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Strafe für Kinderlose?

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Angestrichen:
"Derjenige, der Zukunft baut und Kinder hat, darf nicht mit denselben Beiträgen belastet werden wie jemand, der das - egal aus welchen Gründen - nicht tut."

Wo steht das:
In einem Artikel in der Tageszeitung "Die Welt". Das Zitat kommt von der bayerischen Familienministerin Christine Haderthauer (CSU), die damit auf einen Vorschlag der "Jungen Gruppe" in der Union reagiert. Die Abgeordneten fordern, dass man ab 25 höhere Sozialabgaben zahlen muss, wenn man keine Kinder hat.

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„Meist schweißt es die Partner eher zusammen, wenn sie gemeinsam die Depression überstehen”, sagt Dr. Gabriele Pitschel-Walz.

Illustration: Julia Schubert

Wer ab 25 keinen Nachwuchs hat, soll ein Prozent seines Lohns abtreten, geht es nach der "Jungen Gruppe" in der Union.

Und was soll das Ganze?
Ein Prozent ihres Einkommens sollen Kinderlose ab 25 in Zukunft abgeben, fordert die "Junge Gruppe" in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Dafür will sie noch in dieser Legislaturperiode eine entsprechende Verfassungsänderung durchsetzen. Kinderlose sollen demnach den vollen Prozentsatz zahlen, Eltern mit einem Kind die Hälfte und Eltern mit mehreren Kindern nichts.

Das Geld soll in die Sozialversicherungen, in Infrastruktur und Bildung investiert werden und nicht Teil des Bundeshaushalts werden, "damit die Rücklage nicht in der Tagespolitik verfrühstückt werden kann", wie der Sprecher der "Jungen Gruppe", Marco Wanderwitz, der "Mitteldeutschen Zeitung" sagte. Seinen Vorschlag hat er Bundeskanzlerin Angela Merkel persönlich vorgestellt. Als Begründung nannte er: "Unsere Sozialversicherungssysteme funktionieren nicht, wenn es zu wenig Kinder gibt."  

Kinderlosigkeit besteuern um die Geburtenrate hochzutreiben? Was nach einem schlechten Scherz klingt, ließ neben der bayerischen Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) auch den CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe positiv reagieren: "Das ist ein Grundgedanke, den ich für angemessen halten", sagte er. Auf Kritik stoßen Wanderwitz und die jungen Abgeordneten von CDU und CSU in der Opposition, aber auch in der eigenen Fraktion. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) wies die Forderung der "Jungen Gruppe", zu der sie eigentlich auch gehört, gegenüber der Tageszeitung "Die Welt" zurück: "Ich finde es vernünftiger, Kinderwünsche zu befördern statt Kinderlosigkeit zu bestrafen. Der Weg hin zu funktionierenden Kinderkomponenten in den sozialen Sicherungssystemen muss über Anreize führen und nicht über Abschreckung." Auch Angela Merkel hat sich inzwischen zu dem Vorschlag geäußert: "Schon eine Einteilung in Menschen mit und ohne Kinder ist nicht zielführend. Ich glaube, wir müssen andere Wege finden."

Auch auf Facebook wird gerade viel über den Vorschlag diskutiert. "ZDF Heute" hat dazu eine Diskussion auf dem sozialen Netzwerk gestartet. Es gibt ein paar Befürworter, die fast immer wie dieser User argumentieren: "Man sollte sich bei dieser Diskussion vor Augen halten, wer die Renten aller Kinderlosen später erwirtschaften muss!" Die meisten fühlen sich jedoch diskriminiert, immerhin sind viele ungewollt kinderlos. "Das ist eine doppelte Strafe für jene Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen keine eigenen Kinder bekommen können und aus finanziellen Gründen keine Kinder adoptieren dürfen", hat ein User gepostet. Andere schreiben von "Zwangsverheiratung und Zwangsbefruchtung". Oder schlagen eine "Luftholsteuer" vor: "Atmen muss jeder".

Text: kathrin-hollmer - Foto: TimToppik / photocase.com

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