mit auf den Weg gegeben haben, das man gut gebrauchen kann, gute Finanzplanung zum Beispiel. Manchmal ist es schlecht, weil man sich ihre Ticks angewöhnt hat, einen Putzfimmel zum Beispiel. Und manchmal ist es auch nur so, dass sie sich immer wieder in Situationen einschalten, ohne, dass sie dabei sind – einfach, weil man aus jahrelanger Erfahrung genau weiß, was sie in diesem Moment sagen würden, wären sie anwesend. Dann hört man den elterlichen Satz laut in den eigenen Ohren, mit Nachdruck und Nachhall.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert



Mir passiert das zum Beispiel jedes Mal, wenn jemand in einem Gespräch vom Thema abgekommen ist, darauf zurückkommen möchte und mit einem bestimmten „Jedenfalls..." einsetzt. In dieser kleinen Pause, die danach meist entsteht, weil der Sprecher seine Gedanken kurz ordnen muss, sagt meine Mutter immer: „...ist der Kopp dicker als der Hals." Ähnlich ist es mit ihrer Antwort auf die Frage „Was soll ich denn jetzt machen?", denn die lautet stets „Auf den Kopf stellen und lachen." Ich kann nichts dagegen tun – wenn jemand die genannten Worte ausspricht, sitzt sofort Mama in meinem Ohr und gibt ihren Spruch zum Besten. Wennn eine Erkältung naht, höre ich wie sie „Nimm eine Para" (= Abkürzung für Paracetamol) oder „Mach dir Heilöl aufs Taschentuch" sagt und lausche ihrem „Meinst du, da schaut einer drauf?", wenn ich mich frage, ob die Farbe meines Schals wirklich zum Oberteil passt. Ich nehme diese Ratschläge nicht immer an und die Kommentare nicht immer ernst, aber sie begleiten mich trotzdem kontinuierlich. Und manchmal erwische ich mich dabei, wie ich beinahe „Auf den Kopf stellen und lachen" sage oder jemandem eine „Para" empfehle.

Was sagen deine Eltern immer? Klingen dir auch immer noch einige dieser Sätze in den Ohren? Wenn ja, welche? Sagst du sie manchmal sogar selbst oder machst dadurch etwas, das deine Eltern immer getan haben oder tun? Und stört dich das, wenn du dich dabei ertappst? 

Text: valerie-dewitt - Foto: anpixel / photocase.com

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